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Die Rache Der Nibelungen

Titel: Die Rache Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Dewi , Wolfgang Hohlbein
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wollten den Fluch beenden, der begonnen hatte, als Siegfried den Drachen besiegte und sich das Gold aneignete. Die Nibelungen wollten zurück in den Wald am Rhein, wollten ihre Ruhe.
    Als Brunhilde aber Sigurd ins Gesicht gesehen hatte, wie er schreiend die Leichen seiner Eltern ins Meer versenkte, da war ihr klar geworden, dass der Prinz von Island vielleicht todgeweiht war – doch es musste ein Tod in Ehren sein. Ein Tod, der würdig genug war, damit Brunhilde Sigurd nach Walhall holen konnte.
    Denn als Brunhilde Sigurd ins Gesicht gesehen hatte, da hatte sie Siegfried gesehen. Und das Blut in ihren kalten Adern war auf einmal warm geworden, und das Herz in ihrer Brust hatte zum ersten Mal wieder einen Schlag getan.
    Und so stand sie nun hier und verteidigte, was sie doch vernichtet sehen wollte.
    Lass ihn uuuns ... lass ihn uuuns ... lass ihn uuuns
...
    Aus dem Durcheinander der Stimmen war ein Chor geworden, der unablässig dieselben drei Worte sang.
    Lass ihn uuuns ... lass ihn uuuns ... lass ihn uuuns
...
    Die Nibelungen forderten ihr Recht – den Tod des Prinzen von Island, ertrunken auf einer schicksalhaften Flucht vor den Schergen Wulfgars.
    »Nein!«, rief die Walküre. »Ich sagte es bereits – seine Zeit ist noch nicht gekommen!«
    Nicht dein Wooort ... nicht deine Entscheiduuung
...
    Was sie sagten, stimmte. Und Brunhilde mochte sich nicht vorstellen, was Odin tun würde, wenn er von ihrer Einmischung erfuhr. Und doch ...
    Das Schiff schien nun zu zittern, der Sturm verlangte sein Recht, peitschte wütend gegen die Glocke aus Ruhe, in die Brunhilde es eingebettet hatte. Lange würde die Macht über die Elemente nicht halten. »Was schert es euch, ob Sigurd heute stirbt, oder in einem Jahr – in zehn Jahren?«
    Zuuu lang der Fluuuch ... zuuu spääät die Racheee
...
    »Unsinn!«, rief die Walküre. »Ihr ergötzt euch am Leid – schon bei seinem Vater. Und ihr wisst, dass kein Triumph auf Sigurd wartet, wenn er das Land erreicht. Also lasst ihn heute ziehen, auf dass sein Tod euch morgen umso süßer scheint.«
    Die Stimmen der Nibelungen wurden wirr und schrill; sie stritten. Manchmal meinte Brunhilde fast, einige der Wesen lauter und eindringlicher zu hören. Wortführer, Anführer gar? Niemand wusste genug über die Nibelungen, um eine solche Frage zu beantworten.
    Schließlich ...
    Er soll leeeben ... um zu sterbeeen ... für uuuns
...
    Mit der Seele eines Menschen in der Brust hätte Brun-hilde sich gefreut. Stattdessen sprang sie kraftvoll auf den Rücken des Pferdes, das sie deutlich überragte. »Dann bleibt mein Schwert für heute ungezogen. Und wenn Sigurd dereinst im Kampfe fällt, werden wir gemeinsam jubeln.«
    Leebe deine Lüüüge ... Brunhildeee
...
    Brunhilde fragte sich nicht, was dieser Satz der Nibelungen bedeutete. Sie wartete einige Augenblicke, bis die Schattenwesen durch das Wasser davongeglitten waren, dann stieß sie ihrem Pferd die Stiefel in die Flanken. Acht Funkenregen verabschiedeten die Hufe vom Holz, und die Walküre lenkte ihr gehorsames Tier geradewegs zu den Wolken. Sie hatte heute noch ein anderes Ziel.
    Der Sturm fand nun den Weg zurück zum Schiff, doch statt mit geballter Wut schoben die Elemente den kleinen Kahn verärgert vor sich her, als wollten sie ihn so schnell wie möglich loswerden.
    Das beschädigte Boot mit dem ohnmächtigen Prinzen nahm wieder Fahrt auf die Küste zu. Und keine neidischen Augen beobachteten es dabei.

    Der Bote war auf einem schnellen Pferd gekommen, und am Hof war sogleich hektische Betriebsamkeit ausgebrochen. Doch im gleichen Maße, wie die Handwerker die Burg schmückten und die Wege mit frischem Kies aufstreuten, erlahmte jeder Elan in der Prinzessin. Xandria saß in ihren Gemächern am Fenster, alte Bücher auf dem Schoß, versunken in die Welt der griechischen und römischen Denker.
    Es klopfte vorsichtig, und die Prinzessin sah nicht einmal auf. »Komm herein, Hede.«
    Die Hofdame trat ins Zimmer, den Blick devot zu Boden gerichtet. »Es wäre dienlich, wenn Ihr zumindest die Abfolge der Speisen für das Bankett festlegen würdet, Hoheit.«
    Es war mehr als eine Bitte. Man erwartete von Xandria, der Rückkehr ihres Vaters mit Freuden entgegenzufiebern – eine Begeisterung, die sie nicht aufzubringen vermochte. »Ob sie vom Rind oder vom Schwein zuerst sich die Mägen vollstopfen, wen schert das schon?«
    Obgleich Hede der Prinzessin untertan war, hatte sie doch die Aufgabe, die junge Frau zu erziehen, wenn es nötig war.

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