Die Rache der Werwölfe!
langsam zu gehen. Nachdem er etwa ein zwanzig Schritten ging es steil bergab. Valentina musste ihre Schritte bremsen, um nicht kopfüber in die Tiefe zu stürzen.
Es wurde immer kühler und feuchter. Nach einer gefühlten, halben Ewigkeit öffnete sich der Geheimgang zu einer großen Halle.
Durch das trübe Licht erkannte sie an der Seite einen Kerzenständer, davor lag eine Schachtel Zündhölzer. Sie zündete eine Kerze an, zweifelte aber gleich an dieser Idee.
Das neue Licht umspielte den unheimlichen Raum.
Sie befand sich eindeutig in einer Gruft!
Vier Särge standen in der Mitte, wie Steinsockel, die aus dem Boden sprossen. Die Familie, die hier bestattet worden war, musste sehr reich gewesen sein, denn auf den Rücken der Steinsärge waren Muster und Verzierungen in Form von wachenden Rittern eingemeißelt worden.
Es sah teuer, edel und sehr alt aus!
Unregelmäßig ragten Säulen aus dem Boden, die sich ein paar Meter in die Luft wanden und weiter oben mit der Decke verschmolzen. Auch auf ihnen zeigten sich eingravierte Arbeiten, hier jedoch waren es keine Ritter, sondern gewundene Schlangen und Fratzen mit weit aufgerissenen Augen. Etwas ging von dem Raum aus, was genauso einladend und gastfreundlich wirkte wie das Tor zur Hölle, nur ohne die Hitze.
Valentina ging vorsichtig tiefer in die Gruft. Sie konnte alles gut überblicken, und leider war auch sofort ersichtlich, dass es nur einen Ausgang gab.
Gut, verständlich, denn man rechnete ja auch nicht damit, dass ein paar Tote in Särgen einen Notausgang bräuchten. Sie schnaubte bei dem Gedanken kurz auf und blickte auf die Sargdeckel. Die Ritter, die darauf eingraviert waren, trugen keine Helme.
Seltsam. Valentina hätte schwören können, dass sie vorhin noch welche auf ihren Köpfen gehabt hatten. Stattdessen sah man nun ihre Gesichter, die zu Masken des Entsetzens verzerrt von den Deckeln stierten.
So sollten keine Ritter aussehen!
So sahen Menschen aus, die etwas so Schreckliches erblickt hatten, dass sie beim Anblick davon starben.
Valentina warf einen genaueren Blick auf die Deckel. Die Muster der gravierten Ritter änderten sich auch weiterhin, nur taten sie dies jetzt fließend. Geschlossene Helme, die ohne erkennbaren Übergang zu entsetzlichen Fratzen wurden.
Arme und Beine bewegten sich zögerlich.
Es war alles so unwirklich, dass es schon fast absurd und lächerlich wirkte.
Einer der Sargdeckel flog zur Seite!
Valentina beobachtete mit Grauen, wie eine menschenartige, blau umrandete Gestalt, die nur aus trübem Licht zu bestehen schien, für den Bruchteil einer Sekunde in der Luft stand. Sie stürzte, paddelte hilflos mit den Armen, bevor sie in alle Richtungen zerfloss.
Auch die anderen Deckel schoben sich von ihren Särgen. Die Ritter, die darauf eingraviert gewesen waren, zuckten alle nur kurz, bevor sich ihre Gestalten in Luft auflösten.
Valentina blickte sich in der finsteren Gruft um. Überall verschoben sich nun die eingravierten Gesichter und Bildnisse. Fresken wurde ein bizarres Leben eingehaucht, und das knirschende Geräusch von Stein mischte sich unter das Knistern von Flammen.
Die gesamte Gruft schien ein einziges lebendiges Organ zu sein. Die pumpenden, pulsierenden Wände schienen näher und näher zu rücken. Sie wollte wegrennen. Nur raus hier aus dieser Gruft!
Aber verdammt, ihre Beine wollten nicht mitspielen. Sie wollte losrennen, doch ihre Knie zitterten so sehr, dass sie sich nicht vom Fleck bewegen konnte.
Im Augenblick roch alles nach Tod und Verderben.
Ohne groß zu überlegen, wohin sie sich wenden sollte, da eh alles gleich aussah, humpelte Valentina geradeaus, nur weg aus dieser Gruft.
Sie schleppte sich weiter.
Es musste bald der Ausgang kommen.
Er musste kommen.
Valentina spürte, wie die Tränen an ihren Wangen herab zu sickern begannen. Sie wollte nicht weinen, aber sie konnte es nicht aufhalten. Schluchzend sank sie auf den Boden des Geheimganges nieder und krallte sich mit einer Hand in den Steinen fest.
Mit plötzlicher, drängender Heftigkeit rief sich die Wirklichkeit in ihren Kopf zurück.
Schritte! Es waren definitiv Schritte, die immer näher kamen.
Was sollte sie jetzt tun?
Sie wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und sah auf.
Nichts! Keine Menschenseele. Und, was noch besser war, keine Geister. Aber was hatte sie dann gehört?
Valentina zuckte zusammen, als die Schritte ein weiteres Mal ertönten, diesmal genau hinter ihr. Sie drehte sich um und starrte
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