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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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tatsächlich bekümmert, und als er einen Arm um ihre Schultern legte, verspürte sie Gewissensbisse. Zum erstenmal in ihrem Leben fand sie es unangenehm, lügen zu müssen. Es half ihr nicht, sich immer wieder einzureden, sie würde es aus edlen Motiven tun. Nun führte sie bereits drei nette Menschen hinters Licht. »Wir müssen gehen«, platzte sie heraus. »Je länger wir hierbleiben, desto größer ist die Gefahr, in die wir diese Familie bringen.« Sie gab den anderen keine Zeit, Einwände zu erheben, und rannte zur Tür. »Caine, du hast doch einen Landsitz?« fragte sie, obwohl sie es genau wußte.
    »Ja.«
    »Dorthin sollten wir uns zurückziehen. Da wäre ich in Sicherheit, weit weg von London.«
    »Wir fahren nicht nach Harwythe.«
    »Harwythe?«
    »So heißt mein Landgut. Ich quartiere dich im Haus meiner Eltern ein. Ihr Grundbesitz grenzt an meinen. Dir mag dein Ruf egal sein, mir aber nicht. Ich werde täglich nach dir sehen und Wachen postieren … Warum schüttelst du den Kopf?«
    »Du wirst mich also nur besuchen, Caine, du brichst schon jetzt dein Wort. Du hast versprochen, stets auf mich aufzupassen. Außerdem dürfen wir deine Eltern da nicht hineinziehen.«
    »Das klingt sehr entschlossen, Caine«, bemerkte Lyon.
    »Ich bin derselben Meinung wie Jade«, sagte Christina.
    »Warum?« fragten ihr Mann und Lyon wie aus einem Mund.
    Sie zuckte die Achseln. »Weil sie meine Freundin ist. Also muß ich ihr zustimmen.«
    Gegen diese Erklärung konnte keiner der beiden Männer ein stichhaltiges Argument anführen, und Jade freute sich. »Danke, Christina. Ich werde Ihnen auch immer beipflichten.«
    »Jade, ich denke an deine Sicherheit, und deshalb will ich dich zu meinen Eltern bringen.«
    »Nein.«
    »Glaubst du wirklich, bei mir würde dir keine Gefahr drohen?«
    Sein ungläubiger Tonfall ärgerte sie. »Selbstverständlich glaube ich das.«
    »Meine Süße, ich kann nicht zwei Wochen lang die Finger von dir lassen. Verdammt, ich versuche, anständig zu handeln!«
    Sie blinzelte, und ihre Wangen färbten sich feuerrot.
    »Caine, warum sprichst du so vor unseren Gästen?«
    »Sie sind nicht unsere Gäste!« schrie er frustriert. »Wir sind ihre!«
    »So benimmt er sich dauernd«, beklagte sie sich bei Christina. »Und hinterher entschuldigt er sich nicht einmal.«
    »Jade!« brüllte Caine. »Hör endlich auf, ständig das Thema zu wechseln!«
    »Du solltest sie nicht so anfahren, Caine«, meine Christina.
    »Er kann nicht anders«, widersprach Jade, »weil er ein furchtbar griesgrämiger Mensch ist.«
    »Ich bin nicht griesgrämig«, widersprach Caine etwas leiser, »nur ehrlich. Und ich wollte dich nicht in Verlegenheit stürzen, Jade.«
    »Du hast es aber getan.«
    Wie gebannt verfolgten Lyon und Christina die Diskussion, und Caine wandte sich zu seinem Freund. »Habt ihr nichts anderes zu tun?«
    »Nein.«
    »Verschwindet trotzdem«, befahl Caine.
    Lyon hob die Brauen, dann gab er nach. »Komm, teure Gemahlin, wir warten im Speisezimmer. Caine, sie muß dir noch ein paar Fakten erklären, bevor ihr geht. Falls du willst, daß ich …«
    »Später.«
    Ehe Christina hinter ihrem Mann und ihrem Sohn den Salon verließ, berührte sie Jades Arm und wisperte: »Es ist besser, nicht dagegen anzukämpfen, denn Ihr Schicksal ist bereits besiegelt.«
    Jade achtete nicht auf diese Bemerkung und nickte nur, um Christina zufriedenzustellen. Dann schloß sie die Tür und drehte sich zu Caine um, die Hände in die Hüften gestemmt. »Deine Bedenken sind einfach lächerlich. Du würdest die Situation niemals ausnutzen, wenn ich es nicht wünsche. Ich vertraue dir – voll und ganz«, fügte sie dramatisch hinzu.
    »Tu es lieber nicht.«
    »Zu spät, du hast mein Vertrauen bereits gewonnen. Du wirst mich beschützen, und ich werde dir nicht erlauben, mich anzurühren. Wir haben ein Abkommen getroffen, und jetzt solltest du nicht versuchen, ein Haar in der Suppe zu finden.«
    Ein plötzlicher Lärm in der Halle erregte Caines Aufmerksamkeit. Er erkannte die Stimme. Einer seiner Bedienten verkündete stotternd, er müsse seinen Arbeitgeber sprechen.
    »Das ist Perry, mein Reitknecht«, sagte Caine zu Jade.
    »Bleib hier, ich werde mal fragen, was er will.«
    Natürlich gehorchte sie nicht und folgte ihm aus dem Salon. Beim Anblick von Lyons finsterer Miene wußte sie sofort, daß etwas Schlimmes vorgefallen war. Der junge Reitknecht hatte große haselnußbraune Augen und dunkles Kraushaar, das ihm zu Berge stand.

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