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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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trage Sorge, dass diese Reise es wert sein wird.«
    Das Salzwasser leckte an Sigurds Beinen, und trocknend juckte es. Er verfing sich wieder in seinen eigenen Gedanken. Nach dem Streit mit seinem Vater war ihm klar gewesen, dass er Island nur verlassen konnte, wenn er sich das Recht dazu selber nahm. Natürlich musste er die Reise nicht als Rudersklave im Bauch des Schiffes antreten – er hatte genügend Münzen, um das ganze Schiff zu kaufen, und die Mannschaft mit dazu. Außerdem war er der Prinz – kaum ein Händler, der jemals wieder in Island würde anlegen wollen, hätte ihm die Passage verweigert.
    Und doch – Sigurds Gewissen nagte an der Vorfreude auf die zu erwartenden Genüsse. Gelen hatte recht – die Königin würde sich sorgen und mit ihrer Sorge den ganzen Hofstaat anstecken. Vielleicht würden sie einen Trupp Krieger nachschicken, um in jeder Kaschemme an der Küste nach den Ausreißern zu suchen. Doch selbst das war sicherlich ein Teil des Abenteuers.
    Zumindest versprach die Überfahrt ein Erlebnis zu werden. Das Handelsschiff war klein, mit einer Besatzung, die einschließlich der Ruderer kaum zwanzig Köpfe hatte. Gegen die starken Wellen, die das Meer heute aufwarf, kamen sie kaum an, und das Vertrauen lag im Segel. Der Himmel drohte düster mit Gewitter, als wäre das Wasser unter dem Bug noch nicht genug.
    Es blitzte. Der Donner folgte so rasch, dass Jon sich unsicher umsah. »Wir sollten lieber unter Deck gehen, Prinz.«
    Sigurd sah den Wolken entgegen, die sich wie feindliche Heerscharen vor dem Schiff drängelten, und lachte. »Unter Deck? Du willst dem Abenteuer entgegen, und beim ersten Anzeichen desselben versteckst du dich?«
    Jon war nicht getroffen. »Herr, ich habe bessere Seeleute als uns im Sturm über Bord gehen sehen. Wenn das feuchte Holz und die richtige Welle zusammenkommen, hält auch der stärkste Arm Euch nicht an Deck.«
    Gelen stöhnte und hielt sich den Bauch. »Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut.«
    Jon sah seinen korpulenten Freund kurz an. »Schweinebraten.«
    Kaum zwei Sekunden später hing Gelen wieder über der Reling, und Jon lachte begeistert. »Die Weiber von Dänemark werden unseren guten Gelen länger pflegen müssen als mich.«
    »Geht ruhig schon unter Deck«, sagte Sigurd. »Ich komme nach.«
    Die ersten dicken Tropfen fielen und wurden schnell immer mehr. Jons Blick wurde ernst. »Ich kann Euch nicht allein lassen, Prinz. Wenigstens
das muss
ich aus Respekt vor dem König tun.«
    »Segel einholen!«, schrie der Kapitän des Schiffes vom Heck. »Und dann alles sichern, was sich bewegt!«
    Sigurd sah Jon an. »Nun geh schon – mit deinen lädierten Knochen müsste ich sonst eher
dich
schützen. Ich komme nach, versprochen.«
    Der drahtige Krieger sah zum Sturm auf, der ihnen entgegenrollte. »Wüsste ich es nicht besser – ich könnte schwören, die Götter missgönnen uns die Reise und wollen uns gleich wieder heim nach Island blasen.«
    Die Seeleute schafften es rasch und erfahren, das Segel einzuholen, und das Steuer wurde festgezurrt, damit es nicht ausbrechen konnte.
    Jon drehte sich um, packte seinen Freund Gelen am Arm und zog ihn in den Bauch des Schiffes, wo sie halbwegs geschützt waren.
    Sigurd war nun allein im Bug. Das Holz knurrte unter seinen Füßen, und das Wasser, das in Wellen über die Reling schwappte, war von abgerissenen Algen und Kleingetier getrübt. Kein Zweifel – der Sturm kam mit Macht, mit dem kleinen Schiff als Ziel.
    Sigurd hatte keine Angst. Ihm war, als ob die Naturgewalten nach ihm riefen, als ob das Unwetter sich freute, endlich wieder einen Gegner zu haben, der ihm trotzen wollte. Es war kein Feind – es war ein Herausforderer.
    Blitze zuckten nun vom Himmel, immer dichter, immer mehr. Die Donnerschläge kamen so schnell, dass sie nicht mehr zu unterscheiden waren, und ein einziges Grollen erfüllte die Luft.
    »Ist das alles?«, rief Sigurd begeistert und strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. »Das soll richtige Männer in Angst versetzen?«
    Eine Welle traf das Schiff hart an der Breitseite, und der Ruck warf Sigurd gegen die Reling und dann fast über Bord. Er rollte herum, und auf dem Bauch liegend wartete er ein paar Sekunden, bis sich die See eine Atempause gönnte. Dann sprang er auf die Füße und packte mit beiden Armen den hölzernen Pferdekopf am Bug. »Ha! Es gehört mehr dazu, den Sohn des Königs von Island zu schrecken!«
    Wie zur Antwort schlug ein Blitz kaum einen Steinwurf entfernt

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