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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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erzählen. Von Siegfried, seinem ungestümen Vater, dessen einziges Verbrechen seine Loyalität zu Gunther und seine Liebe zu Kriemhild gewesen war. Von Kriemhild, die über den Verlust Siegfrieds fast den Verstand verloren hatte. Vielleicht würde Sigurd verstehen, vielleicht würde er einsehen, dass nur die Ferne von Burgund und die Missachtung des Blutrufes Frieden versprachen.
    Aber vielleicht würde das Erbe ihn nur anspornen. Er würde Rache wollen, wo keiner mehr war, an dem er sich rächen konnte. Sigurd würde dann Wut ohne Ziel werden. Das durfte nicht sein!
    Sie kam an die schwere, fast schwarze Holztür, die zu Si-gurds Zimmer führte. Vorsichtig klopfte sie an. Nichts geschah. Sie klopfte wieder, etwas fester, auch wenn unklar war, ob das mächtige Türblatt den Ton weitergab. Schließlich drückte sie vorsichtig gegen das Holz, und die Tür schwang ächzend nach innen.
    »Sigurd?«
    Das Fell war nicht vor dem Fenster heruntergelassen, und fahles Mondlicht erhellte den Raum.
    Das breite, niedrige Lager von Sigurd war unbenutzt.

    Es war wahrlich keine glorreiche Rückkehr an den Hof für Gelen und Jon. Die Nacht hatte mittlerweile auch den letzten Isländer in die Laken getrieben, der nicht Wache schieben musste, und stolze Beute hatten sie keine vorzuweisen. Der Krieger, hinter dem sie auf zwei geliehenen Pferden langsam ritten, hatte kaum ein Wort mit ihnen gesprochen. Den Prinzen zu holen hätte ihm gut zu Gesicht gestanden – doch zwei Burschen aus dem Volk? Da war keine Ehre drin.
    Sie gaben ihre Pferde an den Stallungen ab, die östlich der Burg im Schatten der Felswände errichtet worden waren. Der Krieger verschwand ohne ein weiteres Wort. Gelen musste seinem Freund vom Pferd helfen, denn Jo konnte sich kaum noch bewegen.
    »Ich werde den Heiler gleich wecken lassen«, keuchte Gelen, während er Jon an die Holzwand der Stallung lehnte. »Er wird sicher die richtigen Pasten und Kräuter haben.«
    »Das hat Zeit bis morgen«, winkte Jon ab. »Was mein Körper zur Heilung mehr als alles andere braucht, ist Schlaf.«
    »Dann bringe ich dich zu deinem Lager«, sagte Gelen und griff seinen Freund unter.
    Jon mühte sich ein Lächeln ab. »Lass das aber keinen sehen – du kennst das Gewäsch der Hofdamen. Uns beide des Nachts in mein Zimmer schleichen sehen, das wäre ein gefundenes Fressen für den Tratsch an den Waschzubern.«
    Sie wollten sich auf den Weg machen, aber eine Gestalt trat aus der Dunkelheit auf sie zu.
    Es war Sigurd.
    »Es tut gut, euch gesund und munter zu sehen«, sagte er knapp und umarmte beide Kumpane kurz. »Jon, was machen die Knochen?«
    »Jeder einzelne kämpft um das Recht, am meisten schmerzen zu dürfen«, antwortete Jon. »Aber keine Sorge – gönnt mir eine Woche Ruhe, und ich werde notfalls nach Dänemark schwimmen.«
    Sigurd drehte sich von seinen Freunden weg, und Jon und Gelen konnten seine geballten Fäuste im Mondlicht sehen. So kannten sie den Prinzen nicht. Für gewöhnlich war Sigurd entspannt und immer gut gelaunt.
    »Was ist geschehen, Prinz Sigurd?«, fragte Gelen vorsichtig.
    »Ist es wegen Dänemark?«, hakte Jon nach. »Es ... es ist nicht wirklich wichtig. Wenn der König nicht wünscht, dass wir Euch begleiten, dann verstehen wir das.«
    Sigurd drehte sich wieder zu seinen Freunden, und das Mondlicht schimmerte in seinen wütenden Augen. »Macht euch fertig – noch bevor der Morgen graut, machen wir uns auf den Weg.
    »Wohin?«
    »Wohin wohl? Auf den Weg nach Dänemark.«

    Elsa schlief noch nicht, als Gernot zu ihr ins Bett stieg. Er ächzte leise – ein Tribut an die Jahre, aber auch Ausdruck seiner Unzufriedenheit. Sie ließ ihre Finger unter der Decke nach seiner Brust suchen und streichelte ihn zärtlich. »Ich weiß, wie schwer es dir gefallen sein muss.«
    Sie hob den Kopf, damit Gernot seinen Arm unter ihren Nacken schieben konnte. Dann schmiegte sie sich an ihn. Gernot seufzte, bevor er sprach. »Es ist nur ... es fällt mir schwer, ihn zu enttäuschen. Er beruft sich auf ein gegebenes Versprechen, und damit ist er im Recht. Was für ein Vater oder König bin ich, dass ich ihm verweigere, was jeden jungen Mannes Drang ist? Unser Vater hätte weder mir, noch Gunther oder Giselher, ein paar wilde Wochen flussaufwärts missgönnt. Im Gegenteil!«
    »Es geht um das Feuer in Sigurds Blut«, erinnerte ihn Elsa. »Wir beschützen ihn vor sich selbst.«
    »Immer nur das Blut«, stöhnte Gernot. »Du redest wie Eolind. Haben wir Sigurd nicht aus

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