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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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lösen könnt. Stimmt das?«
    Sano, für den es nichts Neues war, daß Angehörige der gesellschaftlichen Oberschicht Spitzel einsetzten, um angehende Schwiegertöchter und -söhne auszuspionieren, hatte schon befürchtet, daß Magistrat Ueda erfahren hatte, daß der Verehrer seiner Tochter beim Shōgun in Ungnade gefallen war. Nun schuldete Sano diesem Mann, der in gutem Glauben einem miai zugestimmt hatte, eine ehrliche Erklärung.
    »Ja«, sagte er widerwillig. »Das stimmt.«
    »Ah.« Magistrat Ueda nickte; er schien enttäuscht, aber nicht überrascht zu sein.
    »Aber meine Nachforschungen machen Fortschritte«, fügte Sano eilig hinzu; denn er wollte die Gelegenheit nicht verspielen, eine Ehe zu schließen, wie sein Vater sie sich für ihn gewünscht hatte. Er faßte zusammen, was er bislang herausgefunden hatte, und endete: »Ich habe vier Verdächtige ermittelt. Einer von ihnen ist der bundori- Mörder.«
    Der Magistrat ließ sich mit seiner Erwiderung Zeit. Schweigend gingen sie an einer Schar kreischender Kinder vorüber. »Ich muß sagen, daß ich auch viel Gutes über Euch gehört habe, Sano -san «, fuhr Ueda schließlich fort. »Ihr habt Euch den Ruf eines mutigen und intelligenten Mannes erworben, der sich auf beeindruckende Weise der Wahrheit und Gerechtigkeit verschrieben hat. Was Ihr mir erzählt habt, bestätigt diese Einschätzung. Überdies gibt es Gerüchte, daß Ihr Seiner Hoheit einen wertvollen Dienst geleistet habt.«
    Sano bedauerte, daß sein Bündnis mit dem Shōgun ihm eine Antwort auf die unausgesprochene Frage des Magistraten untersagte und daß Ueda sein Schweigen deshalb möglicherweise falsch auslegte.
    »Aufgrund dieser Berichte, die für Euch sprechen – und wegen Noguchis Empfehlung«, sagte Magistrat Ueda, »habe ich diesem miai zugestimmt. Und, wie ich zugeben muß, auch meiner Tochter wegen.«
    Ein liebevolles Lächeln legte sich auf Uedas Lippen, als er einen Blick über die Schulter warf. Auch Sano schaute sich um und sah, daß Reiko ihre anfängliche Zurückhaltung aufgegeben hatte und über eine Bemerkung Noguchis lachte. Für einen Moment trafen sich Reikos und Sanos Blicke. Bevor Reiko ihr Gesicht wieder hinter dem Fächer verbergen konnte, erkannte Sano, daß ihre Schönheit von ganz anderer Art war als die Aois: zart, elegant, klassisch. Doch sie paßte besser zu …
    »Reiko hat zufällig mitgehört, als Noguchi mir von Euch erzählt hat«, fuhr Magistrat Ueda fort. »Sie hat noch nie Interesse an einem miai bekundet, doch Euch wollte sie unbedingt kennenlernen, trotz meiner Vorbehalte. Manchmal legt Reiko eine höchst unweibliche Willenskraft an den Tag.«
    Der Stolz in Uedas Stimme minderte den leisen Vorwurf gegenüber seiner Tochter. Dann schwand das Lächeln aus seinem Gesicht. »Ich liebe meine Tochter, Sano- san . Sie ist mein einziges Kind und das genaue Abbild meiner verstorbenen Frau. Es bedeutet mir sehr viel, daß Reiko glücklich ist. Aus diesem Grund habe ich mich zu dem miai bereit erklärt und Euch die Gelegenheit gegeben, mit Reiko bekannt zu werden. Doch ich kann einer Ehe nicht zustimmen. Ich kann nicht zulassen, daß Reiko Euer ungewisses Schicksal teilt. Es tut mir leid, Sano- san .«
    Daß Sano mit dieser Zurückweisung gerechnet hatte, minderte nicht seine Gefühle der Scham und Enttäuschung. Plötzlich konnte er die Schönheit der Landschaft und das fröhliche Lachen der Feiernden nicht mehr ertragen. Würden nach diesem Fehlschlag nun auch noch seine Nachforschungen scheitern, so daß der bundori- Mörder unerkannt und ungestraft davonkam?
    Steif erwiderte er: »Ich verstehe, Magistrat Ueda.«
    Sano bedauerte nicht nur die verlorene Hoffnung auf eine vorteilbringende Heirat mit einer schönen Dame aus edler Familie. Er bedauerte auch, daß Ueda nicht sein Schwiegervater wurde. Sano kannte den Ruf des Magistraten als gerechten Mann; Uedas Bereitschaft, beide Seiten einer Geschichte zu hören, hatte soeben bewiesen, daß er diesen Ruf zu Recht besaß. Der Magistrat verhängte harte Strafen über Verbrecher, zeigte jedoch Gnade, wenn mildernde Umstände vorlagen; daß er Sano gestanden hatte, Spitzel eingesetzt zu haben; seine Erwähnung der ›Berichte‹, die für und gegen Sano sprachen; seine behutsame und rücksichtsvolle Zurückweisung Sanos – dies alles bewies, daß Ueda ein mitfühlender Mann war. Er war unbestechlich, von Skandalen unbelastet und von kühler Vernunft. Sano wäre stolz gewesen, in die Familie eines Mannes von solchem

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