Die Rache Der Rose
und ließen Wheldrake zum Schutz der Mutter zurück.
Sie kletterten durch die kühle Stille der hohen Höhle, und schnaufend stellte Fallogard Phatt fest, daß der Ort eine natürliche Kathedrale sei, ›als ob Gott sie uns hier zum Vorbild errichtet hätte‹ (nach Neigung und persönlichem Hintergrund war er Monotheist), und wenn nicht die dringenden Rufe seines Sohnes von oben gewesen wären, hätte er innegehalten, um ihre wundersame Schönheit zu betrachten.
»Da ist er! Da sind jetzt zwei von ihnen!« schrie Wheldrake unverständlicherweise von unten. »Ihr seid fast da! Vorsichtig, meine Anmut! Achtet auf sie, Vater!«
Charion benötigte niemandes Hilfe. Leichtfüßig folgte sie rasch mit bereits gezogenem Schwert Elric dicht auf den Fersen und hätte ihn überholt, wenn auf den schmalen Stufen dafür Platz gewesen wäre.
Sie erreichten eine Galerie, deren Mauer von einer Art Hecke gebildet wurde, die üppig aus der Klippenseite wuchs und offensichtlich zum Schutze derer gedacht war, welche den Pfad benutzten. Elric bewunderte die Kunstfertigkeit der Menschen, die hier gelebt hatten, und fragte sich, ob einige von ihnen die Ankunft des Chaos in ihrer Welt überlebt hatten. Falls dem so war, wo befanden sie sich dann?
Die Galerie verbreiterte sich und wurde zu einem weiten Tunnel.
Und dort stand Koropith Phatt, der angesichts seiner unmittelbaren Dringhchkeit seiner Bedrängnis japste, dennoch beim Anblick seines Vaters und seiner Kusine weinte. »Rasch, Vater! Gaynor wird sie vernichten, wenn wir uns nicht beeilen! Möglicherweise wird er sie alle - jede einzelne vernichten!«
Und er hastete ihnen voraus, hielt irme, um zu sehen, ob sie ihm auch folgten, stürzte wieder rufend davon. Er war gewachsen und hatte offenbar abgenommen, wurde allmählich zu einem mageren jungen Mann und so eckig und schlaksig wie sein Vater. Sie rannten durch Galerien aus grünem Licht, durch friedliche Kammern, durch Zimmerfluchten, die aus Fenstern, die sinnreich nahe dem Dach eingebaut waren, Ausblick über die Weite der Höhle selbst boten; kein Raum war belegt, allen haftete etwas Trostloses an. Sie rannten krumme Treppengänge hinauf und durch sanft geschwungene Flure, durch eine Stadt, die ein Palast war, oder einen Palast, der so groß war wie eine Stadt, worin ein freundliches Volk in zivilisierter Eintracht gelebt hatte…
…und dann ertönte der Lärm zweier Widersacher, die in einen psychischen, übernatürlichen und körperlichen Kampf verstrickt waren - eine orangerote Lichtexplosion, der Zusammenbruch einer Art Finsternis, das Wirbeln unnatürlicher Farben, auf das Geräusche folgten, die einem tiefen unregelmäßigen Herzschlag glichen…
…und Elric eilte den anderen in einen Saal voraus, der in seiner Kunstvollendung und zarten architektonischen Einsicht der großen Höhle weiter unten glich - fast als Nacheiferung gelten konnte…
…und auf dem blaßblauen, von feinen Silberadern durchzogenen Marmorboden lag der Körper einer jungen Frau in Braun und Grün, und wallendes rotgoldenes Haar machte sie sofort kenntlich. Neben der reglosen rechten Hand lag ein Schwert, ein Dolch lag noch in ihrer Linken.
»Ach! Nein!« rief Koropith Phatt gequält aus. »Sie kann doch nicht tot sein!«
Elric steckte Sturmbringer fort und kniete sich neben ihr nieder, suchte nach ihrem Puls und fand ihn schwach und regelmäßig an ihrem weichen Hals, als sie ihre nußfarbenen Augen aufschlug und bei seinem Anblick die Stirn runzelte. »Gaynor?« murmelte sie.
»Offenbar fort«, sagte Elric. »Und ich glaube, die Schwestern sind bei ihm.«
»Nein! Ich war sicher, daß ich sie beschützt hätte!« Die Rose bewegte schwach die Arme und versuchte aufzustehen, aber es gelang ihr nicht. Koropith Phatt stand dicht neben Elric und gab in hilfloser Sorge beruhigende Flüsterlaute von sich. Sie lächelte ihm zuversichtlich zu. »Ich bin unverletzt«, sagte sie. »Lediglich erschöpft…« Sie tat zwei rasche Atemzüge. »Gaynor hat in dieser Sache einen Chaos-Lord auf seiner Seite, glaube ich. Ich benötigte fast alle Zaubersprüche, die ich in Oio kaufte, um ihm zu widerstehen. Ich habe nur noch wenige übrig.«
»Ich wußte nicht, daß Ihr sowohl Schwertkämpferin als auch Zauberin seid«, sagte Elric und half ihr in eine sitzende Stellung.
»Unsere Magie ist natürlicher Art, doch nicht alle von uns wandten sich ihrer Ausübung zu. Das Chaos hat dagegen nur wenige Waffen, was sich für mich als Vorteil erwies, obgleich ich
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