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Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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zu entwickeln! Mit diesen Worten möchte ich dir danken und dir im Namen des Vorstandes als bescheidenes Abschiedsgeschenk diese Kristallvase überreichen, bitte schön. Möge sie als Sym­ bol deines Charakters gelten, der immer klar war und es auch künftig sein soll.«
    »Jetzt wird getanzt«, johlte Rummukainen. »Komm her, du verfluchte Religionslehrerin, lass uns eine Run-de drehen! Jetzt saufen wir alle auf Onkel Rummukai­ nens Auszug in die Welt!«
    Rummukainen war aufgestanden, er ging zum Har­ monium und klimperte Tanzmelodien. Ein Seufzer des Entsetzens, auch der Enttäuschung über die verdorbene Feier, ging durch den Saal. Die Religionslehrerin ver­ steckte sich hinter Ollonen und Jäminki. Der Gedanke, dass sie öffentlich mit dem betrunkenen Direktor tanzen sollte, versetzte ihr fast einen Schock; sie zitterte wie ein Mutterschaf. Rummukainen kam zu ihr getorkelt, raub­ te ihr einen schmatzenden Kuss, vergaß dann jedoch sein eigentliches Anliegen. Konstabler Ollonen, dem die Kristallvase in die Hände geraten war, mischte sich ein; er versuchte den Betrunkenen zu besänftigen.
    »Hör auf zu schubsen, Ollonen, und gib die Vase zu­ rück, was fällt dir ein, fremde Geschenke mit dir rumzu­ tragen!«
    In diesem Stil ging es vielleicht noch eine halbe Stun-de weiter; die Gäste verzogen sich unauffällig einer nach dem anderen, und schließlich blieb Direktor Rummu­ kainen allein zurück. Er zog eine Whiskeyflasche aus der Brusttasche, goss den Inhalt in die Kristallvase und torkelte dann in den Klassenraum, in dem er mehr als zehn Jahre lang die Dorfkinder unterrichtet hatte. Er schrieb an die Tafel: »Leckt mich alle am Arsch, ihr aus Kuusmäki. Rummukainen.«
    In dem Glasschrank neben der Tafel standen etliche ausgestopfte Tiere. Rummukainen geriet ins Schwan­ ken, er suchte am Glasschrank Halt, dieser kippte um, und das Anschauungsmaterial ergoss sich in den Klas­ senraum.
    Mehrere kleine Vögel, so ein Dompfaff, eine Schwalbe und eine Kohlmeise, wurden unter den Füßen des be­ trunkenen Direktors zertreten, ein großer Birkhahn rollte unter das Lehrerpult. Rummukainen rutschte auf dem Fußboden herum und suchte nach dem Vogel, bekam ihn glücklich zu fassen und taumelte mit ihm und der Kristallvase im Arm aus dem Gebäude. Drau­ ßen setzte er sich auf die Treppe, trank und sang dazu mit trauriger Stimme ein Abschiedslied. Er redete mit dem ausgestopften Tier:
    »Du bist der einzige Freund, den ich auf dieser Welt habe. Hör mal, ich werde dich mitnehmen, wenn ich von hier weggehe, mein armer, lieber Birkhahn…«
    Die Passanten, die an der Gesamtschule vorbeigingen, sahen mitleidig auf den betrunkenen Direktor und sagten zueinander:
    »Rummukainen, dieser früher so korrekte Mann, hat angefangen zu trinken, auch das ist Jaatinens Schuld.«
    Rummukainen trank Whiskey aus der Vase und ver­ suchte den staubigen Birkhahn fliegen zu lassen, dabei rieselte es Federn.
    »Du lässt Federn, mein Freund… mach dir nichts daraus, auch mir geht es nicht viel besser. Da, trink du auch Whiskey, du Hahn von Kuusmäki!«
    Leea Rummukainen sah den peinlichen Zustand ihres ehemaligen Mannes. Sie schluchzte eine Weile vor sich hin, schließlich rief sie Kavonkulma an und bat ihn, Rummukainen von der Treppe der Gesamtschule weg­ zuholen, damit er sich nicht noch mehr blamiere. Ka­ vonkulma betraute Ollonen mit der Aufgabe.
    Der uniformierte Konstabler trat auf den Hof der Ge­ samtschule, er erkannte, dass Rummukainen offen­ sichtlich noch betrunkener war als vorhin auf der Feier.
    »Gib mir sofort den Vogel, und gröl hier nicht rum, du machst dich zum Affen.«
    »Hör zu, Ollonen, du bist ein besonders dummer Mann, jetzt kann ich es ja sagen, da ich nicht mehr Direktor bin. Du bist dümmer als dieser ausgestopfte Birkhahn. Ach, was bist du für ein dummer Mann,
    Ollonen.«
    »Gib den Birkhahn her, die Leute gucken.« »Dich gucken sie an, weil du so dumm bist.« Ollonen wurde wütend. Er versuchte Rummukainen
    den Vogel aus der Hand zu winden, die Federn stoben nach allen Seiten; bei dem Gerangel glitt Rummukainen die Kristallvase aus der Hand und zerschellte auf den Steinstufen. Ollonen lockerte seinen Griff um den Birk­ hahn und stieß mit den Füßen die Glasscherben von der Treppe. In diesem Moment schlug Rummukainen ihm mit dem Birkhahn auf den Kopf, dass das Sägemehl aus dem Inneren des Vogels rieselte.
    Ollonen versuchte erneut, jetzt noch amtlicher, Rummukainen den ausgestopften Vogel zu

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