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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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doch sein Körper war zu schwach, um etwas zu unternehmen, und sein Geist zu wirr, um es zu begreifen.
    Die Nibelungen begannen begeistert zu schreien, ihre Stimmen kreischten aus Schatten und Spiegelungen so laut, dass auch normale Sterbliche sie hätten hören können, hätte der Sturm nicht alles übertönt.
    Die Welle hob nun das Schiff an, wie man ein Stück Fleisch zum Munde führte, und ihr tosender Schlund nahm sich den Königssohn von Island zur Speise.
    Bis Hufe aus dem Nichts auf das Deck des Schiffes trafen.
    Hufe, die Feuer schlugen, trotz des Regens.
    Und als die Stimme ertönte: »Die Gewalten des Himmels hören mich!«, da sank die Welle in sich zusammen, und das Unwetter verstummte fast augenblicklich.
    Das Schiff lag still auf dem Meer, das Wasser glatt wie ein gestrichenes Laken, und die plötzliche Stille war nicht weniger unerträglich als das Getöse in der Sekunde zuvor.
    Ein Pferd stand nun auf dem nassen Holz, kaum zwei Schritte neben Sigurd, den eine gnädige Ohnmacht umfangen hatte. Es war ein Pferd mit acht Beinen, größer als jedes, das in den Ställen der Könige zu finden war, mit silberner Mähne am schwarzen Leib und funkelnden Hufen.
    Und auf dem Pferd saß eine Frau.
    Schwarz ihre Augen wie ihr Haar. Schwarz auch der lederne Panzer um ihre Brust und schwarz die Klinge des Schwertes auf ihrem Rücken. Nur ihre fahle tote Haut schimmerte in der Dunkelheit.
    Die Nibelungen, die sich der Seele Sigurds schon sicher geglaubt hatten, begannen nun zu zischen und zu fluchen.
    Verraaat ... er ist uuunser ... uuunser!!!
    Die Frau auf dem Pferd hörte die Stimmen klar und deutlich. Und sie konnte die Geistwesen sehen, wie sie unruhig zitternd um das Schiff flirrten, mit bösen Augen und kratzenden Klauen.
    »Sein Schicksal endet nicht an diesem Tag«, verkündete die Walküre. Ihre gänzlich schwarzen Augen verrieten keine Regung, als sie auf den leblosen Körper des Prinzen hinabblickte.
    Die Nibelungen jaulten auf, empört und beleidigt.
    Das Meeer ... sein Graaab ... unser Reeecht
...
    Die Kriegerin Odins zog am Zügel, und ihr Pferd bäumte sich wiehernd auf. Seine vier vorderen Beine schlugen Funken in die Luft, und die Nibelungen zuckten im Schmerz.
    Hier war die Macht der Götter zugegen, und gegen ihren Schutz konnten die Nibelungen das Leben Sigurds nicht fordern.
    Wir kennen diiich ... dein Ziiiel ... deinen Naaamen
...
    Die Walküre rutschte in einer gleitenden Bewegung von ihrem Pferd, und ihre beschlagenen Stiefel rieben ebenfalls Funken aus dem nassen Holz. »Ihr kanntet mich, als ich noch einen Menschenkörper trug. Und mein Ziel war bisher das eure – der Tod des Bastards, den Siegfried einst mit der blonden Hure zeugte.«
    Sie stieß Sigurd hart mit dem Fuß an, sodass er auf den Rücken rollte. Keine Regung war in seinem Gesicht.
    Lass ihn uuuns ... lass ihn uuuns ... lass ihn uuuns
...
    »Nein!«, schrie sie nun, als hätte der Anblick des Prinzen etwas in ihr aufgeweckt. »Ihr werdet ihn nicht bekommen. So wahr ich Brunhilde bin!«
    Bruuunhilde ... Bruuunhilde ... Bruuunhilde
...

    Jeder Dienst für Wulfgar war Eolind ein Gräuel, und die Nähe des Xantener Königs ließ den alten Mann immer wieder eine Klinge herbeiwünschen, mit der er Gernot und Elsa rächen konnte.
    Doch Eolind hatte ein Versprechen gegeben – und sein Leben würde er geben, um Island zu schützen, bis Sigurd wiederkam.
    Als Befreier. Als König.
    Die letzten Tage waren eine Hölle gewesen, die Eolind ohne die Hoffnung auf Sigurd nicht überstanden hätte. Wulfgar hatte ihm gestattet, durch das Land zu reiten, um zu sehen, was die Krieger Xantens vom Reich übrig gelassen hatten.
    Viel war es nicht. Leichenberge schwelten überall, Häuser waren eingerissen oder niedergebrannt und das Vieh vertrieben. Am ehesten hatten die Xantener alte Männer am Leben gelassen, die keine Gefahr darstellten – und junge Frauen, an deren Körpern sie sich ergötzten, bis sie ihrer überdrüssig wurden oder die Mädchen eine Gelegenheit fanden, ihrer Schande selbst ein Ende zu setzen.
    Wulfgar ließ den Ertrag aus den Minen ebenso auf seine Schiffe bringen wie die Kostbarkeiten aus der Burg.
    Und nun musste Eolind neben ihm am Thron stehen, wie er einst neben Gernot gestanden hatte, und davor neben Brunhilde. Es verursachte ihm Übelkeit, die kaum zu beschreiben war und doch keinen Weg in seinen versteinerten Gesichtsausdruck fand.
    Eigentlich musste er froh sein, noch am Leben zu sein. Natürlich war er als

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