Die Rache
der Straße mitzumischen, und ob er einen Namen hatte. Die Mama hatte Dido gesagt, und Dido hatte ihnen gesagt, daß der Kerl Louis Baker hieß, aber das würde nicht ihr Name für ihn sein, wenn er bleiben würde. Lace zum Beispiel hieß eigentlich Luther F. Washington. Aber er war Lace. Mit Jumpup das gleiche. War Jumpup genannt worden, seit er laufen konnte. Seinen anderen Namen kannte Lace nicht. Diese Namen spielten keine Rolle.
Der Mann arbeitete mit bloßem Oberkörper, stellte gerade einige Dosen mit weißer Farbe bereit. Er trug weite Hosen mit einem schmalen schwarzen Gürtel und feste Schuhe ohne Socken. Er hatte eine lange Narbe, die sich von seiner Schulter über seinen Rücken bis unter seinen Arm zog. Sie war alt, schwärzer und glänzender als die übrige Haut. Der Brustkorb erinnerte Lace an ein Pferd. Er war ungefähr dreimal so breit wie sein eigener und bedeckt mit krausem schwarzen Haar, in dem hier und da ein Schweißtropfen schimmerte.
Jumpup sagte: »Ziemlich gut gebaut.« Er war beeindruckt.
Diese Arme. Obwohl der Mann sich nur leicht bewegte, konnte man sehen, wie die Muskeln sich unter der Haut spannten. Der Mann summte.
Sie standen ihm auf der anderen Seite des Rasens gegenüber, im Schatten des Gebäudes, und sahen zu, wie er eine der Dosen schüttelte und weiße Farbe über die Graffiti an der Wand von Mamas Haus sprühte.
Lace überprüfte die Lage auf seiner Linken. Dido war noch immer beim Geschäft. Er stieß Jumpup gegen den Arm, und sie traten hinaus in die Sonne und gingen über den Rasen.
Der Mann übersprühte einen Großteil von Laces Werk. Dido bevorzugte Dunkelblau in seinem Bereich. Natürlich gab es da auch ältere Farben von früher – Worte, Symbole, Zeichen, irgendein magisches Zeug. Rot und Grün meistens, bevor das Blau kam.
Der Mann ging sorgfältig vor. Er hatte in der Ecke begonnen und schon die Hälfte geschafft. Er übersprühte nicht alles, nur die Bilder, so daß altes und frisches Weiß zusammenkamen, aber keine Farben mehr blieben. Kein Zeichen mehr, daß dies Didos Abschnitt war. Lace machte sich ein wenig Sorgen, aber vielleicht steckte nichts dahinter. Der Mann hatte eine harte Zeit hinter sich – Lace respektierte ihn.
Lace und Jumpup waren nun nahe genug bei ihm. Er wandte sich um und nickte ihnen zu. »Hallo, Jungs.«
Lace spürte, wie Jumpup einen Schritt zurückwich, aber der Mann begann wieder zu sprühen. Vielleicht wußte er nicht Bescheid.
»Du bleibst hier?« fragte Lace.
Der Mann hielt lange genug inne, um zu nicken. »Das ist richtig.« Dann sprühte er weiter. Kein Grund zur Sorge.
»Du bist aus dem Knast entlassen?«
Wieder hielt er inne und richtete sich auf. Zu voller Größe. »Liest du meine Post?« fragte er.
»Du wirst nicht Didos Namen übersprühen, oder?« Jumpup kam gleich zur Sache.
»Das Blau«, erklärte Lace.
Der Mann trat zurück, den halben Weg über den Rasen, und begutachtete sein Werk. »Das ist jetzt mein Zuhause, zusammen mit Mama. Ich will ein hübsches weißes Haus haben.« Er zeigte seine Zähne und kehrte zur Wand zurück.
Lace mußte etwas sagen. »Jumpup und ich, wir kümmern uns um die Farbe hier in der Gegend. Wir können das machen.«
Der Mann senkte die Spraydose. »Nein, nicht nötig. Wird schon gehen so.«
»Wir haben es schon oft gemacht.« Jumpup klang forscher, aber er stand, wie Lace bemerkte, noch immer hinter ihm.
Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht mehr Farbe. Braucht einiges Geschick mit der Dose.« Er trat zur Wand und übersprühte einen roten Kreis. »So«, sagte er. »Keine Verschwendung. Das lernt man im Knast. Und der Herr im Himmel mag auch keine Verschwendung.«
»Ich kann das«, sagte Lace.
Jetzt kauerte der Mann sich hin, auf eine Höhe mit ihnen. »Wenn du dich auskennst, wäre es eine Hilfe. Ich habe eine Scheibe, die ich einsetzen will. Aber ich weiß nicht …«
»Lace und ich kennen uns aus«, sagte Jumpup.
»Wir streichen hier im Bereich«, wiederholte Lace.
Der Mann gab jedem von ihnen eine Dose. »Also gut. Aber langsam. Laßt mich ein bißchen sehen, wie ihr es macht.«
Louis Baker stellte sie in einem Abstand von fünf Schritten auf, und sie begannen, die Graffiti zu übersprühen, während er das Sperrholz aus dem Seitenfenster entfernte.
»Was läuft denn hier.«
Erschrocken hörten die Jungen auf zu sprühen und fuhren herum. Louis Baker, der gerade das Glas dort hatte einsetzen wollen, wo das Sperrholz gewesen war, stellte die Scheibe auf
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