Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
Vom Netzwerk:
Rusty in der vergangenen Woche ins Shamrock gekommen war – ein bißchen abgerissen, die Kleidung nicht gebügelt, mit dem Bus, weil sein Auto gestohlen worden war. Er hatte immer noch eine gewisse Ausstrahlung gehabt, eine Linie, ein geschicktes Mundwerk – aber wie ein Mann, der es mit dem Universum aufnahm, wie ein Sieger, hatte er nicht mehr ausgesehen.
    Karen sprang vom Tisch. »Aber die Pferde haben ihn nicht umgebracht, oder?«
    »Nein«, sagte Hardy. »Jemand mit einem biegsamen Zeigefinger.«

18
     
    In Ordnung, dachte Ray Weir. Er hatte lange genug gewartet.
    Er war heute morgen in den Gottesdienst gegangen und hatte mit Courtenay und Warren gewartet, bis sie die Urne gebracht hatten, die alles enthielt, was von Maxine übrig war. Dann waren sie unter die Golden Gate Bridge gefahren, wo einer von Warrens reichen Freunden eine Jacht liegen hatte, und hatten zur Erinnerung an Maxine Champagner und Toasts zu sich genommen … Dann hatten sie die Asche ins Meer geschüttet und sich dabei den Hintern abgefroren.
    Jetzt war er wieder zu Hause und hatte lange genug gewartet. Es war legitim, und vor ihm lag der ganze Papierkram.
    Er wurde mehrmals verbunden, bis er endlich jemanden an den Apparat bekam, mit dem er reden konnte. Er gab die Nummer von Maxines Lebensversicherung an, außerdem beide Daten des Unfalls und der Vertragsunterzeichnung. »Ich wüßte nur gern, wann das Geld ausgezahlt wird«, sagte er.
    Die Frau bat ihn zu warten und war erst wieder zu hören, als das Lied I Write The Songs fast verklungen war. Aufgrund der großen Entfernung war ihre Stimme leise und dünn. »Haben Sie den Scheck nicht erhalten?«
    »Deshalb rufe ich an.«
    »Er kommt mit der Post«, sagte sie.
    Rays Hand verkrampfte sich um den Hörer. »Der Scheck kommt mit der Post? Wann ist er abgeschickt worden?«
    Sie räusperte sich, sprach aber auch danach nicht lauter. »Einen Moment, bitte.« Ein Radiosender in Connecticut spielte Soft Hits All The Time – weiche Hits für weiche Hirne, dachte Ray, und dann erklang eine schnulzige Version von I Am, I Said .
    »Sir?«
    »Ich bin noch dran.«
    »Da muß ein Irrtum vorliegen. Wir haben Ihnen den Scheck über die Gesamtsumme in Höhe von fünfundachtzigtausend Dollar vor zehn Tagen geschickt, persönliche Zustellung mit Rückschein. Der Rückschein wurde unterzeichnet von …« Sie seufzte. »… Maxine Weir.«
    Ray war plötzlich schwindlig, und er mußte sich setzen. »Was meinen Sie damit?« fragte er.
    »Wie bitte?«
    »Ich meine … Wann war das?«
    Sie dachte nach. »Wir haben ihn Freitag abgeschickt, also ist er wahrscheinlich … ja, da habe ich’s. Er ist am Montag letzter Woche zugestellt worden. Heute vor einer Woche.«
    »An Maxine Weir?«
    »Ja, Sir. Die Unterschrift ist deutlich lesbar. Soll ich Ihnen eine Kopie des Rückscheins schicken?«
    Ray hätte beinahe laut gelacht. Er hängte ein.
    Immerhin, es war möglich, daß der Scheck noch in ihrer Wohnung lag. Die Versicherung war in ihrer beider Namen abgeschlossen worden, jeder von ihnen konnte unterschreiben. Vielleicht hatte die Polizei den Scheck gefunden und ihn noch nicht benachrichtigt.
    Oder sie hatte ihn zur Bank gebracht. Sie hatten noch immer ein Gemeinschaftskonto, das aber so gut wie leer war. Er würde bei der Bank anrufen.
    Er steckte sich einen Joint an und wählte. Auf dem Konto sei kein Eingang vermerkt, sagte der Angestellte, ob er einen Vorgesetzten sprechen wolle?
    Er wußte nicht, was er wollte. Alles drehte sich vor seinen Augen.
     
    Obwohl er im Justizgebäude war, meldete sich Glitsky nicht im Morddezernat. Wenn er Batiste oder einem der anderen begegnete, würde er sagen, daß er sich besser fühle und den Dienst wieder antreten könne. Vielleicht könnte er ein wenig arbeiten. Er dachte zwar noch immer an Los Angeles, aber es gab Dinge, die hier ausgetragen werden mußten, sein Vater hatte recht. Wenn man etwas tat, durfte man es nicht halbherzig tun.
    Der Filipino aus dem Labor, Ghattas, hatte ihm am Samstag schon einmal geholfen und keine Schwierigkeiten, die Waffe – Ray Weirs Waffe – und den Bericht noch einmal herauszusuchen. Er stand auf der anderen Seite des Tisches, während Abe eilig einen Blick auf die Ergebnisse warf …
    »Sie ist im Schlamm in vierzig Meter Tiefe gefunden worden, Sie verstehen, Sir …«
    »Also keine Fingerabdrücke?«
    »Mit den Fingerabdrücken ist es so eine Sache, Sir. Sie basieren auf Fett, und da kann man nicht sagen, ob man welche erwarten kann.

Weitere Kostenlose Bücher