Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Rache der Medica (Die Medica-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Geiges
Vom Netzwerk:
hatte.
    Wie sehr sie ihren Herrn und Meister vermisste! Er hatte sofort erkannt, was für ein großes Talent in ihr steckte, wie schnell sie lernte und wie neugierig sie auf alle Methoden war, die er abseits aller gängigen Lehrmeinung erforscht hatte. Ob Meister Aaron wohl in Hispanien angekommen war? In dieser merkwürdigen Stadt namens Toledo, wo angeblich Christen, Juden und Mauren friedlich zusammenlebten? Sie wünschte es ihm von ganzem Herzen und schickte einen stummen Gruß zum blassen Morgenstern hinauf, der gerade noch zu erahnen war, verbunden mit dem Wunsch, dass Aaron ihn dort im fernen Hispanien auch sehen konnte.
    Unten in der nächsten Talsenke war ein leichtes Donnergrollen zu hören, das allmählich lauter wurde. Es hörte sich an wie ein fernes Gewitter. Jetzt, im Herbst, am frühen Morgen? Sie musste sich getäuscht haben. Doch das Geräusch wurde stärker und kam näher, schließlich stand sie auf und erkannte die Ursache. Ein Trupp Reiter, so um die zwanzig Mann, die in vollem Galopp aus dem Wald herausgeprescht kamen, immer paarweise, ihre Waffen und Kettenhemden glitzerten und blinkten im Sonnenlicht. In einem wahren Höllentempo ritten sie in einem großen Bogen gen Süden weiter. Wie ein gefährlicher Spuk waren sie Augenblicke später wieder hinter der nächsten Biegung verschwunden.
    Anna wunderte sich nicht länger und ging durch das taunasse Gras zum Lagerplatz zurück. Sie pflückte einen Grashalm und kniete sich vor den schlafenden Chassim nieder, um ihn damit zu necken. Aber der hatte nur so getan, als ob er schlafen würde, erwischte sie am Arm und sah ihr liebevoll in die Augen. »Du bist schon wach?«
    Statt einer Antwort küsste sie ihn. Er erwiderte den Kuss und zog sie enger an sich heran.
    Das Glück war unberechenbar. Manchmal verweilte es doch länger, als man es sich erhoffte, dachte Anna, und dann vergaß sie alles um sich herum.

X
    D ie Sonne schien warm vom wolkenlosen Himmel herab, und Anna und Chassim holperten auf ihrem Gefährt eine steinige Landstraße am Waldrand entlang. Sie waren auf dem Rückweg zur Burg Greifenklau. Plötzlich hielt Chassim die Pferde an und wandte sich an Anna.
    »Bitte, Anna, tu mir den Gefallen, und reiß mir einen Ast ab.« Er kratzte sich am Knie oberhalb der Gipshülle. »Seit Tagen juckt es mich unter diesem Verband, dass ich es kaum noch aushalte. Wann kannst du mir denn endlich diesen Mörtel abnehmen?«
    »Geduld, mein Lieber, scheint nicht gerade deine große Stärke zu sein«, zog sie ihn auf, sprang vom Kutschbock herunter und riss am Waldrand einen dünnen armlangen Ast ab. Sie zupfte das Laub weg und reichte ihn Chassim.
    »Ich habe leider keine Erfahrung mit diesem Material, aber ich glaube, dass dein Schienbein, wenn der Heilungsprozess normal verlaufen ist, inzwischen so zusammengewachsen sein müsste, dass es wieder belastbar ist. In spätestens einer Woche werde ich dir den Gips abnehmen.«
    »Halleluja, ich werde eine heilige Messe in Wetzlar lesen lassen, wenn es so weit ist!«, knurrte Chassim. Er führte den Stock zwischen Haut und Gipsrand ein und stocherte damit herum, während Anna zurück auf den Kutschbock stieg. Aber sie hatte etwas in ihrer Fahrtrichtung entdeckt und stellte sich der besseren Sicht wegen auf die Sitzbank. »Siehst du das?«, fragte sie und beschattete ihre Augen, während Chassim wohlig stöhnte, weil er endlich die Stelle unter der Gipshülle gefunden hatte, die ihn so quälte. Er sah auf in die Richtung, in die Annas Hand wies.
    Am Horizont über dem Waldrand war eine Rauchsäule zu erkennen, die senkrecht gen Himmel stieg.
    »Das ist Rauch. Da brennt es!«, sagte Chassim, warf den Stecken beiseite und schnalzte mit den Zügeln, um die Pferde antraben zu lassen.
    »Das müsste Wesling sein, ein kleines Dorf, vielleicht ein paar Katen und ein Bauernhof«, erklärte Chassim und trieb die Pferde noch mehr an, die sogleich in eine schnellere Gangart wechselten.
    Als sie endlich aus dem Wald herauskamen, sahen sie schon von weitem, dass das Gehöft am Ortseingang nicht mehr zu retten war – das Strohdach brannte bereits lichterloh. Auch aus der Scheune schlugen die Flammen, eine Seitenwand fiel ächzend in sich zusammen und zog den Rest der Scheune mit sich, Funkenregen stob auf. Die daneben stehende ärmliche Kate hatte bereits Feuer gefangen.
    Anna sah keinen Menschen weit und breit. »Warum ist niemand da und versucht zu löschen?«, schrie sie.
    Die Pferde scheuten, als Chassim das Fuhrwerk die

Weitere Kostenlose Bücher