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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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heilt. Wenn Rusty Medina später noch einmal etwas angetan hätte, würde es mir einleuchten. Gibt es dafür irgendwelche Anzeichen?«
    »Nein. Medina hat mir erzählt, er habe von Rusty seit Jahren nichts mehr gehört, bis er ihn vor kurzem angerufen habe.«
    »Was wollte er von ihm?«
    »Nichts. Er sagt, er habe es sich anders überlegt und eingehängt.«
    In ihren Augen stand noch eine Frage, aber sie stellte sie nicht. Statt dessen sagte sie: »Es könnte sich lohnen, sein Alibi zu überprüfen.«
    Hardy fuhr im Sitzen mit den Fingern über die Tastatur des Terminals. »Das werde ich tun«, stimmte er zu.
    Sie trat hinter ihn und sah über seine Schulter auf den Bildschirm, auf dem noch immer die Information über Rustys Auto stand. »Zurück zu den Anfängen? He, er fuhr einen alten Volkswagen?«
    Hardy starrte auf das flimmernde grüne Bild. »Hat das was zu bedeuten?«
    »Es bedeutet, daß er bei den Pferden eine Pechsträhne gehabt haben muß. Er sagte immer, unter einem Lincoln würde er es nicht machen. Lieber würde er laufen.«
    »Und was hat das mit Pferden zu tun?«
    »Ich denke, Sie kannten ihn?«
    Für Hardy war Rusty ein junger, heißblütiger Staatsanwalt wie er selbst gewesen, der sich in seine Fälle verbissen und mit allen Mitteln versucht hatte, sie zu gewinnen, die Verbrecher hinter Gitter zu bringen. Sie waren in ihrem gemeinsamen Büro ganz gut miteinander ausgekommen, gelegentlich zusammen auf einen Drink ausgegangen und hatten über ihre Arbeit gesprochen. Das war der Punkt. »Ich fürchte, nein«, sagte er.
    »Wenn Sie nicht wußten, daß er spielte, wissen Sie nichts von ihm«, sagte Karen und setzte sich wieder auf den Tisch. »Seine Spielsucht zerstörte unsere Beziehung mehr als die Sache mit Medina – auch wenn all diese Dinge zusammenhingen. Ich vermute, es ging ihm um den Rausch des Sieges. Er sagte, Pferderennen seien die höchste Herausforderung, und war überzeugt davon, daß man die Pferde und die Jockeys so genau studieren könne, daß man nie mehr verlieren würde. Er sagte immer, es sei kein Spiel, sondern eine sichere Sache, wenn man sich Mühe gebe. Nicht bei jedem Rennen. Aber sobald man sicher sei, könne man zuschlagen.«
    »Hatte er Erfolg?«
    »Er war ziemlich gut.« Sie warf erneut einen Blick auf den Schirm. »Wenn er nicht gerade verlor.«
    »Was oft vorkam?«
    »Nein, aber wenn er verlor, dann eine Menge.« Sie schüttelte den Kopf. »Ein Volkswagen … wer hätte das gedacht? Er muß sehr viel verloren haben.«
    Hardys Finger trommelten schneller auf den Tisch. »Und das hat Sie auseinandergebracht?«
    »Es hat mir einfach klargemacht, wer er war. Deshalb hat er mir ja später so leid getan. Niemand kann immer gewinnen, selbst wenn er noch so gut ist, noch so viel weiß. Aber er empfand jede Niederlage wie eine persönliche Beleidigung. Er wurde fast verrückt. Das Universum war gegen ihn.«
    Sie war jetzt völlig in der Erinnerung versunken. »Ein paarmal wollte er meinen Gehaltsscheck haben, nachdem er seinen verspielt hatte, verloren bei dem, was er für eine sichere Sache hielt. Er wollte einfach nicht glauben, daß er meinen Scheck im nächsten Rennen ebenso verlieren könnte wie seinen.« Sie sah Hardy in die Augen. »Es war wirklich traurig mit dieser Sucht. Fast hatte ich den Eindruck, er, der sonst immer gewann, habe sich mit Absicht etwas gesucht, wo er auf Dauer nicht gewinnen konnte, damit er beweisen konnte, daß er eigentlich der geborene Verlierer sei. Denn so sah er sich.« Abrupt fuhr sie sich mit den Händen durchs Haar, als sei etwas von Rusty darin, das sie herausreißen wolle. »Nur mein dilettantischer Versuch, seine Psychologie zu ergründen, aber für mich ergibt es einen Sinn.«
    »Glauben Sie, er war ein Verlierer?«
    »Bis in die letzte Faser seines Körpers. Es gab nur Gewinnen und Verlieren, er selbst existierte ganz einfach nicht, hatte keine Identität, die ihn zusammenhielt, dem Ganzen eine Richtung gab. Seine größte Angst, glaube ich, war die, daß jemand herausfinden könnte, daß er nicht der große Sieger war, für den ihn alle hielten. So konnte er es sich einfach nicht leisten zu verlieren.«
    »Und trotzdem riskierte er es bei den Pferden immer wieder?«
    »Ich sage doch, es war eine Krankheit. Die Rennen waren seine Meßlatte. Wenn er die Rennbahn besiegte, würde er jeden schlagen; wenn sie ihn besiegte, war er am Boden. Als er wieder einmal auf dem Weg nach unten war, haben wir uns getrennt.«
    Hardy erinnerte sich, wie

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