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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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schreien und auf die Hilfe der Soldaten zu hoffen, wagte Marie nicht, denn in dem Fall hätte Ruppertus seine ganze Autorität ausspielen und sie als Ketzerin denunzieren können. Sie traute ihm zu, über sie das gleiche Urteil fällen zu lassen, welches damals über ihn verhängt worden war. Sie selbst bekäme gewiss keine Chance, den Scheiterhaufen zu überleben. Da nahm sie den Umriss eines Menschen wahr, der ihnen folgte und dabei jede Deckungsmöglichkeit ausnützte. Seine Gestalt und seine Bewegungen verrieten ihr, dass es Nepomuk war. Obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, wie der Zwerg mit zwei kampfgeübten Rittern fertig werden konnte, schöpfte sie Hoffnung.

14.
    M ittlerweile war finstere Nacht, und Haidhausen ließ sich eine Fackel reichen, damit er den Weg ausleuchten konnte. Als sie, von den fragenden Blicken der Wachen am Tor verfolgt, weitergingen, brachten Windstöße die Wipfel der Bäume zum Tanzen.
    »Es zieht ein Sturm auf!«, rief Loosen Haidhausen zu. »Daher sollten wir die Sache rasch hinter uns bringen und dann ins Lager zurückkehren. Ich habe keine Lust, bei einem Gewitter im Wald herumzuirren.«
    »Ich auch nicht! Besonders, wenn der Sturm die Fackel ausbläst. Ich hasse es, mir den Weg im Dunklen suchen zu müssen.« Haidhausen musste die Fackel bereits so halten, dass sie halbwegs von seinem Körper geschützt wurde.
    »Erledigen wir es doch gleich hier! Die Bäume stehen dicht genug. Verdammt, warum muss uns auch noch ein Unwetter dazwischenkommen? Ich hätte dieses Weibsstück gerne vorher auf den Rücken gelegt.« Mit diesen Worten stieß Haidhausen Marie zu Boden und zog sein Schwert.
    Bevor er zum Schlag kam, tauchte eine Gestalt neben ihm auf. Marie erkannte Nepomuk und sah, wie dessen Dolch sich in Haidhausens Unterschenkel bohrte. Einen Augenblick später war der Gaukler wieder in der Dunkelheit verschwunden.
    Das Ganze war so schnell vor sich gegangen, dass Loosen nichts wahrgenommen hatte und sich wunderte, wieso sein Kumpan auf einmal torkelte und aufstöhnte. Da griff Nepomuk erneut an und hieb die Achillessehne an Haidhausens anderem Bein durch.
    Der Ritter stürzte mit einem nicht enden wollenden Schrei zu Boden. Doch nun hatte Loosen den Störenfried bemerkt und schwang sein Schwert. Er traf jedoch nur ein paar Zweige, die vom Wind gepeitscht wurden.
    Nepomuk versuchte, den Ritter hinter sich her in den Wald zu locken. Doch Loosen blieb stehen und beugte sich über seinen Freund. Bodo von Haidhausen saß am Boden, umklammerte seine Unterschenkel und schrie vor Schmerz. Sein Schwert hatte er bei dem Sturz verloren, es lag nun im dunklen Gebüsch.
    »Bist du verletzt?«, fragte Loosen überflüssigerweise und starrte entgeistert auf das Blut, das zwischen den Fingern seines Freundes hervorquoll.
    Marie nutzte die Tatsache aus, dass die beiden Männer abgelenkt waren, robbte in die Richtung, in der Haidhausens Schwert liegen musste, und tastete danach. Sie berührte zuerst die Klinge, fand dann den Griff und umklammerte ihn. Als sie sich mit der Waffe in der Hand erhob, wurde Loosen auf sie aufmerksam.
    »Du glaubst doch nicht etwa, ich fürchte mich vor einem Weib!«, spottete er und holte mit seiner Waffe aus.
    Mit zusammengebissenen Zähnen parierte Marie seinen harten Hieb und ging ihrerseits zum Angriff über. Beinahe hätte sie den Ritter überrascht, doch mit einer schnellen Drehung gelang es ihm, ihrem Schlag auszuweichen. In der gleichen Bewegung riss er die Fackel aus dem Boden und streckte sie ihr entgegen, um sie zu blenden. Dann schlug er blitzschnell zu.
    Zu seiner Verblüffung gelang es Marie, ihn abzuwehren.
    Stumm dankte sie Gott für die vielen Übungsstunden, in denen Michel sie die Kunst des Schwertkampfs gelehrt hatte. Damals hatte er sie häufig getadelt, weil sie nicht aufmerksam genug gewesen war. Nun aber focht sie mit eiserner Konzentration, denn sie hatte den Mann vor der Klinge, der Michel verraten hatte. Zumindest einen der Männer, schränkte sie ein, während sie eine blitzschnelle Finte machte und plötzlich von der anderen Seite zuschlug.
    Da Loosen diesen Hieb nicht erwartet hatte, schnitt Maries Schwert sich tief in sein Fleisch. Der Ritter stieß einen Schrei aus, der ebenso Überraschung wie rasende Wut ausdrückte, wich aber zurück, weil der Schmerz seinen Arm lähmte.
    »Seid Ihr etwa überrascht, mein Herr? Wie Ihr seht, hatte ich einen guten Lehrmeister. Aber den kanntet Ihr ja!« Mit einem schnellen Schritt war Marie bei Loosen

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