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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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prüfte.
    »Männer!«, rief Siegfried nun, und mit einem »Ho!« aus zehntausend Kehlen grüßten die Soldaten ihren Anführer. »An meiner Seite geht es heute gegen den Feind. Ihr habt euch mir verpflichtet, ohne den Feind zu kennen, seine Stärke, seine
Zahl
. Im Gegenzug versprach ich euch nicht nur Gold, sondern den Sieg. Wenn ich eure Schritte heute gen Norden lenke, dann wird manch erfahrener Söldner schon wissen, wo wir die Schwerter des Gegners in der Sonne blinken sehen werden. Es geht
gegen Xanten!
«
    Er schrie die letzten Worte – und die Männer jubelten ihm zu. Weniger aus ehrlicher Begeisterung, mehr aus gekaufter Loyalität. Kaum einer hatte Grund, Wulfgar freudig entgegenzumarschieren. Viele trugen noch Münzen aus seinem Sold in den Taschen.
    Nun war die Richtung gegeben – und die Zeit für den Feldzug verrann unerbittlich. Mit schnellem Pferd würde ein Spion sicher Wulfgar Meldung machen. Es war eine Frage von Tagen, nicht von Wochen, wann die Xantener Truppen fest an den Grenzen standen.
    »Doch ich biete mehr als Gold und Sieg!«, rief Siegfried nun, und Nazreh sah ihn überrascht von der Seite an. Was hatte sein Freund sich überlegt?
    Der Prinz brach mit dem Pferd aus dem Kreis seiner Generäle aus und ritt langsam die erste Reihe seiner Truppen ab, den Männern dabei in die teilnahmslosen Gesichter schauend. »Ihr kommt von weither. Viele von euch heimatlos oder von fremden Reichen verstoßen. Gold mag euch Huren kaufen – doch keine Frauen! Es kauft euch Häuser – doch keine Heimat! Verbündete – doch keine Freunde!«
    Thelonius sah stirnrunzelnd zu Nazreh. Was tat Siegfried da? Wollte er seine eigenen Leute demoralisieren, ihnen den Lohn des Krieges bitter machen?
    »Was Xanten braucht, ist mehr als ein König – es braucht Männer! Und gleichsam Island! Ausgelaugt von Kriegen und Misswirtschaft liegen die Reiche darnieder. Und darum verspreche ich jedem – jedem! –, der siegreich an meiner Seite reitet, die Vollbürgerschaft von Xanten. Oder Island, wenn ihr gerne friert.«
    Einige Soldaten lachten, andere begannen zaghaft Zustimmung zu grölen.
    »Und mit der Vollbürgerschaft – beurkundet und mit meinem Siegel garantiert – erhaltet ihr gutes Land, um euch niederzulassen. So kämpft ihr nicht nur um meinen Thron, so kämpft ihr auch für eure Zukunft!«
    Es dauerte ein, zwei Minuten, dann hatte sich Siegfrieds Botschaft bis in die letzten Reihen durchgesprochen. Immer mehr Männer stampften zustimmend mit dem Fuß auf den Boden oder schlugen den Knauf des Schwerts an das mitgebrachte Schild. Lauter, immer lauter. Die ersten brüllten »Siegfried! Siegfried«, und hunderte Fäuste reckten sich gen Himmel.
    Siegfried kehrte zu seinen Mitstreitern zurück, die ihn bewundernd ansahen.
    »Ähnliches kenne ich nur aus Rom.« Thelonius lachte. »So entlohnten wir einst Sklaven.«
    Nazreh legte Siegfried bewundernd die Hand auf die Schulter. »Ein kluger Zug gleich zu Beginn. Eines Königs würdig.«
    Siegfried lächelte und genoss den Jubel, der ihm wie eine warme Welle entgegenbrandete. »Herzen gilt es genauso zu erobern wie Reiche, habe ich kürzlich gehört. Jetzt reiten wir nicht mehr mit
einem
Heer – wir reiten mit
meinem
Heer.«
    »Dann werden auch die Götter auf deiner Seite sein«, sagte Thelonius und zog etwas aus einem Beutel, der an seinem Fuß lag. Er reichte Siegfried eine Kladde, ausgefranst und abgenutzt in festem Leder. »Hier – es möge dir auf dem Weg nach Xanten lehrreicher Begleiter sein.«
    »Was ist das?«, fragte Siegfried, ohne das Werk zu öffnen.
    »Es ist mein Feldbuch«, sagte Thelonius. »Die Chronik meiner Schlachten, mit der Quintessenz des militärischen Wissens, das das Römische Imperium in den Jahrhunderten gesammelt hat. Kann ich auch nicht an deiner Seite reiten – das Buch ist ein ebenso erfahrener Gelehrter.«
    Siegfried nickte dankbar, und sie gaben einander fest die Hand. »Ich halte es in Ehren, und wenn Wulfgars Haupt auf dem Spieß verfault ist, werden die Kinder Xantens mit deinem Feldbuch die Kriegskunst lernen.«
    Der Prinz wusste, dass es nun Zeit zum Aufbruch war. Nicht nur, um Wulfgar die Gelegenheit zu nehmen, eine solide Verteidigung aufzubauen, sondern auch, um die Welle der Begeisterung unter den Soldaten zu nutzen. Sie würde das Heer tragen und die Schritte beschleunigen.
    Unter seinem Hemd spürte Siegfried das Horn des Dryk, Zeichen seines Mutes, Versprechen an seine Familie. Er hob die Faust gegen den Himmel:

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