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Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
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Dorfstraße entlanglenken wollte. Notgedrungen hielt er in gebührendem Abstand zum brennenden Gehöft an.
    »He da! Ist hier jemand?!«, brüllte er gegen das Prasseln des Feuers an. Immer noch war kein Mensch zu sehen. Die enorme Hitze machte es unmöglich, sich dem Gebäude mehr als auf hundert Fuß zu nähern.
    Da entdeckte Anna ein kleines, verängstigtes Kindergesicht hinter einem Gebüsch im Straßengraben. Sie sprang vom Kutschbock und eilte auf das Kind zu, das auf allen vieren auf der gegenüberliegenden Seite aus dem Graben herauskrabbelte und über ein Stoppelfeld in Richtung Waldrand davonrannte.
    »Bleib stehen, ich will dir doch nichts tun!«, schrie Anna hinterher, aber der Kleine in seinem schmutzigen Hemdchen lief davon, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her.
    »Anna! Bleib hier, was machst du da?!«, rief Chassim auf seinem Kutschbock und musste hilflos mit ansehen, wie Anna ihre Tunika raffte und dem Jungen hinterherhetzte. Chassim wusste nicht mehr, wie oft er es schon verwünscht hatte, dass er, behindert durch sein gebrochenes Bein, nicht so handeln konnte, wie es nötig gewesen wäre. Er rutschte vom Kutschbock und versuchte, mit Krücke und Gipsbein hinter Anna herzuhumpeln. Aber schon nach wenigen Schritten sah er ein, dass es keinen Sinn hatte – das abgeerntete Feld war gut dreihundert Fuß breit, und spätestens an der dritten Furche wäre er ins Stolpern geraten und hingefallen. Anna hatte schon den Waldrand erreicht und verschwand in diesem Moment hinter dem Kleinen im dichten Unterholz. Wütend warf Chassim seine Krücke auf den Boden.
    Zweige schlugen ihr ins Gesicht, aber Anna kümmerte sich nicht darum. Der Kleine war wieselflink. Sie hatte große Mühe, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Er duckte sich geschickt unter einem quer liegenden, abgestorbenen Baum hindurch und war auf einmal verschwunden. Völlig ausgepumpt blieb sie stehen, sie musste erst wieder zu Atem kommen und lauschte. Ringsumher war dichter Nadel- und Laubwald, das Dickicht aus stachelbewehrten Brombeersträuchern vor ihr schien undurchdringlich. Die Baumkronen standen so dicht, dass sie vom Tageslicht nur spärlich durchdrungen wurden. Bis auf das ferne Hämmern eines Spechts war nichts zu hören. Anna war auf einmal verunsichert, aus welcher Richtung sie gekommen war.
    »Wo steckst du, Kleiner?!«, rief sie laut. »Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin Anna von der Burg Greifenklau. Ich will dir nur helfen.«
    Sie horchte auf eine Antwort. Plötzlich raschelte es. Anna ging langsam rückwärts in banger Erwartung dessen, dass sie vielleicht irgendein Schwarzwild in seiner Deckung aufgescheucht hatte, das sich in die Enge getrieben wähnte und nun auf sie losging.
    Stattdessen krochen zwei Dutzend Gestalten in grober Kleidung von allen Seiten aus dem Unterholz – verstörte Frauen, Kinder und Männer. Das kleine Kerlchen war auch dabei und drückte sich eingeschüchtert an eine Frau, die wohl seine Mutter war. Einige Frauen weinten, die pure Angst stand allen in den Augen. Der Älteste unter ihnen, ein weißbärtiger Mann, der mit einem dicken Ast bewaffnet war, trat einen Schritt vor.
    »Sind sie weg?«, fragte er.
    »Wer seid Ihr?«, wollte Anna wissen.
    »Ich bin der Dorfschulze von Wesling. Sind sie weg?«
    Anna nickte. »Wenn Ihr diejenigen meint, die Euer Dorf in Brand gesteckt haben – die sind verschwunden.«
    »Sie kamen auf einmal in unser Dorf geritten und haben damit gedroht, dass sie jeden einen Kopf kürzer machen, der nicht verschwindet. Wir haben uns hier versteckt, es waren bestimmt an die zwanzig Strauchdiebe, sie hatten Waffen und Fackeln dabei und sahen ganz danach aus, als würden sie nicht viel Federlesens machen …«
    Anna schnitt ihm das Wort ab, indem sie die Hand hob. »Das könnt Ihr uns später erzählen. Ich bin mit Graf Chassim von Greifenklau hier. Er wird dafür Sorge tragen, dass Euch Gerechtigkeit widerfährt. Aber jetzt … Wenn Ihr noch retten wollt, was zu retten ist, dann holt Eimer und Wasser, so viel und so schnell Ihr könnt, und sorgt dafür, dass das Feuer nicht auch noch auf andere Katen übergreift!«
    Der Dorfschulze zögerte nicht länger und winkte seinen Leuten. »Ihr habt gehört, was die edle Dame gesagt hat. Los, zurück zum Dorf!«
    Sie rannten alle los, der Dorfschulze voran. Anna folgte ihnen.
    Als sie den Waldrand erreichten und ihr brennendes Dorf sahen, fingen einige von ihnen laut an zu schreien und zu wehklagen, aber der Dorfschulze

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