Die Rache des Griechen
über die Vergangenheit sprechen, sondern uns nur noch auf die Gegenwart konzentrieren?“
Er bot ihr eine Atempause, einen Aufschub, damit die Dinge einfacher würden. Sie fühlte sich so schwach und willenlos. Sie hatte den Himmel berührt. Das Paradies, nach dem sie sich all die Jahre über so gesehnt hatte. Sie wusste, sie war nicht stark genug, es schon wieder aufzugeben. Noch nicht.
Also nickte sie und sah, wie etwas in seinen Augen aufblitzte. Dann neigte er den Kopf, und das Einzige, was noch existierte, war das Hier und Jetzt.
Nachdem sie den Waffenstillstand geschlossen hatten, vergingen die nächsten Tage ihrer Flitterwochen wie im Flug. Wachsam umkreisten sie einander, sorgsam jedes Wort abwägend. Es schien eine unausgesprochene Vereinbarung zu bestehen, dass sie sich ausschließlich auf ihre körperliche Anziehung konzentrierten. Und sie bekamen einfach nicht genug voneinander.
Die Villa wurde zu einem Ort außerhalb der Realität. Kallie wusste, dass sie sich der Gefahr auslieferte, zu glauben, alles entspräche der Wirklichkeit. Als seien durch einen bizarren Wink des Schicksals die Wünsche einer Siebzehnjährigen wahr geworden, und sie habe ihren Prinzen bekommen.
Doch dieser wundervolle Traum wurde nach und nach zerstört, als ihr bewusst wurde, dass für Alexandros ausschließlich das Körperliche wichtig war. Unzählige Versuche, sich mit ihm zu unterhalten, um ihn besser kennenzulernen, hatte sie unternommen. So wie vergangene Nacht, als Thea das Abendessen wieder auf der Terrasse serviert hatte. Während sie sich ein Thema nach dem anderen einfallen ließ, hatte Alexandros nur einsilbige Antworten von sich gegeben.
Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und sprang auf. „Warum können wir uns nicht unterhalten?“, warf sie ihm vor. „Langweile ich dich so sehr?“
Auch Alexandros erhob sich. Die kaum verhohlene Wut auf seinem Gesicht machte ihr Angst. Er hob sie in seine Arme und trug sie ins Schlafzimmer. Dort ließ er sie unsanft aufs Bett gleiten.
„Du … du Tier“, empörte sie sich und beobachtete dann mit wachsender Erregung, wie er sich auszog.
Er legte sich zu ihr und zog sie an sich, hielt sie mit seinem muskulösen Körper gefangen. „Trotzdem begehrst du mich. Wir sind nicht hier, um zu plaudern oder uns kennenzulernen. Ich weiß bereits alles über dich, was ich zu wissen brauche.“
Und dann hatte er sie mit solch erotischer Leidenschaft verführt, dass sie sich anschließend kaum noch an ihren Namen erinnern, geschweige denn ein Gespräch führen konnte. Er hatte seinen Standpunkt klargemacht.
Kallie erwachte früh am Morgen. Ihr Kopf ruhte auf Alexandros’ Brust. Sie lag ganz still. Gefühle wirbelten in ihrem Inneren. Sie versuchte, gleichmäßig zu atmen, und hielt die Augen fest geschlossen. Ein Kloß bildete sich in ihrer Kehle. Sie musste sich eingestehen, dass sich die Dinge für sie nie geändert hatten. Sie liebte Alexandros. Der einzige Unterschied zu ihrer Verliebtheit als Teenager war, dass sie damals nichts von der Tiefe dieser Liebe gewusst hatte. Vor sieben Jahren hatte sie keine Ahnung davon gehabt, wie bitter die Verzweiflung schmecken würde, einen Mann wie ihn zu lieben. Einen Mann, der niemandem verpflichtet war, am allerwenigsten ihr.
In den vergangenen Tagen hatte er sie immer wieder mit glühenden Augen angesehen, ihre Wünsche nach Gesprächen hingegen brutal ignoriert. Letzte Nacht hatte er ihr noch einmal nachdrücklich gezeigt, was er wollte. Wieso konnte sie ihm nicht widerstehen?
Wie konnte sie jemanden lieben, der ihr so etwas antat?
Weil sie ihn kannte. So einfach war die Antwort. Er war ihr Seelengefährte.
Überraschend legte sich eine Hand auf ihre Wange. Sie hatte nicht bemerkt, dass er aufgewacht war. Sie hielt die Augen weiterhin fest geschlossen. Immer noch keine Worte, selbst jetzt nicht – und doch brannte ihr Körper bereits wieder nach ihm, sehnte sich nach der Befriedigung, die nur er ihr bereiten konnte.
Mit der Hand streichelte er über ihren Hals, weiter zu ihren Brüsten und der Stelle, unter der ihr Herz gleichmäßig schlug. Als er mit einem Bein ihre spreizte, beschleunigte sich ihr Puls. Ein Schauer durchlief ihren Körper.
Heute würden sie nach Paris zurückfliegen. Zurück in die Realität, zurück in die grausame Welt mit ihren Medien und Fotografen, die sie beständig daran erinnern würden, dass alles anders war, als es den oberflächlichen Anschein besaß.
Kallie wandte den Kopf und schlug die
Weitere Kostenlose Bücher