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Die Rache des Kaisers

Titel: Die Rache des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Berlichingen. Die Hintersassen seiner Brüder hatten sich dem Bauernheer angeschlossen, die Burgen der Brüder wurden belagert, und Götz ritt ohne große Begleitung nach Schönthal, als habe er nichts zu befürchten und sei sicher, allein durch sein Wesen und seine Worte etwas zu erreichen.
    Man sagte, er hasse die Pfaffen ebenso wie die großen Fürsten,
die keine freien Ritter unter sich dulden mochten, und überhaupt hasse er die dumpfe Ordnung des schwäbischen Bundes und die dumpf behäbigen Korn- und Geldsäcke in den Städten. Von Gerichten schien er nicht viel zu halten, dafür desto mehr von eigenhändig ausgetragenen Fehden, und angeblich hatte er schon mehrfach einfachen Bauern gegen große Herren beigestanden. »Weil er den einfachen Mann liebt«, sagten einige; »weil die großen Herren, gegen die es ging, ohnehin seine Gegner waren«, sagten manche.
    Gleichviel - er kam ins Lager, verhandelte mit Hipler und Metzler und den anderen, trank mehrere Becher mit ihnen und erreichte, daß die Belagerung seiner Brüder aufgehoben wurde. Karl, der von Hipler gelegentlich zu Beratungen geholt wurde, kam kurz vor Sonnenuntergang wieder zu unseren Zelten am Lagerrand. Er torkelte ein wenig, sprach aber beflissen klar.
    »Er wird sich uns anschließen«, sagte Karl, nachdem er von den Verhandlungen berichtet hatte. »Er reitet zurück zu seiner Burg, um die anderen Ritter der Gegend aufzuwiegeln. Und wenn wir hier alles geregelt haben und nach Franken ziehen, wird er zu uns stoßen. Ich glaube, sie wollen ihn dann zum Feldhauptmann machen.«
    Meine Gedanken waren nicht bei den Anliegen der Bauern, sondern bei meinen eigenen. »Kann man zu ihm?« sagte ich. »Mit ihm sprechen?«
    »Das wollen viele. Versuch’s, aber versprich dir nichts.«
    »Wo ist er? Im Kloster?«
    »Am Feuer.« Karl winkte zwei Männer herbei. »Paßt auf ihn auf«, sagte er. »Und bringt ihn wieder her.«
    In der Mitte des Lagers loderte ein riesiges Feuer. Man hatte dort Bretter über Klötze gelegt, aber auch einige richtige Tische aus dem Kloster herbeigeschafft. Es roch nach
Harz und feuchtem Holz, nach versengtem Fleisch und Fett, das immer wieder zischend in die Flammen tropfte, nach Bier und nach verschwitzten Männern.
    Berlichingen war weder zu übersehen noch zu überhören. Er saß an einem der Klostertische, zwischen Hipler und Metzler; eben ließ er die berühmte Eisenhand auf die Tischplatte krachen und lachte dröhnend über etwas, das einer der anderen gesagt hatte. Mit der anderen Hand hob er einen Humpen und trank, lang und gründlich. Metzler und Hipler hatte ich mehrmals von weitem gesehen, aber natürlich kannten sie mich nicht, und von den anderen Männern am Tisch war mir keiner bekannt, so daß ich niemanden bitten konnte, mich dem Ritter Götz vorzustellen. Einfach zu den Anführern an den Tisch gehen und mich in ein Gespräch drängen? Ich überlegte; dabei beobachtete ich Götz. Wieder lachte er laut, schlug Metzler mit der richtigen Hand auf die Schulter und griff abermals zum Humpen. Er setzte ihn an den Mund und hielt ihn lange gekippt, aber zufällig fiel vom Feuer Licht auf seine Kehle, und ich sah den Kehlkopf sich nicht bewegen. Entweder beherrschte er die Kunst, ohne zu schlucken zu trinken, oder er trank gar nicht, sondern tat nur so.
    »Zu wem willst du denn?« sagte einer meiner Bewacher.
    »Zu Berlichingen, aber ich kann ja nicht einfach so ins Gespräch platzen. Wartet; irgendwann wird er aufstehen, um sich zu erleichtern.«
    »Müssen wir die halbe Nacht hier stehen?« murrte der andere Bewacher.
    »Ihr könnt mich auch allein stehenlassen; ich geh euch nicht verloren.«
    Sie tuschelten miteinander, blieben aber neben mir.
    Ich beobachtete weiterhin die Männer am Tisch. Hipler
trank mäßig und redete nicht viel; Metzler soff wie einige andere auch und schien die Zunge nicht mehr recht um längere Wörter wickeln zu können. So sahen seine Mundbewegungen jedenfalls aus; hören konnte ich natürlich nichts. Berlichingen setzte erneut seinen Humpen an die Lippen, ohne daß sich der Kehlkopf bewegte; dann wandte er sich Metzler zu und sagte etwas, wobei die Hand mit dem Humpen hinter Metzlers Rücken verschwand. Danach war das Gefäß offenbar leer; Berlichingen brüllte nach Bier, knallte den Humpen auf den Tisch und stand auf.
    »Wartet bitte«, sagte ich. »Ihr könnt mich auch von hier im Auge behalten.«
    Götz schaute sich um, wie suchend; dann sagte er etwas zu Hipler, lachte und ging mit

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