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Die Rache der Liebe

Die Rache der Liebe

Titel: Die Rache der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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würde.
    Außerdem fürchtete er, Fieber zu bekommen, denn seine Gedanken gerieten immer wieder durcheinander. In einem Moment wußte er, wo er sich befand, und im nächsten war er sich dessen nicht mehr so sicher. Eines wußte er jedoch genau: Er muss te jemanden finden, der ihn verstand und seine Schwester benachrichtigen konnte. Sie würde dann kommen und ihn nach Hause bringen - mittlerweile bezweifelte er nämlich, dass er es allein schaffen würde.
    Und so schleppte er sich weiter, bewegte sich immer gen Süden. Die Sonne war eindeutig im Absinken begriffen und wies ihm die Richtung. Dank der Hausfrau besaß er jetzt auch Proviant, der ihm ein, zwei Tage reichen würde. Allerdings war der Sack mit den Nahrungsmitteln beinahe zu schwer für ihn, da er all seine Stärke dazu benötigte, einfach nur ein Bein vor das andere zu setzen. Seine unerklärliche Schwäche war ihm nach wie vor ein Rätsel. Aber sein Kopf schmerzte noch zu sehr, als dass er darüber oder über die anderen, nicht minder rätselhaften Fragen nachgrübeln wollte.
    Stunden verstrichen, die Sonne ging unter, der Himmel verdunkelte sich allmählich, und Seligs Kraft war nahezu erschöpft - doch da hatte er abermals Glück. Es war gerade noch hell genug, um das Anwesen zu erkennen, eine stattliche Burg, die von einem dicken, hölzernen Festungswall umgeben war. Er war sich nicht sicher, ob sie auf ihrem Weg nach Ostanglia hier vorbeigekommen waren, aber in einem so großen Anwesen muss te es in jedem Fall einen Menschen geben, der Keltisch sprechen konnte.
    In Gedanken schon bei einem weichen Bett und Frauen, die ihn umsorgten, schleppte er sich an dem hohen Festungswall entlang. Aber er schaffte es nicht ganz bis zum Tor. Ein neuerlicher Schwindelanfall ergriff ihn, und er lehnte sich gegen die Mauer, um zu warten, bis er wieder vorbei wäre.
    Auf der anderen Seite der Mauer waren Stimmen zu vernehmen. Sie waren aber zu leise, als dass er sie verstehen konnte, und er wußte auch nicht, ob er genügend Kraft hätte, so laut zu rufen, dass man ihn hören könnte. Das war auch nicht nötig. Vier Reiter näherten sich dem Tor, wahrscheinlich eine zurückkehrende Wachmannschaft, und zwei der Reiter bogen nun in Seligs Richtung ab. Erleichtert atmete er auf - leider etwas voreilig, denn an diesem Ort sollte er keine Hilfe vorfinden, sondern die Qualen der Hölle.
     

7
    Auf ihrem Weg zur Halle hatte Erika die zurückkehrenden Wachen nur am Rande wahrgenommen. Sie kam schon wieder ziemlich spät zum Abendessen, was wegen des hinterhältigen Diebes langsam zur Gewohnheit wurde. Der Missetäter hatte am Nachmittag erneut zugeschlagen; diesmal hatte er ein Schmuckstück geraubt, und zwar eines, das ihr gehörte. Deshalb war sie auch so abwesend, weil ihre Gedanken einzig um diesen dreisten Dieb kreisten, der nun schon seit Wochen sein Unwesen trieb.
    Kaum hatte sie jedoch die Tafel erreicht und ihren Neffen mit einer innigen Umarmung begrüßt, tauchte einer der Wachmänner auf, um ihr mitzuteilen, dass Wulnoth einen Spion festgenommen habe und um Erlaubnis bitte, ihn zu hängen. Typisch Wulnoth, dass er um Vollstreckung einer Strafe anfragte, noch ehe sie Zeit gefunden hatte, darüber nachzudenken - oder sich die Fakten anzuhören.
    »Bring den Gefangenen zu mir, sobald die Halle etwas leerer geworden ist! « befahl sie der Wache.
    Der Mann druckste eine Weile herum, ehe er schließlich sagte: »Du würdest uns einen großen Dienst erweisen, Mylady, wenn du zu ihm gehen würdest. Es hat sechs Männer bedurft, um ihn ins Loch zu schleppen. Er weigert sich zu gehen.«
    »Wieso denn das?«
    »Das sagt er nicht - er spricht nämlich eine Sprache, die wir nicht kennen. «
    Sie warf dem Mann einen spöttischen Blick zu. »Ach, aber wenn der Mann ein Spion ist, sollte er eigentlich in der Lage sein, uns zu verstehen, denn sonst würde er ja nichts erfahren. Er könnte lediglich das beobachten, was außer ihm auch alle anderen sehen können. Wieso beschuldigt ihn Wulnoth?«
    »Das hat er nicht gesagt. «
    Erika seufzte. »Na schön, ich werde nach dem Essen kommen. Bis dahin wird der Fall doch noch warten können, oder?«
    Ihr trockener Ton ließ ihn erröten; er nickte und eilte von dannen. Als sie sich anschließend zum Essen an die Tafel setzte, gingen ihr die Worte des Wachmanns nicht aus dem Kopf. Sechs Männer, um einen Mann ins Loch zu befördern? Das ergab keinen Sinn, es sei denn, dieser angebliche Spion war ähnlich gebaut wie Turgeis, und Turgeis war,

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