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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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Reise zum Tempel erzählen werde und was Ihr dort gesehen habt. Ich werde Euch als Zeugin vor Gericht gegen den Mörder aussagen lassen; dann wird jeder wissen, was Ihr getan habt – auch Euer Mann.«
    Es widerstrebte Sano, diese beklagenswerte und hilflose Frau unter Druck zu setzen. Mit plötzlicher, erschreckender Klarheit erkannte er, daß man durch solche Methoden innerhalb des bakufu aufsteigen konnte: Man nutzte sein Wissen und seine Stellung, um sich andere gefügig zu machen und sie als Mittel zum Erreichen eines Zieles zu benützen. Bis man es eines Tages so weit gebracht hatte wie der Kammerherr … Sanos Nachforschungen hatten ihn vieles besser verstehen lassen, was seinen Todfeind Yanagisawa betraf, und er hatte erkannt, wie viele Gemeinsamkeiten es zwischen ihnen gab. Doch er verdrängte die Abscheu, die er vor sich selbst empfand, und sagte sich, daß in seinem Fall das Ziel die Mittel rechtfertigte – was Yanagisawa sich vermutlich ebenfalls sagte, wenn er den Shōgun beeinflußte, das Leben anderer Menschen zerstörte und staatliche Gelder verschleuderte.
    »Wie ich sehe, habe ich keine Wahl und muß Eurem Wunsch nachkommen«, sagte Frau Shimizu.
    Dann hob sie zu Sanos Verwunderung das Kinn und lächelte. Sie legte Sano eine Hand auf den Arm und blickte ihn kokett an. In ihren Augen lag eine seltsame Mischung aus Furcht und Dankbarkeit. Voller Mitleid erkannte Sano, daß sie ihn mißverstanden hatte: Offenbar glaubte die Frau, daß er von ihr verlangte, ihm sexuell zu Willen zu sein – eine ›Erpressung‹, der sie nur zu gern nachgab, da es ihren Schmerz linderte, vom Gatten zurückgewiesen zu werden. Überdies betrachtete sie es als Beweis, noch immer begehrenswert zu sein.
    »Ich fürchte, Frau Shimizu, Ihr habt mich falsch verstanden«, sagte Sano und schob sanft ihre Hand beiseite.
    Und während ihr Gesichtsausdruck sich von Enttäuschung zu einer Mischung aus Verwunderung und Erschrecken wandelte, erklärte Sano ihr, wie sie ihm helfen konnte, den bundori- Mörder der gerechten Strafe zuzuführen.

32

    A
    ls Sano in die Stadt zurückkam, sah er Hirata auf der Promenade vor dem Palasttor auf und ab reiten. » Sumimasen . Es tut mir leid, Euch berichten zu müssen, daß ich Kammerherr Yanagisawa nicht folgen konnte«, sagte Hirata bedrückt, »denn er ist gar nicht erst zum Vorschein gekommen.«
    »Macht nichts.« Sano klatschte seinem Pferd die Zügel an den Hals. »Kommt.«
    »Warum reiten wir fort?« Hirata trieb sein Pferd an und beeilte sich, zu Sano aufzuschließen. »Und wohin?«
    »Wir werden dem bundori- Mörder eine Falle stellen.«
    Sie ritten durch das Daimyō-Viertel nach Nihonbashi hinein. Sano berichtete Hirata, was er von Frau Shimizu erfahren hatte, und von dem Schwert, das nun in seiner Satteltasche versteckt war. Doch er konnte seinen Plan nicht genauer ausführen, bis er die Örtlichkeiten näher in Augenschein genommen hatte.
    Als sie über die Nihonbashi-Brücke geritten waren, schlug Sano die östliche Richtung ein; dann ging es hinauf nach Norden, die breite Feuerschneise am Fluß Sumida entlang, an Lagerhäusern vorüber und durch die Menschenmengen hindurch an Teehäusern, Eßständen und Vergnügungsbetrieben am Fuße der Ryōgoku-Brücke vorbei, bis sie zum Fluß Kanda gelangten, der hier in einem künstlich angelegten, steinernen Damm in den Sumida mündete.
    »Hier«, sagte Sano und bog nach links auf einen Pfad ab, der am Fuße des Dammes entlangführte. Hirata, der verwirrt dreinblickte, folgte Sano.
    Über den gewundenen Pfad gelangten sie zu dem breiten Weg hinauf, der entlang der steilen Dammauer führte. Zur Linken Sanos erhoben sich die prunkvollen Häuser reicher Händler; von den Balkonen aus konnte man den Fluß überschauen. Zur Rechten trennte ein hölzernes Geländer den Weg vom Rand der steil abfallenden Mauer. Entlang des Weges ragten Anlegestellen in den Fluß, an denen Vergnügungsboote dümpelten, deren Büge allesamt nach Osten gerichtet waren, zum Fluß Sumida. Die Laufplanken, die an Bord der Boote führten, schwankten in den Wellen. Über eine Holzbrücke gelangte man ans andere Ufer des Kanda, wo sich ein ähnliches Bild bot.
    »Ich verstehe nicht …«, sagte Hirata.
    An der vierten Anlegestelle stieg Sano vom Pferd und band die Zügel an. »Das hier ist das Boot von Frau Shimizu«, erklärte er. »Hier werden wir unsere Falle aufstellen.«
    Als Frau Shimizu die romantischen Bootsausflüge erwähnt hatte, die sie einst mit ihrem Mann

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