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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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wollte, daß er es war, aber es paßt eben einfach nicht zusammen.«
    »Du glaubst wirklich, daß Baker unschuldig ist?«
    »Du auch, sonst würden wir an diesem schönen Nachmittag nicht hier sitzen.«
    Glitsky bekam einen neuen Eistee, und Hardy bestellte sich eine Tasse Kaffee. »Okay, du zuerst«, sagte Abe endlich.
    »Er war dort, stimmt’s?«
    »Abaloolie.« Abe grinste. »Eines von O. J.’s Worten.«
    Hardy war in Fahrt. »Wenn er zu Rusty gegangen wäre, um ihn zu töten, hätte er eine Waffe mitgenommen, richtig? Richtig. Er kann es unmöglich dem Zufall überlassen und gehofft haben, daß Rusty eine Waffe an Bord hatte, die er vertrauensvoll jemandem leihen würde, damit der ihn damit erschießen könnte.«
    »Ich habe immer noch dieses Problem mit dem Mord an Rusty«, sagte Abe.
    »Das heben wir uns für später auf. Ich habe ein Problem mit dem Umstand, daß der alte Louis nicht wußte, daß eine Frau an Bord gewesen ist. Schon gar nicht eine nackte, die er mit drei Löchern ins Jenseits befördert haben soll.«
    »Ja«, stimmte Abe zu, »das paßt nicht so ganz.«
    »Also?« fragte Hardy.
    »Also was?«
    »Was sagt uns das?«
    »Daß noch jemand dort gewesen ist?«
    »Gut, Abe.«
    »LaGuardia ist dort gewesen.«
    »Und warum?«
    »Um Rustys Leihgebühr zu kassieren. Aber er behauptet, das Mädchen sei schon tot gewesen, als er dort ankam. Und Johnny LaGuardia, Diz, erschießt ganz bestimmt niemanden mit einer .22er.«
    »Ray Weirs Waffe.«
    »Richtig.«
    »Also ist Ray auch dort gewesen?«
    »Könnte Ray sich mit Armor All auskennen?« Glitsky erklärte ihm den Zusammenhang.
    »Aber er ist auf dem Schlepper gewesen? Wir wissen nicht, wo er war, oder? Wir wissen nur, daß er nicht zu Hause war.«
    »Woher wissen wir das?« fragte Abe.
    Hardy erzählte ihm, daß Warren in der Nacht auf den Stufen vor Rays Tür auf seinen Freund gewartet hatte, mit dem Sechserpack, um ein paar mit ihm zu heben und seine Trauer wegen Maxine zu vertreiben.
    Abe führte das Glas zum Mund und klopfte mit einem Finger darauf, bis der letzte Eiswürfel in seinem Mund verschwunden war.
    »Sind wir an dem Punkt des Falls angekommen, den man Wendepunkt nennt?« fragte er.
     
    Ray Weir betrachtete seine Augen im Badezimmerspiegel und stellte fest, daß sie stark gerötet waren. Wahrscheinlich lag das an der Mischung aus Tränen und Marihuana. So sollte er niemandem gegenübertreten. Schon gar nicht der Polizei. Sie warteten draußen auf der Treppe.
    Er hatte ihnen gesagt, er komme in einer Minute. Er träufelte sich Visine in die Augen. Listerine. Öffnete die Jalousie vor der hellen Nachmittagssonne. Schon Nachmittag. Er machte das Fenster auf. Der Rauch zog ab.
    Wieder klopfte es.
    »Kommen Sie schon, Ray.«
    Plötzlich saß er auf dem Boden. Die Hälfte der Bilder von Maxine lag, von der Wand gerissen, um ihn verstreut. »Ich kann nicht«, sagte er. »Ich kann nicht.«
    »Was?« klang es durch die Tür.
    »Ich kann einfach nicht.«
    Gemurmel. Wieder klopfte es … »Machen Sie jetzt auf, sonst treten wir Ihnen die Tür ein.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe!« schrie er, fiel auf sein Gesicht und schirmte sich gegen die Sonne ab, indem er die Arme über seinen Kopf hob. »Bitte, bitte, lassen Sie mich in Ruhe.«
     
    »Was macht er?« fragte Hardy.
    Glitsky zuckte die Achseln.
    Im Treppenhaus, wo Warren wartend mit seinem Bier gesessen und Courtenay Hardy geküßt hatte, gab es kein Fenster. Vom Eingang unten drang ein wenig Licht nach oben, und unter der Wohnungstür schimmerte ein Streifen Helligkeit. Die mit Teppich ausgelegten Stufen führten zu den nackten Treppenabsätzen, die Luft war schwer und muffig und mit Marihuanageruch erfüllt.
    »Ray, machen Sie die Tür auf!« Vieles an Glitsky überraschte Hardy, aber am meisten staunte er über dessen Geduld. »Wir sind nur gekommen, um zu reden.« Er legte Hardy die Hand auf den Arm und nickte ihm zu.
    Zwanzig Sekunden später hörten sie erneut ein Rumpeln von drinnen, und dann wurde die Türkette gelöst. Die Tür öffnete sich. Ray ging gleich wieder zurück in den Raum, der voller Rauchschwaden war, und zur Couch hinüber. Hardy und Glitsky folgten ihm, stiegen über die Bilder von Maxine. Wie über gefallene Blätter.
    Ray kauerte in einer Ecke der Couch, die Beine an die Brust gezogen. Glitsky forderte Hardy auf, sich in den Regiestuhl zu setzen, und nahm selbst auf der Couch, einen halben Meter von Ray entfernt, Platz. Er faltete die Hände, stellte die Füße flach auf

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