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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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vorher noch schänden?, fragte sie sich und stieß einen lauten Ruf aus, in der Hoffnung, der Němec könnte sie hören und ihr zu Hilfe eilen.
    Ihre Stimme gellte in Thomas’ Ohren. Die Nixe setzt ihre Zauberkräfte ein, dachte er panikerfüllt. Gleich wird sie mir meine Seele rauben! Mit einer verzweifelten Bewegung hob er das Schwert und wollte zuschlagen, um nicht dem Hexenbann des Wesens zu verfallen.

8.
    E twa zur gleichen Zeit, zu der Thomas den Fluss erreichte, durchstreifte Michel zusammen mit Marat die Flussaue und beobachtete dabei eine Ricke, die mit ihrem Kitz auf einer kleinen Lichtung äste. Es war ein friedliches Bild, das so gar nicht in diese vom Krieg erfasste Landschaft passen wollte. Michel sah den Tieren ergriffen zu und verspürte dabei so etwas wie einen großen, schmerzhaften Verlust.
    »Denkst du wieder an dein Rentier?«, fragte Marat, der die Mimik des Deutschen inzwischen zu deuten wusste.
    »Wenn du jene wunderschöne Frau meinst, nein. Ich sehe sie immer seltener, als würde sie langsam meinen Träumen entschwinden«, antwortete Michel bedrückt.
    »Sie ist nur ein Traum«, wies Marat ihn zurecht. »Das hier ist die Wirklichkeit. Zum einen gibt es einige Meilen im Nordwesten das Lager der Königlichen, und zum anderen haben wir Fürst Vyszos Scharen weiter im Osten. Darauf müssen wir unser Augenmerk richten, nicht auf ein Weib, von dem du nicht einmal weißt, ob es überhaupt existiert oder doch nur eine Ausgeburt deiner Phantasie ist.«
    Sie existiert!, wollte Michel schon antworten, zuckte dann aber mit den Achseln. »Wahrscheinlich hast du recht. Komm, lass uns weitergehen. Vielleicht geraten uns ein paar Feinde vor die Klingen.«
    »Willst du Siege sammeln, um der Komtesse zu imponieren?«, fragte Marat spöttisch.
    Nachdem sein Schützling sich in der Auseinandersetzung mit Ritter Roland als der Geschicktere erwiesen hatte, war Graf Sokolny auf ihn aufmerksam geworden. Dieser hatte sich jedoch noch nicht entschieden, ob er den Deutschen als Edelmann oder doch nur als gewöhnlichen Bürgerlichen behandeln sollte. In einer Zeit wie dieser boten ein scharfer Verstand und ein starker Schwertarm auch einfachen Männern die Möglichkeit für einen Aufstieg.
    Marat verspürte keinen Neid und hätte es seinem Begleiter gegönnt, Herr über die Burg und das umliegende Land zu werden. Aber er kannte Sokolnys Tochter und wusste, dass diese Frau jedem Ehemann gehörig zum Tanz aufspielen würde.
    Die beiden gingen weiter und beobachteten dabei sorgfältig ihre Umgebung, als auf einmal ein gellender Schrei ertönte.
    »Das ist Janka!«, rief Michel aus und begann zu rennen.
    Marat hielt sich an seiner Seite. »Falls es wirklich die Komtesse ist, soll sie der Teufel holen! Ihr Vater hat ihr ausdrücklich verboten, sich allein so nahe an der Grenze aufzuhalten. Wenn so ein verdammter Deutscher sie erschlägt oder ein Hussit, wird man uns beschuldigen, nicht richtig aufgepasst zu haben.«
    Während des Laufens nahm Marat den Bogen zur Hand und zog einen Pfeil aus dem Köcher. Zwar wusste er nicht, auf wen Janka gestoßen sein konnte, doch er war bereit, alles zu tun, um die Tochter seines Herrn zu beschützen.
    Auch Michel griff nach seinem Bogen und machte ihn schussbereit. Dabei setzte er zu einem wahren Sturmlauf an, der ihn so rasch auf den Fluss zutrug, dass er sogar Marat um ein paar Mannslängen hinter sich ließ.
    Auf der Kuppe des Hügels angekommen, unter dem die Eger strömte, sah er auf der anderen Seite eine Frau mit dem Rücken zu ihm auf der Sandbank und einen Mann, der sich ihr mit erhobenem Schwert näherte. Michel blieb stehen, atmete tief durch und spannte den Bogen zum Schuss. Die Situation war eindeutig. Dennoch zögerte er, schüttelte verwirrt den Kopf und zielte erneut.
    Da tauchte Marat hinter ihm auf. Dieser erfasste die Situation mit einem Blick und schoss noch im Laufen.
    »Du hattest wohl Angst, die Komtesse zu treffen? Doch auch in einer solchen Situation musst du kühles Blut bewahren!«, rüffelte er Michel und gab ihm dann einen freundschaftlichen Stoß. »Los, geh schon! Für die Komtesse soll es so aussehen, als hättest du ihr das Leben gerettet!«
    Noch während er es sagte, ging Marat rückwärts, bis er Jankas Sichtfeld entzogen war.
    Die Komtesse hatte weder Marat noch Michel bemerkt. Unverwandt starrte sie den Fremden an und nahm vor Schreck nicht einmal wahr, wie der Pfeil in dessen Hals einschlug. Erst als der Mann leblos auf dem kiesbedeckten Ufer

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