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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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nicht helfen lässt, sind wir im Morgengrauen noch nicht an der Burg. Und ich habe Hunger.«
    »Hätte Sigurd den Dryk erlegt, säßen wir nun am Lagerfeuer und würden uns am feinsten Teil des Biests laben«, bemerkte Jon.
    »Das mag ja sein«, gab Gelen zu. »Aber du hast gehört, was geschehen ist. Sigurd wollte den Dryk nicht töten.«
    Jon spuckte aus, und etwas Blut war in seinem Speichel. »Die Beute nicht zu nehmen – was sollte das überhaupt? Wer gräbt nach einem Klumpen Gold, den er dann doch nicht heimtragen will? Wer rührt eines Mädchens Herz, wenn er sie dann doch nicht auf sein Laken ziehen will? Es ist gegen die Natur der Dinge!«
    Gelen schnaufte – er trug schwer nicht nur an Jon, sondern am eigenen Fett. »Für jemanden, der Schmerzen leidet, schwafelst du gar viel, mein Freund.«
    »Ich mache mir nur Sorgen«, erwiderte Jon. »Für einen Prinzen mag Sigurds Verhalten nur wunderlich sein – für einen König ist es undenkbar.«
    Jon war einige Jahre älter als Gelen und Sigurd. Er hatte dem Prinzen das Reiten beigebracht, den Umgang mit Schwert und Bogen. Sigurd war geschickt, aber die Liebe zur Waffe ging ihm ab. Und statt beim Schein des Feuers dem Met die Stirn zu bieten, las er oft bis spät in die Nacht.
    Gelen bemerkte, dass Jons Atem pfiff wie ein Horn, das einen Riss hatte. »Wir sollten lieber rasten und auf die Reiter warten, die Sigurd nach uns schickt.«
    Jon schüttelte den Kopf. »Mein Freund, deine Völlerei wird dir eher den Atem rauben als mir meine gebrochenen Knochen.«
    Gelen seufzte. Über seinen Wanst machten sich die Menschen lustig, seit er ein Kind war. Dabei aß er gar nicht so viel – zumindest erschien es ihm nicht so. Er mochte nicht der schnellste Läufer Islands sein, und im Kampf machte er keine gute Figur. Aber weder an Mut noch an Loyalität mangelte es ihm, und Sigurd hatte ein ums andere Mal deutlich gemacht, dass ihm das wichtiger war als alles andere.
    »Das Weibsvolk in Dänemark«, begann Gelen vorsichtig, »man sagt, es sei nicht so kritisch mit den Augen wie die Isländerinnen. Glaubst du das auch?«
    Trotz seiner Schmerzen musste Jon lachen. »Wir schleppen uns hier durch die Nacht, müde und zerschunden vom Kampf – und ein Rock ist das, woran dein Kopf denkt?«
    Gelen zog Jon am Gürtel wieder ein wenig hoch und griff den Arm des Freundes um seine Schulter fester. »Ich möchte nun mal wissen, worauf ich mich einlasse.«
    Gelen hatte noch bei keiner Frau gelegen, und Jon wusste das. Sein Freund war begierig, sich weichem Fleisch hinzugeben. Jon hingegen hatte in Stroh und Leinen viele Mägde und Dienerinnen beglückt. Als Knabe war er acht Jahre zur See gefahren, und in manchem Hafen hatte er seine Saat gelassen. »Glaub mir, solange du genügend Münzen im Beutel hast, werden die Mädchen von Dänemark in dir den König sehen.«
    »Münzen im Beutel?«, fragte Gelen. »Meinst du damit, ob ich ... ob ich mit meinem ...?«
    Jon hielt inne, als ihm das Missverständnis klar wurde, und er befreite sich aus Gelens Griff nur lange genug, um dem Freund eine Ohrfeige zu geben. »Ich meine
Geld
, du Narr! Münzen im Beutel! Was die Weiber in deiner Hose finden, wird ihnen herzlich egal sein, solange es nicht jucken macht.«
    »Ach so«, murmelte Gelen beschämt. »Geld habe ich.«
    »Ich auch«, sagte Jon. »Wofür soll man es hier in Island auch ausgeben?«
    »Was meinst du – wie lange werden wir wohl in Dänemark bleiben können?«, wollte Gelen wissen.
    Jon verzog das Gesicht, während er nachdachte. »Zuerst einmal möchte ich wissen, dass wir überhaupt reisen dürfen.«
    Gelens Augen wurden groß. »Wieso denn nicht?«
    Jon ergab sich seinen Schmerzen und setzte sich ächzend auf einen Stein am Wegesrand. Es war schon lange stockdunkel, aber wenn man in Island groß geworden war, hatten sich die Augen daran gewöhnt, auch in der Nacht zu sehen. »Ich bin mir nicht sicher, ob Sigurd seinen Eltern die Erlaubnis abringen kann.«
    Gelen hob das Hemd, öffnete die Hose und urinierte an den Wegesrand. »Aber wieso denn nicht? Ich dachte, das wäre schon geklärt.«
    Vorsichtig versuchte Jon, seinen Brustkorb zu betasten, unterließ es aber sofort wieder. Es schmerzte zu sehr. »Si-gurd hat seiner Mutter mit Mühe das Versprechen abgerungen, an den Hof Dagfinns zu gehen. Die Reise, die wir wirklich planen, wird er ihr wohl verschwiegen haben.«
    Gelen kicherte. Die Königin war sehr vorsichtig, und eine Fahrt mit dem erklärten Ziel, sich dem Suff und

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