Die Rache des Chamäleons: Thriller
sind, damit ein Land für seine Mitbürger funktioniert. Damit eine Stadt ein sicherer Hafen sein kann! Und eine solche Stadt garantiere ich euch! Meine Stadt, unsere Stadt, die neue Stadt! Der sichere Hafen! Der sichere Strand! Der offene Strand! Der offene Strand für das Gute!«
Jesús legt eine dramatische Pause ein, dreht sich zu Naiara um, die ihm lächelnd zunickt. Er lächelt zurück und wendet sich wieder dem Publikum zu.
»Mit mir als Bürgermeister müssen die Terroristen an dieser Küste in den Untergrund zurück! Mit mir als Bürgermeister müssen sich die Schmuggler eine andere Küste suchen! Jetzt ist SCHLUSS! SCHLUSS mit dem Terror an unserer schönen, friedlichen Küste! Schluss mit dem Menschenschmuggel, Schluss mit dem Waffenschmuggel, Schluss mit dem Rauschgifthandel! Jetzt beginnt eine neue Zeit! Vielen Dank!«
Die Zuhörer um Peter herum applaudieren heftig.
Er applaudiert auch. Er kann seine Hände nicht bremsen. Er applaudiert immer stärker, den Blick starr geradeaus gerichtet. Ihm kommt gar nicht in den Sinn, dass Jesús als langjähriger Polizeichef all diese Bedrohungen an der Sonnenküste längst hätte eindämmen müssen.
Es war etwas in ihrem Blick. Oder war es die Art, wie sie sich bewegte, die Arme, den Kopf? Kleinigkeiten, die alles für denjenigen bedeuten, der dafür empfänglich ist.
Etwas war anders.
Eines Nachts kam sie nicht.
»Wo zum Teufel ist Naiara?«, fragte Aitor auf dem Weg zur Bucht. Er drehte sich im Auto um, als erwartete er, dass sie ihnen nachgelaufen komme.
Am nächsten Tag behauptete sie, sie habe im letzten Moment Magenschmerzen bekommen.
»Sehr passend«, sagte Aitor, der ein Seidenhemd und eine kühle Sommerhose trug. Man sah ihm nicht an, dass er in der vergangenen Nacht Lasten geschleppt hatte.
Sie hatten in einer Bar in San Pedro de Alcántara gesessen, mit berberechos, boquerones, caracoles und hígado , die Aitor allein essen musste.
Er verspürte eine plötzliche Übelkeit, die nicht von der gebratenen Leber auf Aitors Teller herrührte.
»Geht’s dir gut, Berger?«
»Ja.«
Die Sonne hatte den höchsten Punkt am Himmel erreicht.
Ihre Augen waren irgendwo anders, vielleicht auf der anderen Seite der Costa del Sol, vielleicht in Gibraltar.
Das war der Anfang vom Ende gewesen. Dort hat es begonnen, um zwölf Uhr in San Pedro.
Peter und Rita sitzen in der Poolbar des Hotels. Der Tisch steht einige Meter vom Pool entfernt. Niemand badet. Es ist mitten am Tag, die Schatten sind kurz. Peter und Rita sitzen unter einem großen Sonnenschirm. Auf dem Tisch stehen ein Glas Wein und ein Glas Bier.
»Was wird aus uns?«, fragt sie.
»Wie meinst du das?«
»Wenn das hier vorbei ist. Wer wirst du dann sein? Wirst du wieder eine andere Person? Ein anderer Name? Eine andere … Maske?«
»Bitte, Rita.«
»Die Frage ist wichtig.«
»Wir müssen erst einmal von hier wegkommen. Das ist im Augenblick das absolut Wichtigste.«
»Ich dachte, ich wüsste, wer du bist. Und wer du gewesen bist. Aber nichts von alldem stimmt. Nicht einmal dein Name, der auch mein Name ist. Es ist nicht dein wahrer Name. Er ist falsch.«
»Zum Teufel, Rita.«
»Wie hast du früher geheißen?«
»Das spielt keine Rolle.«
»Ich will es wissen. Wie war dein früherer Nachname?«
»Berger.«
»Berger?«
»Ja.«
Sie sieht das Bergmassiv hinter seinem Kopf. Den weißen Berg hinter seinem Kopf.
»Es ging um diesen Ort!«, sagt sie.
»Ich will mich nicht erinnern.«
»Der Berg!«, sagt sie und zeigt auf die Kulisse hinter ihm. Ein Kellner, der im Schatten an der Bar sitzt, steht auf und kommt an ihren Tisch. Peter schüttelt den Kopf und winkt abwehrend.
»Ich möchte noch ein Glas«, sagt sie.
Sie dreht sich zu dem Kellner um.
»Un … vino, por favor.«
»¿Lo mismo, Señora?« Rita schaut Peter an.
»Möchtest du den gleichen Wein? Weiß und trocken?«
»Ja.«
Er dreht sich zum Kellner um.
»Sí. Lo mismo. Seco.«
Er folgt dem Kellner mit dem Blick, als er zur Bar zurückkehrt. Dann sieht er Rita an.
»Namen haben keine Bedeutung.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagt sie.
»Wie meinst du das?«
»Der Mann, den du … erschießen sollst. Er heißt Montaña.«
»Montañas.«
Der Kellner bringt Ritas Weinglas. Er stellt es vor sie hin und geht weg.
»Montañas. Selbst ich weiß, dass das Berg bedeutet.«
Sie zeigt wieder auf den Berg hinter Peter. Er zuckt zusammen, als ein Kind in den Pool springt.
»Ihr habt den gleichen Namen«, fährt sie
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