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Die Rache Der Rose

Die Rache Der Rose

Titel: Die Rache Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Elric war ein tobender Schatten vor ihnen, und die gewaltigen Räder der ständig in Bewegung befindlichen Dörfer mahlten unaufhaltsam vorwärts - ein kalter Wind brachte Regen mit sich - die wilde Nacht wurde von den zischenden Feuern und Lampen der Fußgänger erleuchtet, als sie weiter auf die fernen Dörfer der ersten Reihe zuschritten. Der Straße haftete jetzt ein gewisses Federn an, was bedeuten mochte, daß sie sich der Brücke über die Bucht näherten.
    Wheldrake hörte Liedfetzen. Er verhielt nicht im Schritt, sondern zwang sich zu längeren Schritten, zu gelassenerem Atem, wie es ihm einst beigebracht worden war. Er hörte Gelächter, gelassene Unterhaltungen, und einen Augenblick lang fragte er sich, ob dies ein Traum mit all jener Zufälligkeit sei, die er mit Träumen in Verbindung brachte. Aber vor ihm waren weitere Stimmen - Flüche und Schreie, als Elric sein Pferd durch die Fußgänger drängte; die Vielzahl der Leiber hielt ihn auf, aber er wollte sein Runenschwert nicht gegen die unbewaffnete Menge einsetzen.
    Und hinter ihnen wurde Mutter Phatt leiser, während die Schluchzer ihrer Enkelin lauter wurden.
    Irgendwie vermochten Wheldrake und die Phatts mit Elric Schritt zu halten, sogar zu ihm aufzuschließen, als er sich weiter durch die Menge drängte, und Mutter Phatt schrie: »Halt! Ihr müßt anhalten!« Und das Volk der Freien Zigeunernation hörte diese verpönten Worte aus dem Mund einer alten Frau und wandte sich entrüstet und angewidert ab.
    Weitere Verwirrung stellte sich ein: Wheldrake fragte sich, ob sie als Reaktion auf den Alptraum einer altersschwachen Frau nicht gedankenlos gehandelt hatten. Kein Rad war zum Stehen gekommen, kein Fuß hatte im Laufen innegehalten; alles war so, wie es auf der großen Straße um die Welt sein sollte. Als sie sich schließlich ihren Weg durch die Hauptmasse gebahnt hatten und sich frei bewegen konnten, hatte Elric sein Pferd in einen Trab fallen lassen; er wunderte sich, warum Trollons restliche Wachen ihnen nicht gefolgt waren. Wheldrake war allerdings gewitzt und wartete ab, bis der Albino das große Runenschwert zurückgesteckt hatte, bevor er auf ihn zuging. »Was habt Ihr gesehen, Elric?«
    »Nur daß die Rose in Gefahr war. Vielleicht auch etwas anderes. Wir müssen rasch Duntrollin finden. Sie war eine Närrin ob ihrer Tat. Ich hatte sie für weiser gehalten. Schließlich war sie es, die uns zur Vorsicht geraten hatte!«
    Der Wind wehte jetzt schärfer, und die Flaggen der Zigeunernation knatterten und knallten unter seiner Wucht.
    »Bald wird es Morgen«, sagte Wheldrake. Er drehte sich um und sah auf die Familie Phatt: drei Gesichter, denen eine gemeinsame verzehrende Furcht eingebrannt war, die sie gegen ihre Umgebung nahezu blind machte. Sie flehten, heulten, stießen Warnungen aus, schluchzten und kreischten. Mutter Phatt hatte die Führung in einer Hymne unaussprechlicher Verzweiflung und großen Leids übernommen. Wovor sich die freien Fußgänger diskret zurückzogen und nur ab und zu mißbilligende Blicke herüberwarfen.
    Gelassen bewegte sich die Zigeunernation voran, die Räder, angetrieben von ihren marschierenden Millionen, drehten sich in langsamer Beständigkeit und schritten ewig auf ihrem Weg um die Welt voran…
    Dennoch stimmte etwas nicht; etwas zutiefst Erschreckendes befand sich vor ihnen, das Mutter Phatt bereits sehen konnte, das Charion bereits hören konnte und das Fallogard Phatt aus ganzer Seele zu umgehen wünschte!
    Erst als die Morgenröte mit rosigen Strahlen, blauen und schwachgoldenen Lichtern heraufzog und die Straße vor ihnen mit einem trüben bleichen Licht füllte, verstand Elric, warum Mutter Phatt schrie und Charion sich die Ohren zuhielt und warum Fallogard Phatts Gesicht eine gequälte Maske war!
    Das Licht raste über den großen Bogen des Weges, enthüllte die dahinziehenden Siedlungen, die trampelnden Massen, den Rauch und die schwächer werdenden Lampen, die üblichen häuslichen Einzelheiten des Tages - doch vor ihnen - vor ihnen spielte sich das ab, was die Hellseher vorhergesehen hatten…
    Wie mit einem riesigen Schwert war der meilenweite Bogen über die Bucht, jene erstaunliche Schöpfung eines zu Besessenheit neigenden nomadischen Volkes, durchschnitten worden - mit einem einzigen Streich durchtrennt!
    Unter dem Schock dieser Katastrophe hoben und senkten sich nun die beiden Hälften. Diese gewaltige Brücke aus Menschenknochen und Tierhäuten, aus allen Arten verdichteten Abfalls

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