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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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zitterte wie ein abgebrochener Zweig, hob und senkte sich fast unmerklich in einem gleichmäßigen Rhythmus, während auf der Landseite das kochende Wasser seine ganze Wut freisetzte und die weiße Gischt über ihnen Regenbogen erzeugte.
    Mit abscheulicher Unbeirrtheit krochen die Dörfer der Zigeunernation eines nach dem anderen zum Rand und stürzten in den Abgrund.
    Anzuhalten war verpönt. Sie wußten nicht, wie man anhielt. Sie konnten nur sterben.
    Auch Elric schrie auf, als er sein Pferd vorwärtsdrängte. Doch er wußte, daß er ob der offenkundigen Unvermeidbarkeit menschlicher Dummheit aufschrie, angesichts von Menschen, die sich selbst vernichten konnten, um einem Prinzip und einer Gewohnheit Ehre zu erweisen, die schon vor langem keinen praktischen Nutzen mehr gehabt hatten. Sie starben, weil sie lieber der Gewohnheit folgten, als ihren Kurs zu ändern.
    Während die Dörfer an den abgebrochenen Rand der Straße krochen und dort in das Vergessen stürzten, dachte Elric an Melnibone und an die Verweigerung seines eigenen Volkes angesichts der Veränderungen. Und er weinte um die Zigeunernation, um Melnibone und um sich selbst.
    Sie werden nicht anhalten.
    Sie können nicht anhalten.
    Verwirrung entstand. Verblüffung breitete sich aus. Die Panik in den Dörfern wuchs. Aber sie halten immer noch nicht an.
    Jetzt ritt Elric durch den sich senkenden Nebel und rief ihnen zu, daß sie umkehren sollten. Er ritt fast bis an den Rand der Straße, und sein Pferd stampfte und schnaubte angsterfüllt. Die Zigeunernation stürzte nicht nur in das Meer weit unten, sondern in eine große sich ausdehnende Masse aus Rot und Gelb, deren Seiten sich wie riesige Blüten öffneten und deren heißes Zentrum pulsierte, während es ein Dorf nach dem anderen verschlang. Und da erkannte Elric, daß es sich um das Werk des Chaos handelt!
    Er trieb den schwarzen Hengst vom Rand fort und galoppierte durch die dem Untergang geweihte, ihm entgegenstrebende Menge zurück zu der Stelle, an der Mutter Phatt in ihrem Stuhl kreischte: »Nein! Nein! Die Rose! Wo ist die Rose?«
    Elric stieg ab und packte Fallogard Phatt an den mageren zitternden Schultern. »Wo ist sie? Wißt Ihr es? Welches Dorf ist Duntrollin?« Doch Fallogard Phatt schüttelte den Kopf, sein Mund bewegte sich stumm, bis er schließlich nur noch ihren Namen wiederholen konnte. »Die Rose!«
    »Das hätte sie nicht tun sollen«, weinte Charion. »Es ist falsch, so etwas zu tun!«
    Selbst Elric vermochte die Ereignisse nicht zu billigen, obgleich er sonst dem menschlichen Leben gegenüber achtlos eingestellt war, und er wünschte das Chaos anzurufen, um die schreckliche Verheerung zu einem Ende zu bringen. Aber das Chaos war gerufen worden, um diese Tat zu vollbringen, und er wußte, daß es vergeblich wäre. Er hatte nicht daran geglaubt, daß der Rose so mächtige Verbündete zu Gebote stünden; er konnte es kaum fassen, daß sie willentlich diesen Schrecken zuließe, während Tausende und Abertausende von lebenden Geschöpfen in den Abgrund stürzten; ihre Schreckensschreie erklangen jetzt wie aus einem Mund, während über ihnen die weiße Gischt schäumte und die Regenbogen funkelten.
    Dann hatte er sich umgedreht, als er eine vertraute Stimme vernahm, und der junge Koropith Phatt kam auf sie zugerannt, seine Kleider hingen in Fetzen an ihm herunter, und Blut floß aus einer Vielzahl kleinerer Wunden.
    »Oh, was hat sie da getan!« schrie Wheldrake. »Die Frau ist ein Ungeheuer!«
    Doch Koropith zeigte keuchend hinter sich, wo mit schweißnassen Haaren und gleich ihm in zerfetzter Kleidung, ihr Schwert Schneller Dorn in der rechten, ihren Dolch Kleiner Dorn in der linken Hand, die Rose herantaumelte; auf ihrem hageren Gesicht glänzten Tränen wie Diamanten.
    Wheldrake sprach sie als erster an. Auch er weinte. »Warum habt Ihr das getan? Nichts kann eine derartige Mordtat rechtfertigen!«
    Erschöpft und verblüfft starrte sie ihn an, bis seine Worte für sie Sinn ergaben. Dann drehte sie ihm den Rücken zu und steckte ihre Waffen fort. »Ihr tut mir unrecht, mein Herr. Das ist das Werk des Chaos. Es konnte nur das Werk des Chaos sein. Prinz Gaynor hat einen Verbündeten. Er wirkt gewaltige Zauberei. Gewaltiger, als ich sie mir hätte vorstellen können: Es scheint, daß es ihm gleich ist, wie viele er in seiner verzweifelten Suche nach dem Tod umbringt…«
    »Gaynor hat dies getan?« Wheldrake griff nach ihrem Arm, aber sie widersetzte sich. »Wo ist er

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