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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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den Boden.
    Dido hatte die Arme vor der Brust verschränkt. »Das ist eine weiße Wand«, sagte er. »Diese Jungs gehen dir zur Hand?«
    Louis Baker nickte. »Das stimmt. Wir machen das neue Haus sauber.«
    Dido stand regungslos da und sah in die Sonne. Wortlos stellten Lace und Jumpup die Dosen ab und wichen über den Rasen zurück.
    Die beiden kräftigen Männer – einundzwanzig der eine, Mitte Dreißig der andere – standen etwa zwei Meter voneinander entfernt. Louis Baker richtete sich auf und verschränkte wie Dido die Arme vor der bloßen Brust. Lace und Jumpup sahen aus sicherer Entfernung zu.
    Ein Wagen bog in die Straße ein. Dido warf einen letzten Blick auf die Wand, zuckte mit den Schultern und trottete durch den Bereich zurück. Geschäft war Geschäft.
    Louis Baker begann wieder zu summen und öffnete eine Dose mit Kitt.

5
     
    Johnny LaGuardia konnte nicht verstehen, warum die Leute es nicht zu begreifen schienen. Das Konzept war so simpel, und diese Idioten – allem Anschein nach bereits zwei in den letzten zwei Tagen – verstanden es entweder falsch oder vermasselten es ganz.
    Es war so: Man geriet in eine Situation, in der man Geld brauchte. Wetten, Frauen, Börsenspekulationen – das spielte keine Rolle für Angelo ›Engel‹ Tortoni. Aus dem einen oder anderen Grund halfen die Banken einem nicht aus. Vielleicht sahen sie einfach keinen Sinn darin, Geld zu verleihen, damit man es im vierten Rennen in Bay Meadows auf Betsy’s Delight setzte. Vielleicht hatte man sich bei einem früheren Kredit als zahlungsunfähig erwiesen. Vielleicht hatte man seinen Kreditrahmen auch bereits erschöpft. Was auch immer.
    Mr. Tortoni – der Engel – half einem aus der Patsche. Johnny LaGuardia hatte erwachsene Männer auf die Knie sinken und dem Engel mit Tränen in den Augen für das Geld danken sehen, das sie nirgendwo anders auftreiben konnten. Er wußte, daß das Geld des Engels College-Abschlüsse und durchgesoffene Wochenenden finanziert oder auch einer verheirateten Dame geholfen hatte, die kein viertes Baby wollte. Dieser Mann – der Engel – kümmerte sich um seine Leute.
    Und die meisten, denen Mr. Tortoni geholfen hatte, erwiesen ihm Respekt. Sie bezahlten die Leihgebühr, die Kreditkosten – zumutbare zehn Prozent pro Woche –, bis sie die ganze Summe zurückzahlen konnten. Dann erschienen die meisten von ihnen nicht nur mit dem Geld, sondern oft auch mit einem Geschenk, um Mr. Tortoni ihre Dankbarkeit zu erweisen: Er hatte an sie geglaubt, als kein anderer ihnen mehr traute, und hatte ihnen sein eigenes, hart verdientes Geld gegeben, um ihnen zu helfen, eine schwere Zeit zu überstehen.
    Und die meisten von ihnen verstanden, daß Mr. Tortoni diese wichtige gemeinnützige Aufgabe nur erfüllen konnte, weil er ein guter Geschäftsmann blieb. Er verlor bei seinen Krediten nichts. Die Leihgebühr sorgte dafür, daß er liquide blieb.
    Die meisten verhielten sich korrekt.
    Die anderen verhalfen Johnny LaGuardia zu seinem Job.
     
    Er stand vor dem Eingang zur Halle der Ghirardelli Towers und sah über die Schulter zurück in den tiefvioletten Himmel. Über der Golden Gate Bridge glühte eine hohe Wolkendecke in tiefem Orange. Als Kind hatte er geglaubt, solche Wolken würden von den Engeln geschürt.
    Auf den Stufen des Schiffahrtsmuseums trommelte jemand auf zwei Congas. Eben waren die Lichter über dem Ghirardelli Square eingeschaltet worden, und es war noch warm von der Sonne des Tages. Ein leichter Wind kam von der Bucht und trug den Geruch der Krabben herüber, die unten an der Fisherman’s Wharf gekocht wurden.
    Für Johnny war dies die schönste Zeit des Jahres, des Tages und seines bisherigen Lebens – in einer Stunde würde er Doreen zum Dinner im Little Joe’s treffen, würde Cacciuco essen und eine Flasche Lambrusco trinken, und dann würden sie zusammen in Doreens Wohnung gehen.
    Eigentlich müßte er sich großartig fühlen.
    Aber gestern abend war diese Sache mit Rusty Ingraham passiert, und jetzt hatte er ein schlechtes Gefühl wegen Bram Smyth, mit dem er um halb fünf an der Bar von Señor Pico’s verabredet gewesen wäre, vor nahezu drei Stunden.
    Er sollte mit Mr. Tortoni über diese Kerle sprechen, die auf Pferde setzten, überlegte er. Aber wenn er es recht bedachte, sollte er das vielleicht auch nicht tun – Mr. Tortoni brauchte keine Tips von Johnny LaGuardia, wie er sein Geschäft zu führen hatte. Aber diese Kerle waren einfach unzuverlässig.
    Er schob die Tür

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