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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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»Schau, Johnny, das Börsengeschäft ist ein ständiges Auf und Ab. Heute verdiene ich mir eine goldene Nase und morgen keinen Penny. Du kennst das doch.«
    Johnny hob eine Hand. »Du hast Geld gebraucht. Mr. Tortoni hat dir aus reiner Herzensgüte geholfen, und es war ausgemacht, daß du zurückzahlen kannst, wann immer du willst. Aber bis du das tust, hast du die Leihgebühr zu bezahlen, capisce ?«
    Smyth senkte den Kopf. »Ja. Sag ihm, es tut mir leid. Morgen, okay?«
    »Okay.« Johnny streckte ihm die Hand entgegen. »Deine Tür ist kaputt«, sagte er. »Du solltest den Hausmeister verständigen.«
    Smyth starrte auf Johnnys ausgestreckte Hand. Johnny lächelte. »Was ist los? Glaubst du, ich breche dir den Arm?«
    Smyth atmete hörbar aus, lächelte und schlug in Johnnys Hand ein.
    Johnny hielt sie fest und drückte mit der linken Hand Smyth’ Arm am Ellbogen zu sich heran. Er hörte das Krachen der Knochen. Bram Smyth sank auf den Boden. Er sah zu Johnny auf, hielt sich den gebrochenen Flügel, und Tränen strömten über sein Gesicht.
    »Achthundert«, sagte Johnny. »Morgen.«
     
    Immer wieder sagte sich Glitsky, daß Geld keine Rolle spielte. Dennoch machte die Tatsache, daß er keine Überstunden bezahlt bekam, einen Unterschied.
    Ray Weir, der Mann der ermordeten Frau, war am Nachmittag nicht zu Hause gewesen. Viele arbeitende Männer waren um diese Zeit nicht zu Hause. So verbrachte Abe den Rest des Tages damit, im Jugendberatungszentrum einen potentiellen Zeugen in einem anderen Fall zu befragen. Der Junge, ein siebzehnjähriger Puertoricaner mit dem unglaublichen Namen Guadalupe Watson, war nicht besonders gesprächig. Einer seiner Freunde hatte ihn in der Nähe von Rita Salcedos Haus gesehen, als ihr Mann Jose sie aus dem Haus gejagt und in den Rücken geschossen hatte, weil sie drauf und dran gewesen war, ihn zu verlassen. – Aber Guadalupe erinnerte sich nicht, ob er dort gewesen war.
    Dieser Mangel an Kooperationsbereitschaft ließ Glitsky nicht kalt, obwohl so etwas oft vorkam. Manche Leute wollten nicht mit der Polizei sprechen – nie, über nichts. Es würde ihnen nur Probleme eintragen.
    Also hatte Abe geredet und geredet und gewartet und einer endlosen Folge von Jas und Neins zugehört. Guadalupe antwortete nur, wenn er gefragt wurde, rückte freiwillig mit nichts raus und log wahrscheinlich, sobald er sich doch eine Silbe abrang.
    Dann war es fünf Uhr oder zumindest beinahe, also ging Abe nach Hause und aß mit Flo und den Kindern zu Abend, und jetzt stieg er die Stufen zu Ray Weirs Haus hinauf und dachte an die Überstunden.
    Die Vordertür öffnete sich auf einen kleinen Flur. Links führte eine Treppe in die obere Wohnung des Doppelhauses. An der Wand über den Treppen hing ein Poster mit einer altmodischen Stativkamera, auf der der Name Weir stand. Er stieg die Treppen hinauf und blieb einen Moment lang auf dem schmalen Absatz stehen, wartete wieder, lauschte wieder. Manchmal hörte man etwas.
    Dieses Mal hörte er nichts. Er drückte auf den Knopf neben der Tür, hörte keinen Klingelton und klopfte.
    Ein Mann, der einfach nur sehr durchschnittlich aussah, öffnete die Tür.
    Während Glitsky sich vorstellte und seinen Dienstausweis zeigte, versuchte er, sich einen Eindruck von dem Mann zu verschaffen.
    Ray Weir war der Typ, bei dem man ein Bankkonto eröffnete, der mittlere Angestellte im billigen grauen Anzug, mit dem man im Fahrstuhl fuhr, irgendein Cousin von irgendeinem Kumpel aus, sagen wir, Nebraska. Er hatte hellbraunes Haar und regelmäßige Gesichtszüge, war weder dick noch dünn, weder groß noch klein, ein ruhiger, freundlicher Einzelgänger, der sich eines Tages mit einer automatischen Waffe in einem Wolkenkratzer wiederfinden würde.
    »Ist das ein offizieller Besuch?« fragte Weir.
    Glitsky war sich nicht sicher, was er meinte. »Nun ja, ich bin gerade bei der offiziellen Untersuchung des Mordes an Ihrer Frau, wenn Sie das meinen.«
    »Dann können Sie auch reinkommen«, sagte Weir.
    Nach dem Abendessen hatte sich Glitsky erkundigt und erfahren, daß man Ray aufgrund eines Hinweises in Maxine Weirs Handtasche ausfindig gemacht hatte. Zwei Beamte hatten ihn an seinem Arbeitsplatz aufgesucht und von Maxines Tod unterrichtet. Jetzt machte er einen resignierten, verlorenen Eindruck und fragte Glitsky gleich, ob er zu den Verdächtigen gehöre.
    »Warum?«Glitsky ging durch das Wohnzimmer und dachte, er könne ruhig aufs Ganze gehen. »Haben Sie sie umgebracht?«
    Ray

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