Die Rache des Griechen
der Job es erfordert, nicht, um dich zu ärgern. Wenn du der Meinung bist, nicht genug für dein Geld zu bekommen, solltest du vielleicht …“
„Kallie …“, warnte er sie leise.
Sie wirbelte zur Tür und umklammerte die Klinke so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Er wollte zu ihr gehen und ihren Griff lösen, damit sie sich entspannte und an ihn schmiegte.
„Alexandros, wenn du deine Rache weiterhin vorantreibst und meine Karriere zerstörst, werde ich dich sofort verlassen.“
Er hatte sich vor sie gestellt, sie mit seinem Körper an einer Flucht gehindert und sich selbst mit dem Gedanken überrascht: Glaubt sie wirklich, ich würde so weit gehen?
„Kallie, ich habe kein Problem mit deiner Arbeit. Solange du jede Nacht in meinem Bett verbringst, kannst du tun, was du willst.“
Jetzt erschien ein düsteres Stirnrunzeln auf seinem Gesicht, während er sich von ihr abwandte und aus dem Fenster starrte. In einer abrupten Bewegung griff er nach seinem Mantel, ließ Kallie einfach stehen und wies seine erstaunte Sekretärin an, alle weiteren Termine des Abends abzusagen. Sollte Kallie ihm doch weiterhin aus dem Weg gehen – er war es endgültig leid.
Kallies Füße schmerzten. Vor ihrem geistigen Auge sah sie sprudelnde Fußbäder. Trotzdem begrüßte sie auch den nächsten Gast mit einem freundlichen Lächeln. Pierre Baudats Lebenswerk sollte heute Abend mit einer großen Feier geehrt werden. Zu diesem Anlass waren Prominente aus der ganzen Welt eingeladen worden. Es war sicher das größte Event, das Kallie bislang organisiert hatte, und sie hatte Tag und Nacht dafür schuften müssen. Selbstverständlich war ihr aufgefallen, dass sich Alexandros’ anfängliche Verwunderung allmählich in Ärger verwandelt hatte. Zweifellos, dachte sie, gehört dieser Teil nicht zu seinem Plan: eine arbeitende Ehefrau.
Dann hat er eben Pech gehabt, vervollständigte sie den Gedanken. Gut, vielleicht war sie länger im Büro geblieben als unbedingt notwendig. Allerdings diente dieses Verhalten ihrem eigenen Schutz. Sei beschäftigt, damit du dem Schmerz entgehst, Alexandros jeden Tag zu sehen, lautete die Formel. Sie war sich sicher, dass es jetzt nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie die Scheidungspapiere in Händen halten und anfangen konnte, die Scherben ihres gebrochenen Herzens einzusammeln.
Cécile eilte an ihre Seite. „Kallie, Pierre sucht dich. Irgendetwas ist mit dem Projektor.“
Verdammt. Kallie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Arbeit. Sie marschierte los, um nachzusehen, worin das Problem genau bestand.
Alexandros war so angespannt, er spürte jeden Muskel seines Körpers. Und das gefiel ihm überhaupt nicht. Die übliche Kontrolle, über die er sonst verfügte, schien ihm immer mehr zu entgleiten.
Der Wagen rollte die Champs-Élysées entlang. Alexandros bat den Fahrer anzuhalten und ging dann zu Fuß zu dem Kunstmuseum am Ende des Boulevards. Vor seinem geistigen Auge erschien nun Kallies Bild. Was, meldete sich seine innere Stimme wieder besorgt, wenn jemand ihr etwas zu trinken oder zu essen gab, das sie nicht vertrug und das dieselben Reaktionen wie damals in dem Restaurant in Athen auslöste?
Plötzlich stellte er sich Kallie schwach und hilflos vor. Unbewusst beschleunigte er seine Schritte. Er erreichte die Eingangstür und eilte hindurch. Er entdeckte Cécile, die wie immer errötete, wenn sie ihn sah.
„Wo ist sie?“, fragte er die junge Assistentin.
„Stimmt etwas nicht, Mr. Kouros? Sie scheinen ein wenig …“
Er zwang sich, ruhig zu bleiben. „Ich möchte bitte zu meiner Frau.“
„Natürlich. Ich hole sie.“ Cécile hastete davon.
Alexandros sah ihr nach und erspähte Kallie unter den Partygästen. Er verspürte auf einmal einen Stich in der Magengegend. Sie war wunderschön. Atemberaubend. Das cremefarbene Satinkleid war im griechischen Stil geschnitten und reichte bis über ihre Knie. Es ließ eine Schulter frei und wurde über der anderen von einer mit Steinen besetzten Spange gehalten. Die Haare hatte sie hochgesteckt, ein goldenes Band hielt den Pony zurück. Ein schlichter goldener Reif schmückte ihren Oberarm. Die goldenen Riemchensandalen weckten in ihm den Wunsch, zu ihr zu gehen, Kallie in die Arme zu heben und weit fort von hier zu tragen.
Sie wandte sich um, als Cécile sie erreichte. Deutlich erkannte er den Schock und die Überraschung, die sich auf ihrem Gesicht abzeichneten, was ihm überhaupt nicht gefiel. Dann sagte jemand
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