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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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hohes Ansehen besaß.
    Lustlos ließ Siegfried von den Männern, die noch in seinem Sold standen, das restliche Gold der Nibelungen herbeischaffen und ein paar Boote für die Reise auf dem Rhein herrichten. Deren hölzerne Bäuche füllte er mit Nahrung ebenso wie mit Kleidung und Saatgut. Vier Schiffe trugen ganze Schaf- und Rinderherden in sich, um die Landwirtschaft Islands eilends zu verstärken. Wenn er schon nicht als Retter kam, so wollte Siegfried wenigstens als Wohltäter seinem Volk willkommen sein.
    Xandrias General Alban entpuppte sich als vertrauenswürdiger Ratgeber, was die Vorbereitungen für die lange Reise anging, und bei viel Bier und Schweinebraten saßen sie manchen Abend da, um Siegfrieds Heimfahrt zu planen. Es entging dem alten Veteranen nicht, dass der Prinz von Island trotz des guten Kriegsausgangs missgelaunt war. »Hoheit, grämt Euch nicht. Sicher ist Island nicht Xanten, aber es ist ein schönes Reich, das zu regieren hohe Ehre verspricht.«
    »Gewiss«, knurrte Siegfried und trank seinen Kelch leer. »Doch kam ich, um einen anderen Thron zu gewinnen.«
    Alban lächelte milde. »Glaubt einem alten Schlachtpferd – der Thron Xantens ist kein sicherer Ort, und seit Generationen hat er den Regenten kein Glück gebracht. Als ich noch unter Siegmund diente ...«
    »Du warst in Xantener Dienst, als König Siegmund herrschte?«, unterbrach Siegfried überrascht. Er hatte angenommen, dass die meisten Generäle unter Wulfgar eingesetzt worden waren.
    Alban nickte. »Ich stand sogar an seiner Seite, als es auf dem Schlachtfeld gegen die Schlange Hjalmar ging.«
    »Und Kriemhild – kanntest du die edle Königin?«
    Der General strich seinen Bart, als müsse er überlegen. »Sie war nicht lange auf dem Thron, kam gerade von Bur-gund und reiste bald nach Xanten, wo sie ihr Ende fand. Man sagt, sie sei ob der verlorenen Liebe wahnsinnig geworden, doch als Regentin dieses Reiches war sie weise und gerecht. Ich hörte die ersten Schreie des Kindes, das sie gebar.«
    Siegfried konnte seine Aufregung kaum verbergen. »Der Sohn? Was geschah mit ihm?«
    »Er hieß wie Ihr, Hoheit – Siegfried. Wohl im Gedenken an den Vater. Die Königin nahm ihn mit nach Gran, wo Hochzeit mit Etzel sein sollte. Stattdessen gab es ein Massaker, und mit keinem Reich haben die Hunnen seit jeher wieder Verbindungen geknüpft.«
    »Ist das Schicksal des Jungen verbürgt?«, hakte Siegfried nach.
    Alban hob die Schultern. »Gemeuchelt wurde er wohl – wie Kriemhild, Gunther und die vielen anderen Toten der Nacht. Die Hunnen haben die Leichen am nächsten Morgen gleich verbrannt.«
    Die näheren Umstände waren Siegfried nicht bekannt gewesen, und ihm schwindelte bei dem Gedanken, was Elsa und Gernot getan haben mussten, um sein junges Leben zu retten. Dann fasste er sich ein Herz. »Alban, was würdet Ihr entgegnen, wenn ich nicht nur den Namen Siegfried nannte – sondern behauptete, eben jener Sohn von Kriemhild zu sein?«
    Der General runzelte die Stirn. Seine Verärgerung stand ihm ins Gesicht geschrieben, aber es stand ihm nicht zu, einen Eroberer zu schelten. »Ich würde zweifeln, aber wenn Ihr es sagt ...«
    »Nicht bloß sagen«, winkte Siegfried ab. »Was, wenn ich das Erbe jenes Siegfried für mich beanspruchte?«
    Alban senkte die Stimme, wurde eindringlich und ernst. »Guter Herr – Xanten hat nun eine Königin, die fruchtbare Jahre uns verheißt. Euer Anspruch würde den ihren fordern, und kaum ein Mann fände sich in Xanten, der das guthieße. Die Legende Siegfrieds zum eigenen Nutzen zu missbrauchen, kann kein Glück bringen.«
    Siegfried nickte – und konnte nicht mehr anders. »Aber es ist die Wahrheit – ich bin Siegfried, Sohn von Siegfried und Kriemhild, gerettet von Gernot von Burgund, aufgezogen in Island als Sohn Gernots und Elsas. Ich stand gegen die Nibelungen wie mein Vater und blieb siegreich – und nun drängt es mich, das Reich meiner Vorväter zu regieren.«
    Er sah Alban fest in die Augen, und keine Lüge war in seinem Blick. Der alte General trank aus, schob seinen Kelch beiseite und nickte gedankenschwer. »Es ist nicht in meiner Macht, Eure Behauptung wahr oder gelogen zu nennen. Doch wenn Ihr den Rat eines alten Narren sucht, dann sage ich – beweist es.«
    »Genau das will ich«, zischte Siegfried, der von den anderen Männern im Festsaal nicht gehört werden wollte. »Aber wie? Meine Eltern – beide Paare – sind schon lange verschieden, und keine Chronik nennt meinen Namen. Wie du

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