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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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keine Kluft mehr zwischen Volk und Herrscher, zwischen oben und unten. Nur noch die tief empfundene, wahrhaftige Freude über die bevorstehende Ankündigung der frohen Botschaft, dass ihnen allen heute der Heiland geboren worden war.
    Anna gab Chassim ein verstecktes Zeichen – ihr schien der gute Ambros allmählich so in seiner Rolle aufzugehen, dass er anfing, sie zu übertreiben. Graf Chassim verstand ihre Besorgnis sofort, ging zu Ambros und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der nickte und hob erneut die Hand zum Zeichen der Ruhe. »Lasset uns mit dem Gottesdienst fortfahren.«
    Er begab sich, begleitet von Anna von Hochstaden und Graf Chassim, neben Graf Georg und dessen Gemahlin in die erste Reihe des Hochadels, nickte den Fürsten und ihren Frauen gnädig zu – Elisabeth von Bayern versuchte vergebens, seinen Blick einzufangen – und wartete darauf, dass der Erzbischof wieder zum Altar trat, während der Nonnenchor auf ein Zeichen von Bruder Thomas anfing zu singen. Das beruhigte die allgemeine Aufregung nach und nach, so dass die heilige Messe endlich wieder ihren geordneten und gewohnten Verlauf nehmen konnte.
    Nur Pater Severin war plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Der geschlagene Erzbischof musste die Messe allein zelebrieren.
    Bruder Thomas erbarmte sich schließlich seiner und stand ihm bei der liturgischen Zeremonie zur Seite, was die Angelegenheit für Konrad von Hochstaden nur verschlimmerte, soweit das überhaupt noch möglich war.

II
    V eit hatte sich in den Stallungen der Burg verkrochen und sich dort hinter den Haufen aus Heu und Stroh versteckt. Er zitterte am ganzen Körper, als hätte er Fieber. Denn jeden Moment rechnete er eigentlich damit, von den königlichen Wachen aufgestöbert, mit Mistgabeln auf den Hof getrieben und auf Geheiß des Königs auf die Streckbank gefesselt zu werden, damit man ihn einer peinlichen Befragung unterziehen konnte. Dabei wusste er gar nicht, ob es auf Burg Landskron überhaupt eine Folterkammer gab, er wusste nur, dass er nicht unbedingt nähere Bekanntschaft mit ihr machen wollte. Eigentlich hätte er seine wenigen Habseligkeiten packen, ein Pferd nehmen und sich schnellstmöglich aus dem Staub machen sollen. Hier auf Burg Landskron war sein Leben keinen Pfifferling mehr wert, seit er sich im Klaren darüber war, dass er den finalen Auftrag des Pater Severin mit all seinen Konsequenzen nicht mehr ausführen konnte und wollte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er aufflog oder bis Pater Severin kam, um einen unliebsamen Zeugen wie ihn aus dem Weg zu räumen. Für den Erzbischof war er ein Stachel im Fleisch und zum Sicherheitsrisiko geworden. Geld, um eine gewisse Zeit über die Runden zu kommen, besaß Veit genügend. Aber er hatte noch einen Funken Hoffnung, dass Bruder Thomas ihn nicht hereinlegen wollte und mit offenen Karten spielte. Dies war sein Strohhalm, an den er sich klammerte und weswegen er nicht schon längst über alle Berge war.
    Es ging ihm nur noch um die Unsterblichkeit seiner Seele. Wenn er schon durch sein abscheuliches Vorgehen gegen Leib und Leben des Königs sein eigenes Leben verwirkt hatte, wollte er nicht auch noch für alle Zeiten dem Höllenfeuer preisgegeben sein, ohne Aussicht auf Erlösung. Und diese bestand einzig und allein in der Absolution. Veit setzte seine letzte Hoffnung daran, dass Bruder Thomas sich dazu durchgerungen hatte, ihm diese zu gewähren, schließlich hatte er, Veit, gebeichtet und bereut. Lange konnte es nicht mehr dauern, dann musste die Mitternachtsmesse zu Ende sein, die adligen Herrschaften würden in die warme Halle des Palas strömen, und die Festlichkeiten nach der langen Fastenzeit würden bis in die frühen Morgenstunden dauern. Wenn der Mönch sein Versprechen eingehalten und nichts ausgeplaudert hatte, konnte Veit in der Burgkapelle auf Vergebung hoffen. Das war sein einziger Trost und der Gedanke, auf den er sich mit aller Willenskraft konzentrierte, weil ihn das ständige Grübeln ganz mürbe im Kopf gemacht hatte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als auf Gottes Barmherzigkeit und die des Mönchs zu vertrauen. Veit beschloss, schon einmal die Burgkapelle aufzusuchen, um dort auf Bruder Thomas zu warten und solange zu beten. Vielleicht konnte er auf diese Weise die Zeit überbrücken, ohne Gefahr zu laufen, vor lauter Verzweiflung und Angst vollends den Verstand zu verlieren.
    Er schlich aus den Stallungen und überquerte den Hof, wobei er sich sorgfältig im Schatten hielt. Der

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