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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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lange Weg hatte ihm mehr zugesetzt, als er zuzugeben bereit war. »Ich werde mich dann zurückziehen, wenn es Euch genehm ist.«
    Sigurd nickte. »Ich danke dir für deine Gesellschaft, Eo-lind.«
    Der alte Mann lächelte müde und schlurfte davon.
    Sigurd hatte die halbe Treppe erklommen, als eine kleine Gestalt aus dem großen Flügeltor stolperte und ihm in die Arme flog. Der Prinz nahm den Schwung seiner kleinen Schwester auf, um sie herumzuwirbeln, worauf sie freudig kiekste.
    »Na, du Wirbelwind?« Sigurd lachte. »Hast du mich vermisst?«
    »Ich habe mich gelangweilt«, verkündete Lilja, während sie versuchte, in den Armen ihres Bruders Halt zu finden. »Hast du mir was mitgebracht?«
    Sigurd setzte die Prinzessin ab und tastete an seinem Hemd herum. »Ich hatte doch ... Moment mal ... ach so was! Nun habe ich vergessen, es aus Eolinds Tasche zu nehmen.«
    »Ich geh ihn fragen!«, rief Lilja begeistert und rannte los, um Eolind den erhofften Schlaf zu verweigern.
    Erst als er sich wieder aufrichtete, merkte Sigurd, dass auch Elsa den Weg vor die Burg gefunden hatte. Ihre schmale, dunkle Gestalt verschmolz in der Nacht fast mit dem Vulkangestein der Treppe. Sigurd breitete die Arme aus, und erleichtert drückte die Königin ihn an sich.
    »Den Göttern sei gedankt«, flüsterte sie, und eine Träne lief ihre Wange hinab.
    Sigurd drückte den Rücken durch, und die Füße seiner Mutter verloren den Boden. »Du brauchst deinen Göttern nicht zu danken – wie du siehst, komme ich mit leeren Händen.«
    Als Elsa wieder sicher stand, bemerkte sie trotz der Dunkelheit die vielen kleinen Kratzer an Sigurds Armen. »Lass uns schnell hineingehen – ich werde deine Wunden auswaschen, bevor sie sich entzünden können.«
    »Nicht der Rede wert«, winkte Sigurd ab. »Nicht schlimm genug jedenfalls, um deshalb ein Bad zu nehmen.«
    »Deine Mutter hat sich Sorgen gemacht«, kam nun die Stimme Gernots mit gespielter Strenge.
    Sigurd blickte zu seinem Vater auf, der einige Stufen über ihm stand. »Und Ihr, mein König?«
    Gernot drehte übertrieben den Kopf hin und her, als suche er etwas. »Ich frage mich, wo der Dryk ist, den zu erlegen ihr ausgezogen wart.«
    Sigurd senkte den Blick. »Der Dryk und ich ... wir haben uns geeinigt. Ich habe ihn besiegt – und mit dem Großmut des Siegers am Leben gelassen.«
    Gernot kam näher, darauf bedacht, vor den Wachen und Bürgern Islands nicht zu viel Herzlichkeit zu zeigen. »Ihr habt euch ... geeinigt? War das Tier euch am Verhandlungstisch gar überlegen? Wurde der Pakt bei Met und Brot mit Hand- zu Hufschlag besiegelt?«
    Es war freundlicher Spott nur in der Stimme – aber Spott war es dennoch, und Sigurd fühlte das Blut in seine Wangen steigen. »So war es nicht. Ich habe mir den Dryk untertan gemacht. Sein Leben war meins.«
    »Und doch nahmst du dir nicht, was dein war?«
    Elsa drehte sich zu ihrem Mann, und ihr Blick war weit fester als der Sigurds. »Er hat nicht getötet, wo er nicht töten musste. Ist er damit nicht der Mann, den wir zu erziehen hofften?«
    Gernot atmete geräuschvoll ein – so sehr er Elsa liebte, ihren Widerstand konnte er vor seinem Hofstaat nicht gutheißen. »Sigurd zog aus, den Dryk zu töten. Was immer seine Absicht war: Er hat das Wort nicht gehalten.«
    Sigurd wollte widersprechen, seinem Vater in jugendlicher Hitze die Stirn bieten, aber Elsa drückte ihren zierlichen Körper gegen den seinen. »Der Tag endet mit der glücklichen Heimkehr des tapferen Prinzen. Mehr zu wollen wäre töricht.«
    Sigurd und Gernot sahen sich ein paar Augenblicke lang an – dann nickte der König. »Auch ich freue mich über deine Heimkehr, Sigurd. Wenn du essen willst, dann lass uns zur Tafel schreiten.«
    Das Königspaar ging mit dem Sohn die Felsentreppe hinauf. Sigurd drehte sich noch einmal zu einer der Wachen. »Schickt einen Reiter mit drei Pferden, den Pfad nach Norden soll er nehmen, zum Krüppelwald. Er soll Ausschau halten nach Gelen und Jon. Jon ist verletzt und wird eure Hilfe brauchen.«

    »Ich brauche deine Hilfe nicht!«, knurrte Jon und drückte Gelen wieder von sich weg. Doch schon die nächsten zwei Schritte straften seine Worte Lügen – er knickte immer wieder ein, und jeder Atemzug ließ die Rippen in seinem Brustkorb knacken wie brennendes Holz in einem Feuer. Ihm schwindelte, aber bevor er erneut hinschlug, packte ihn Gelen unter.
    »Du stellst dich an wie die Bauernmädchen beim Tanz zur Sommerwende«, zischte Gelen. »Wenn du dir

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