Die Rache des glücklichen Mannes
eingegangen.«
»Gib die Ausschreibung sofort her, und die Zeichnun gen auch.«
Jaatinen stand auf und trat zornig gegen das Tisch bein, der Telefonapparat fiel herunter. Kainulainen eilte an den Aktenschrank, nahm die geforderten Papiere heraus und überreichte sie Jaatinen:
»Da, nimm, aber du kriegst den Auftrag nicht, das ga rantiere ich.«
»Halt die Klappe.«
Jaatinen verlangte Einsicht in den Finanzierungsplan, den die Gemeinde für eigene Zwecke aufgestellt hatte, und machte sich einige Notizen. Dann verließ er das Büro. Vom Vestibül des Gemeindeamtes rief er Pyöräh tälä an und forderte ihn auf, sofort ins Motel zu kom-men.
Bevor Jaatinen ins Motel ging, besuchte er das Pa piergeschäft und kaufte einen großen braunen Briefum schlag. Er steckte die Unterlagen, die er bekommen hatte, hinein, adressierte die Sendung mit Namen und Adresse seines Anwalts in Helsinki, versah sie mit den erforderlichen Briefmarken und warf sie in den Postkas ten.
In einem Salon des Motels wartete Pyörähtälä. Jaati nen bestellte für ihn und sich selbst einen Lunch. Wäh rend des Essens erläuterte er seine Pläne.
»Werde du Bürochef dieser eingetragenen Firma Nor-discher Beton und Lehm. Aber red vorläufig nicht dar über, ich will nämlich der Kommune unter diesem Fir mennamen ein Angebot unterbreiten, und ein zweites, billigeres, unter meinem eigenen Namen. Dein Gehalt beträgt zunächst zweitausend Mark im Monat, und wenn Beton und Lehm richtig läuft, kriegst du mehr. Ich fahre nach Helsinki und verkaufe meine Wohnung, damit ich Anfangskapital habe, außerdem verhandle ich wegen Krediten. Du kannst inzwischen einen passenden Büroraum besorgen. Kauf auch die Baubaracke, die wir beim Brückenbau benutzt haben, und miete in der Stadt Bagger und anderes Gerät, hier ist die Liste. Ich gebe dir jetzt ein paar tausend Mark, führe sorgfältig Buch über die Ausgaben.«
Nach dem Essen verschwand Jaatinen in Richtung Helsinki und blieb eine Woche weg. Als er zurückkam, hatte er inzwischen sein Angebot für den Bau des Was ser- und Abwassernetzes und der Kläranlage von Kuus mäki erstellt. Die Endsumme betrug knapp über 3,2 Millionen Mark, es war dieselbe Summe, die die Ge meinde in ihrem eigenen Finanzierungsplan für den Zweck eingesetzt hatte.
Gleichzeitig hatte Jaatinens Anwalt das Angebot der Firma Nordischer Beton und Lehm nach Kuusmäki abge schickt. Dieses Angebot war detaillierter, natürlich hatte Jaatinen auch das selbst berechnet und erarbeitet. Auch hier hielt er sich an die Richtlinien des Finanzie rungsplans der Gemeinde, jedoch so, dass die End summe bei etwa 3,8 Millionen Mark lag.
Jaatinen überbrachte sein eigenes Angebot persönlich im Gemeindeamt. Irene Koponen schrieb ihm eine Quit-tung aus, er sah die Sekretärin böse an. Sie erbebte und zog sich mit glühenden Wangen an ihren Schreibtisch zurück.
Auch Pyörähtälä war tätig geworden. Es war ihm ge lungen, in der oberen Etage des Gebäudes der Genos senschaftsbank zwei Räume als Büro anzumieten, fer ner hatte er eine Rechen- und eine Schreibmaschine besorgt, sogar ein Telefon hatte er über das Ortsnetz von Kuusmäki anschließen können. Die Miete hatte er für mehrere Monate im Voraus bezahlen müssen, denn der Direktor der Genossenschaftsbank hielt es für unwahr scheinlich, dass Jaatinen den Bauauftrag von der Ge meinde bekommen würde, und auch sonst glaubte niemand im Dorf daran. Jäminki und viele andere Män ner hatten verkündet, es komme nicht infrage, dass man Jaatinen nach all den Scherereien auch noch kommunale Bauaufträge gebe. Nicht ums Verrecken.
Jaatinen hatte in Helsinki seine Wohnung verkauft, er war sie schnell losgeworden, da er im Preis ein wenig heruntergegangen war. Dann hatte er mit Geldinstituten lange und zermürbende Verhandlungen über die Finan zierung der künftigen Baustelle geführt. Das Ergebnis war, dass man ihm eine halbe Million Mark Kredit ver sprochen hatte. Das Geld würde er jedoch erst dann bekommen, wenn der Auftrag sicher sei. Diesbezüglich war die Situation also noch offen, würde es womöglich auch bleiben.
»Sie wollen also mit gemieteten Maschinen und mithil fe von Schuldkapital als neuer Unternehmer anfangen… eine böse Sache. Aber versuchen Sie es. Wenn Sie den großen Auftrag bekommen, beleihen wir Ihnen ein Vier-tel davon. Vermutlich gibt es aber in keiner Gemeinde so gutgläubige Abgeordnete, dass sie einer unbekannten
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