Die Rache des glücklichen Mannes
fand sich relativ mühelos in ihre neue Stellung als Ingenieur Jaatinens nicht angetraute Gattin. Sie richtete seine einfache Wohnung nett her, schaffte ein paar neue Möbel an, nähte hübsche Gardi nen und summte zufrieden vor sich hin, wenn sie die Babys stillte.
Jaatinen entwickelte eine starke Beziehung zu seinen Kindern. Er wurde nicht müde, sie mit schräg geneigtem Kopf zu betrachten, seiner Meinung nach waren sie einfach allerliebste Wesen. Wenn er von seiner Fabrik baustelle heimkam, ging er oft mit seinen Zwillingsmäd chen spazieren. Er bettete sie in den Kinderwagen, steckte Schnuller in die kleinen roten Münder, und dann ging es hinaus auf die Straße. Manchmal kam auch Mama Leea mit, doch nicht immer, denn schließ lich musste auch der Abwasch gemacht werden.
Wenn die ganze Familie draußen war, geschah es oft, dass Jaatinen seine Schritte zum Fluss lenkte; er schob den Wagen über die neue Brücke und hinter die Bö schung, wo sich eine weite, mit Kiefernwald bestandene Heide erstreckte. Die Familie lagerte in der Nachmittags sonne auf einer Decke, die Eltern tranken Kaffee aus der Thermosflasche und die Babys nuckelten an Leeas großen Brüsten. Die Milch schien Frau Rummukainen nie auszugehen. Wenn die Babys tranken, löschte Jaati nen seine Zigarette, denn er sagte sich, dass selbst draußen an der frischen Luft Zigarettenrauch nicht gut für Säuglinge sei.
In solchen sensiblen Augenblicken familiären Zu sammenseins brachte Leea manchmal die Möglichkeit der Eheschließung zur Sprache. Jaatinen wies den Gedanken von sich und sagte, er werde die Gemeinde sekretärin Irene Koponen zu seiner eigentlichen Ehefrau machen.
»Das Gesetz ist in Finnland nun mal so, dass ein Mann nicht gleichzeitig mit zwei Frauen getraut werden kann«, begründete er seinen Standpunkt. »Wir leben ja jetzt fast wie in einer Ehe, liebe Leea, aber ich möchte noch eine zweite Frau haben. Versuch das zu verste hen.«
Frau Rummukainen konnte nur schwer Verständnis dafür aufbringen, dass Jaatinen die Gemeindesekretärin zur Frau nehmen wollte, doch andererseits wusste sie, dass jene zumindest vorläufig keine Anstalten machte, Jaatinen zu heiraten, ihm vielmehr aus dem Weg ging. So dachte die kluge Frau bei sich, dass vielleicht die Zeit über jene Romanze hinweggehe, Jaatinen die Gemeinde sekretärin vergesse, aus der Beziehung nichts werde. Jaatinen wiederum dachte in seinem großen Schädel, dass die Zeit ihm die Gemeindesekretärin zurückbringen werde. Die Zeit und sein Einfluss.
Die Hauptsache war jedoch nach Ansicht beider, dass sie eine harmonische Gemeinschaft bildeten, wenn auch eine inoffizielle. In Anbetracht der Umstände waren sie einigermaßen glücklich. Und wie viel bedeutet es, glück lich zu sein!
Während des ganzen Frühjahrs sprach Leea davon, dass die Zwillinge getauft werden müssten. Jaatinen war dagegen, denn er gehörte nicht der Kirche an und wollte auch seine Kinder nicht dort anmelden, doch da Leea
nicht lockerließ, gab er nach. Eines Tages packte er in seiner Mittagspause die Babys in den Wagen und lenkte seine Schritte zum Pfarrhaus. Er hatte Leea nichts davon gesagt, sondern wollte sie überraschen.
Ein wenig peinlich war es ihm schon, zu Propst Roi vas zu gehen und die beiden unehelichen Kinder taufen zu lassen, doch andererseits – was hatte das Roivas zu interessieren? Er sollte taufen und sich freuen, dass er zwei neue Mitglieder in seiner Gemeinde aufnehmen konnte.
Jaatinen hatte zuvor mehrere Tage lang über passen de Namen für seine Zwillinge nachgegrübelt, ein schwie riges Problem. Schließlich hatte er beschlossen, eines der Mädchen Pirita zu nennen, dieser Name schien ihm sowohl für ein Kind als auch für eine erwachsene Frau geeignet. Der zweite Name war ihm noch nicht eingefal len, aber ihm blieb ja noch ein wenig Zeit zum Nachden ken.
Beim Pfarrhaus angekommen, trug er den großen Zwillingskinderwagen die Eingangsstufen hinauf und direkt ins Amtszimmer des Pastors. Roivas saß an sei nem Schreibtisch und staunte, als er den Ankömmling erkannte.
»Nanu, Jaatinen… was hat ein Mann, der aus der Kir che ausgetreten ist, hier zu suchen?«
Ein ziemlich unfreundlicher Empfang. Aber Jaatinen ermannte sich und sagte:
»Ich wollte die beiden taufen lassen. Mach dich ans Werk.«
Roivas sprang auf, es war zu sehen, dass er richtig wütend war. »So, also einfach ›taufen lassen‹! Willst du dich über mich lustig machen?
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