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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Königlichen zurückkehren. Ob er dort warten sollte, bis er etwas von oder über Marie hörte, oder ob es besser war, auf Reichsgebiet zurückzukehren, um seinen Lebensunterhalt bei Leuten mit genug Münzen im Beutel zu verdienen, wusste er noch nicht.
    Während er grübelte und sein Pferd dabei auf den gleichen Weg lenkte, den auch der Trupp des Inquisitors genommen hatte, bemerkte er einen Mann, der sich bei seinem Anblick rasch zwischen den Büschen verkroch, und griff zu seinem Kurzschwert.
    Als er die Stelle erreichte, an der er den Fremden gesehen hatte, blieb der Angriff, den er erwartet hatte, aus. Vorsichtig fuhr er weiter und spähte dabei angestrengt in den Wald hinein. Doch da rührte sich nichts. Erst als Nepomuk ein Stück weitergefahren war und sich umschaute, stellte er fest, dass der Mann wieder aus seinem Versteck hervorkam und seinen Weg in südöstlicher Richtung fortsetzte.
    Verwundert fragte der Gaukler sich, wer der Wanderer gewesen sein mochte. Handelte es sich um einen Spion der Hussiten oder der Königlichen? Auf jeden Fall war er froh, ungeschoren davongekommen zu sein. Dabei musste er wieder an Marie denken. Ihr Vorsprung war zu groß, als dass der Fremde sie einholen würde, und ihren hartnäckigen Verfolger hatte er von ihrer Spur abgebracht. Dennoch war die Gefahr für sie noch immer riesig, und er haderte mit sich, weil er sie nicht von ihrem Vorhaben hatte abbringen können.

6.
    R uppertus spürte die Erleichterung seiner Begleiter und verachtete die Männer deswegen noch mehr. War doch jeder Schritt, den er tat, und jeder Weg, dem er folgte, ihm von Gott vorherbestimmt worden. Da der HERR ihn unter allen Menschen auserwählt hatte wie einst Jesus Christus, würde er auch weiterhin seine schützende Hand über ihn halten. An ein Ende am Kreuz, wie es Christus erlebt hatte, glaubte er jedoch nicht. Der Sohn Mariä war der Beginn der heiligen Kirche gewesen, er selbst aber würde die Krönung sein. Nein, schränkte er sofort ein. Nicht ihm war das bestimmt. So vermessen durfte er nicht sein. Ein Sohn von ihm würde den Thron des heiligen Petrus besteigen und über die Christenheit herrschen und ein anderer den Platz Karls des Großen einnehmen und dessen Reich neu errichten.
    Während seine Gedanken weit in eine strahlende Zukunft eilten und er sich fragte, welches Weib einmal jenes glückliche – weil auserkorene – Wesen sein würde, das seinen Samen austragen durfte, sah er vor seinem inneren Auge wieder die beiden von Fliegen bedeckten Köpfe der Ritter vor sich und den Kopf am Boden. Nun stutzte er. Auf jenem Kopf hatte sich keine einzige Fliege niedergelassen.
    Da stimmte etwas nicht!
    »Halt!«, rief er mit hallender Stimme. »Wir kehren um!«
    Eberhard zügelte sein Pferd und sah ihn entgeistert an. »Was sagt Ihr da?«
    »Wir reiten zurück zu den Toten. Los jetzt! Wer desertiert, wird es am Galgen bereuen.« Mit diesen Worten wendete Ruppertus sein Pferd auf der Hinterhand und ritt los, ohne zu schauen, ob die Männer ihm auch folgten.
    Trotz der Drohung sahen einige so aus, als würden sie am liebsten ins Feldlager zurückreiten. Eberhard aber dachte an die Macht des Inquisitors und sagte sich, dass sie zumindest eine gewisse Chance hatten, den aufständischen Hussiten zu entgehen. Der Rache des schwarzen Mönchs aber würde keiner entkommen.
    »Seid ihr Männer oder Memmen? Los, Leute, hinterher!« Mit diesen Worten spornte er die anderen an und folgte dem Inquisitor. Als er sich nach ein paar Pferdelängen umdrehte, sah er erleichtert, dass die Krieger ausnahmslos hinter ihm ritten.
    Ruppertus legte ein Tempo vor, als käme es auf jede Minute an. Da alle versuchten, mit ihm Schritt zu halten, bekam so mancher Soldat einen Batzen Dreck ins Gesicht, den das Pferd des vor ihm Reitenden mit den Hufen hochschleuderte, und die meisten fluchten unflätig. Dennoch wagte keiner zurückzubleiben, denn nur die Gemeinschaft bot einen gewissen Schutz gegen mögliche Angreifer. Erwischten Sokolnys Leute oder die Hussiten einen von ihnen allein, so war der Mann verloren.
    Der Trupp erreichte die Stelle mit den aufgespießten Köpfen in weniger als der Hälfte der Zeit, die sie für den Abmarsch gebraucht hatten – und doch kamen sie zu spät. Mit mahlenden Kiefern starrte Ruppertus auf das Loch im Boden, das vorher durch lockere Erde und die Körper der beiden Toten verdeckt gewesen war. Er konnte es kaum glauben, aber er war erneut überlistet worden. Doch wo war Marie?
    »Sucht

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