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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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erfahrener Statthalter für Wulfgar von Nutzen, aber der Xantener König hatte wie ein Berserker gewütet, als ihm klar wurde, dass die Leichen des Königspaares seiner Schändung entzogen worden waren. Er hatte sich darauf gefreut, dem gedemütigten Volk die verrottenden Körper der einstigen Herrscher zu präsentieren.
    Gernot, Elsa, Lilja – und Sigurd.
    Als seine Krieger den Geheimgang zum Meer fanden, war er misstrauisch geworden. Aber Eolind hatte ihm glaubwürdig versichert, dass er zusammen mit Gelen und Jon die Leichen auf diesem Weg im Meer bestattet hatte.
    Und nun hatte er den König getäuscht, indem er ihm die Wahrheit erzählte.
    Wulfgar sah von den Chroniken auf, die Eolind für den Xantener aus dem Gemach der Königin hatte holen lassen.
    »Und das ist niemals jemandem aufgefallen? Niemand hat die naheliegenden Fragen gestellt?«
    In seiner Stimme schwangen Misstrauen und Verachtung gleichermaßen.
    Eolind schüttelte den Kopf. »Versetzt Euch in diese Lage, mein König: Würde jemand am Hofe von Xanten Euer Wort infrage stellen? Wenn Ihr ein Kind Euer eigen nennt – wer spräche dagegen an?«
    »Sigurd, der Prinz von Island – ein ganz gewöhnlicher Bastard«, knurrte Wulfgar zufrieden. »Wer hätte das gedacht?«
    »Nicht einmal er selbst«, antwortete Eolind. »Er ging im festen Glauben, vom Blute Burgunds zu sein.«
    Auch das war keine Lüge – es war nur nicht die ganze Wahrheit. Aber sie würde hoffentlich dazu dienen, Wulfgar von jedem Versuch abzuhalten, den Verbleib Sigurds doch noch zu hinterfragen. Ein Bastard konnte seinem Anspruch auf den Thron Xantens schließlich nicht gefährlich werden ...
    Wulfgar klappte die Chroniken zu und warf das schwere lederne Buch beiseite. »Wären die Bücher und Schriftrollen nicht – ich würde dir eine List unterstellen, um mich zu täuschen. Einen Finger nach dem anderen würde ich dir nehmen, bis du mir die Wahrheit sagst.«
    Eolind blieb ruhig. »Und nähmt Ihr mir die Zehen dazu, meine Antwort bliebe dieselbe, bliebe die Wahrheit. Sigurd war nicht Gernots und Elsas Sohn. Sie nahmen ihn bei sich auf, als er Waise wurde.«
    Für ein paar Sekunden musterte Wulfgar den Ratgeber, wog ab, ob er ihm vertrauen sollte. Schließlich nickte er. »Dann ruf mich aus zum König. Und die Generäle sollen meine Schiffe bereit machen. Ich will so schnell wie möglich zurück nach Xanten.«
    Dann ging er in die Ecke des Thronsaals und urinierte. Eolind dachte wieder an einen Dolch und wie es sein würde, ihn dem Xantener König ins Fleisch zu drehen.

    Der Tod war weder das Ende – noch war er frei von Vorteilen. Zeit ihres Lebens war Brunhilde voller Zweifel gewesen, von Sorgen über Island und Leiden über die Liebe zu Siegfried getrieben. Es war ein hartes Leben gewesen, ohne klares Ziel, und mit dem Schmerz als ständigem Begleiter. Ihr Tod durch die Hand ihres Gatten Gunther hatte sie erlöst, und als Walküre war sie frei.
    Frei von Schuld, frei von Kummer, frei von Angst.
    Die Walküren begleiteten die Krieger, die im Kampf gefallen waren, nach Walhall. Es war eine ehrenvolle Aufgabe, und sie hatte sie immer gut erfüllt. So manchen Kämpfer hatte sie über die Regenbogenbrücke begleitet, damit er an den Tafeln Odins speisen konnte.
    Doch nie hatte sie Sigurd aus den Augen verloren. Kaum eine Reise in die Welt der Menschen, bei der sie nicht nach ihm Ausschau gehalten hatte. In vielen Nächten war sie, wie ein entfernter Funkenstreif am Himmel, durch die Wolken über der Königsburg geritten. Niemand hatte sie je gesehen, doch Brunhilde ahnte, dass Elsa sie gespürt hatte. Und dass Elsa Angst vor ihr gehabt hatte.
    Nicht ohne Grund.
    Brunhilde wollte Sigurds Tod nicht weniger als die Nibelungen. Er war die personifizierte Liebe von Kriemhild und Siegfried, und seine Existenz spottete ihrem Glauben, dass Siegfried immer nur sie geliebt hatte. Solange Sigurd lebte, lebte in ihr die Erinnerung an die Schmach, dass Siegfried eine andere zur Frau genommen hatte.
    Hätte sie die Nibelungen überhaupt aufhalten können? Kaum. Die Geistwesen waren von Odin verstoßen, aber ihren Willen zu missachten, war dennoch nicht gestattet.
    Was also tat Brunhilde hier an Deck des Schiffes, ihren kalten Körper zwischen Sigurd und die Nibelungen stellend, den Kampf förmlich herausfordernd? Bei den Göttern, sie verlangten doch nichts, was nicht in Brunhildes Interesse lag!
    Und doch ...
    Den Nibelungen war es gleich, wie Sigurd starb. Nur schnell sollte es sein. Sie

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