Die Rache

Gubicza je gegenübergestanden hatte.
    »Ich?« Drysdale gab sich erschrocken. »Ich glaube Ihnen vollkommen. Aus diesem Grund bin ich hier, sind wir hier.« Er legte ein Bein über die Ecke des Tischs, auf dem der Detektor stand. Auf seinem Gesicht zeigte sich keine Regung, er versuchte nicht, ihnen etwas einzureden, gab nur Informationen weiter. »Natürlich ist es richtig, Manny, die Sache anzugehen, als stünden wir uns hier als Gegner gegenüber. Ich vergebe mir nichts dabei, wenn ich Ihnen – ohne Namen zu nennen – sage, daß gewisse Mitglieder meines Teams reichlich skeptisch sind. Was wir jetzt hier machen werden, ist eine Waffe gegen diese Leute, und damit stehen wir wenigstens für heute auf derselben Seite. Fred, Sie erzählen mir, wie sich die Sache mit Hector Medina zugetragen hat, der Detektor prüft es. Okay, juristisch gesehen sind die Ergebnisse nicht verwertbar, aber wir bekommen die Mannschaft wenigstens auf unsere Seite. Das liegt in unser aller Interesse und erleichtert mir meine Arbeit erheblich.« Er breitete die Arme aus und lächelte sein offenes, ehrliches Lächeln.
    Die Technikerin war fertig. Manny trat hinter Fred und flüsterte ihm zu, er solle sich an die gestellten Fragen halten und vor allem ruhig bleiben.
     
    »Sie können sich bequem hinsetzen, wenn Sie möchten«, sagte Drysdale. Er selbst zog sich einen alten, mit gelbem Leder gepolsterten Bürostuhl heran und schlug die Beine übereinander. »Wie Sie wissen, stellen wir nur Fragen, auf die mit ja oder nein zu antworten ist. Wir fangen mit den einfachen Dingen an, um uns daran zu gewöhnen. Sie heißen Fred Treadwell?«
    Fred nickte.
    »Bitte sagen Sie ja oder nein.«
    »Entschuldigung. Ja.«
    »Sie heißen Fred Treadwell?«
    »Ja.«
    Sie gingen die üblichen Eröffnungsfragen durch – Name, Adresse, Datum – und gewöhnten sich allmählich an das leise Kratzen des Schreibers auf dem linierten Papier und das Summen der Maschine.
    »Gar nicht so schlimm, oder?« fragte Drysdale.
    »Nein«, sagte Fred, und Drysdale sah, daß die Schreibfeder ausschlug. Also funktionierte es bei ihm. Im Grunde brauchte der Befragte nicht zu sprechen – er wurde trotzdem überprüft, denn der Körper reagierte natürlich auch, wenn nichts gesagt wurde. Drysdale wußte das und zählte darauf. Und darauf, daß Treadwell nichts davon verstand.
    »Okay, lassen Sie uns jetzt ein paar Lügen erzählen.«
    »Aber wenn ich weiß, daß ich nicht versuche zu betrügen, wenn ich die falsche Antwort gebe, reagiert die Maschine nicht, oder?«
    Drysdale schenkte ihm ein breites Grinsen. »Sie haben Ahnung von diesem Zeug, was? Sie haben recht. Also versuchen Sie, mich in der nächsten Runde ein wenig zu betrügen, einverstanden?« Er beugte sich vor. »Wir befinden uns noch immer in der Testphase, in Ordnung?«
    Fred nickte und befeuchtete seine Lippen. Er sah an Drysdale vorbei zur Tür, als wolle er sich vergewissern, daß Manny dort wartete und ihm zu Hilfe kommen würde, wenn er ihn brauchte.
    »Sie sind an Ihrem jetzigen Arbeitsplatz seit acht Jahren beschäftigt, ist das richtig?«
    »Ja.« Wahr.
    »Und in Ihrer Wohnung wohnen Sie seit zwanzig Jahren?«
    »Ja.« Falsch.
    »Zwei Jahre?« Halt dich an der Unwahrheit fest und warte ab, was er tut. »Haben Sie während dieser Zeit renoviert?«
    »Während der Zeit, in der ich dort wohne, oder in den letzten zwei Jahren?«
    Sehr gut, Fred, dachte Drysdale. Er sagte: »Tut mir leid. Haben Sie in den letzten zwei Jahren Ihre Wohnung renoviert?«
    »Nein.« Wahr.
    »Die Wohnung liegt im zweiten Stock?«
    »Nein.« Wahr.
    »Also im dritten Stock?«
    Pause. »Ja.« Falsch.
    »Aber wenn Sie aus dem dritten Stock gefallen wären, hätten Sie sich dann nicht mehr als nur den Knöchel gebrochen?«
    »Das gehört nicht zu den Fragen.« Auf Freds Stirn brach Schweiß aus.
    Voller Unschuld streckte Drysdale die Hände aus. »Hat sich aus Ihren Antworten so ergeben.« Ohne Eile sah er nach dem Detektor. »Sehen Sie, auf jeden Fall scheint die Maschine ordnungsgemäß zu arbeiten.« Er wandte sich wieder Fred zu. »Sie leben nicht seit zwei Jahren in Ihrer Wohnung, und Ihre Wohnung liegt nicht im dritten Stock. Sind diese zwei Aussagen richtig?«
    »Ja.«
    Drysdale sah noch einmal nach der Maschine, atmete ein und hielt den Atem eine Minute lang an. Lautstark ließ er ihn hinaus. Dann sagte er: »In Ordnung, der Test ist vorbei. Lassen Sie uns anfangen.«
    Drysdale hatte die auf der Schreibmaschine getippten Fragen vor