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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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wahrhaftig keinen Grund zur Sorge.«
    Strahlend lächelte sie ihn an. »Oh, ich mache mir keine Sorgen, ich übe nur.«
    »Wie bitte?« fragte er verwirrt und folgte ihr. »Wofür üben Sie, Lady Jade?«
    »Ich muß angstvoll dreinschauen – und wie eine schwache Frau wirken.«
    »Natürlich«, stimmte er seufzend zu. »Sind Sie vielleicht krank, Mylady?«
    Sie wandte sich lächelnd zu ihm, als sie die Bibliothekstür erreichte. »Man muß stets den Schein wahren und tun, was die Leute von einem erwarten. Verstehen Sie?«
    »Nein.«
    »Ich muß Caine seinen Stolz wiedergeben«, flüsterte sie verschwörerisch.
    »Ich wußte gar nicht, daß er ihn verloren hat.«
    »Ich auch nicht – bis er es erwähnte. Nun, Sie wissen ja, wie die Männer sind.« Sie holte tief Atem, dann bedeutete sie dem Butler, ihr die Tür zu öffnen. Den Kopf gesenkt, die Hände vor der Brust gefaltet, stand sie auf der Schwelle. Ihre plötzlich veränderte Haltung verblüffte Sterns so sehr, daß seine Kinnlade nach unten klappte.
    Als Caine sie zu sich rief, zuckte sie sichtlich zusammen, als hätte ihr seine Stimme Todesängste eingejagt. Dann betrat sie zögernd die Bibliothek. Ein älterer grauhaariger Mann mit sanftem Lächeln und rundem Bauch erhob sich zuerst. Das war offenbar Richards. Während er ihr vorgestellt wurde, knickste Jade höflich. Dann begrüßte sie Lyon, der ebenfalls aufgestanden war. »Es freut mich, Sie wiederzusehen«, hauchte sie schüchtern, und er hob erstaunt die Brauen, denn er hatte sie ganz anders in Erinnerung.
    Caine saß hinter dem Schreibtisch, und Jade nahm an der Seite des Tisches auf einer Stuhlkante Platz, mit kerzengeradem Rücken, die Finger im Schoß ineinander geschlungen. Richards und Lyon ließen sich ihr gegenüber nieder.
    Jades Angst schien zu wachsen, während Caine sie beobachtete. Doch er nahm ihr ihr Spiel nicht ab. Offenkundig führte sie irgendwas im Schilde, aber er mußte bis später warten, um sie danach fragen zu können.
    Richards räusperte sich und wandte sich zu Jade. »Wie ich sehe, sind Sie sehr besorgt, meine Liebe. Ich habe die Briefe gelesen, die ihr Vater verwahrte. Und ehe ich Sie befrage, möchte ich betonen, daß ich Sie wegen der Verfehlungen des Grafen nicht weniger achte.«
    Sie glich immer noch einem verschreckten Reh, brachte jedoch ein scheues Nicken zustande. »Danke, Sir Richards«, murmelte sie. »Es ist sehr freundlich von Ihnen, mir nichts vorzuwerfen. Ich hatte befürchtet, Sie würden mich verurteilen.«
    Caine verdrehte die Augen, und Richards, der ansonsten nicht zu Gefühlsbezeugungen neigte, beugte sich vor und ergriff Jades Hände. Er sah so aus, als hätte er sie am liebsten in die Arme genommen, um sie zu trösten.
    Ihre Miene kam Caine so verletzlich vor wie bei jener ersten Begegnung in der Taverne. Damals hatte sie ihn genauso beklommen angestarrt. Was mochte sie damit bezwecken?
    »Keiner von uns klagt Sie an«, versicherte Lyon und beugte sich ebenfalls vor, die Hände auf die Knie gestützt.
    »Sie haben schwere Zeiten hinter sich, Jade.«
    »Ja, in der Tat«, stimmte Richards zu.
    Caine unterdrückte ein Lächeln. Sowohl sein Vorgesetzter als auch sein Freund gerieten zusehends in Jades Bann. Lyon hätte es eigentlich besser wissen müssen. Immerhin kannte er sie bereits. Doch ihr schüchternes Getue schien ihn zu überzeugen.
    »Darf ich Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen?« bat Richards.
    Jade nickte. »Gewiß, aber wäre es nicht besser, Nathan würde Ihnen Rede und Antwort stehen? Männer können viel logischer denken. Wahrscheinlich werde ich alles durcheinanderbringen.«
    »Jade«, sagte Caine warnend, und sie schenkte ihm ein bebendes Lächeln.
    »Ja, Caine?«
    »Benimm dich.«
    Richard schaute ihn kurz an und runzelte die Stirn, dann wandte er sich wieder zu Jade. »Wir werden Nathan später befragen. Wenn die Erinnerung nicht zu schmerzlich für Sie ist, schildern Sie bitte in allen Einzelheiten, was sich seit Ihrer Ankunft in London ereignet hat.«
    »Natürlich … Sehen Sie – alles begann mit den Briefen, die mein Vater Onkel Harry gegeben hatte. Zwei Tage später wurde Papa getötet, und Harry holte mich an Bord seines Schiffes. Er hob die Briefe auf und überantwortete sie mir, als er den Zeitpunkt für richtig hielt. Ich las sie und zeigte sie Nathan. Damals arbeitete mein Bruder mit Colin zusammen und vertraute sich ihm an. Wie Caine Ihnen vermutlich schon erzählt hat, wurden Nathan und Colin angegriffen. Die Schurken

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