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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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erkennen konnte, wenn er einen sah. Er wußte, daß das Arschloch, das ich erschossen habe, ein Drecksack war. Abschaum.«
    »Und außerdem versucht hat, Sie umzubringen, oder?«
    Stumm sah Medina über Hardys Schulter hinweg. »Er hatte eine Waffe in der Hand«, sagte er dann. »Es kam nie zur Verhandlung.«
    Hardy spielte mit seiner Kaffeetasse. Ein Mann konnte eine Menge sagen, ohne etwas zu sagen, ohne etwas zuzugeben. Hardy würde vielleicht nie die ganze Geschichte erfahren, aber ihm wurde klar, daß Ingraham mit Medina irgend etwas vorgehabt hatte – um die Anschuldigung allein ging es vielleicht gar nicht.
    »Also würden Sie nicht sagen, daß Sie und Ingraham sich nahestanden?«
    Medina brummte, dann lächelte er. »Um ehrlich zu sein: Ich hätte Lust, den Hundesohn umzubringen.«
    »Das ist nicht mehr nötig.«
    Medina blinzelte. Wieder wanderte sein Blick über Hardys Schulter, dann kehrte er zurück. Er schien es sich in seinem Stuhl bequem zu machen, als lockere eine Spannung, die ihn umklammert hatte, endlich ihren Griff. »Mein Glück bleibt mir treu«, sagte er.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine, ich habe Ingraham seit fünf Jahren weder gesprochen noch gesehen. Letzte Woche habe ich ihn angerufen, und diese Woche wird er ermordet. Irgend jemand wird vermutlich seine Anrufe überprüfen und mit mir darüber sprechen wollen.«
    »Sie haben ihn angerufen?«
    Medina seufzte. »Daß Clarence mit seinem Problem zu mir kam, hat alles wieder aufgewühlt.«
    »Und was haben Sie zu ihm gesagt?«
    Wieder entfuhr Medina das gutturale Brummen. »Das ist das Amüsante daran. Ich habe nicht ein verdammtes Wort gesagt. Ich habe seine Stimme gehört, und mir wurde klar, daß ich nichts riskieren wollte, das ist alles. Es ist vorbei. Wenn ich irgend etwas unternehmen wollte, würde ich das tun, indem ich mich auf Clarences Seite schlagen und mit ihm zusammen seinen Kampf austragen würde. Nicht mehr meinen.«
    Medina führte das Glas zum Mund, sah, daß es fast leer war, und versuchte, die letzten Tropfen daraus zu erhaschen. »Ich muß zurück an die Arbeit. War nett, mit Ihnen zu plaudern.«
    Er ging zum Fahrstuhl, drückte den Knopf, kehrte dann zu Hardy zurück. »Wenn ich Ingraham hätte töten wollen, und glauben Sie mir, ich habe mit dem Gedanken gespielt, hätte ich es vor sieben Jahren getan, als es noch Sinn hatte. Und dann hätte es keinen Beweis gegeben.«
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich, und Medina trat einen halben Schritt darauf zu.
    »Niemand hat behauptet, Sie hätten Ingraham getötet«, sagte Hardy.
    »Jemand wird es behaupten«, erwiderte Medina. »Sie können drauf wetten. Wird man einmal angeklagt, steckt man im Netz.«
    Medina erreichte den Fahrstuhl, bevor die Türen sich wieder schlossen. Falls er Hardy etwas vorgemacht hatte, so war er verdammt überzeugend gewesen.
     
    Hardy rief Glitsky von dem öffentlichen Telefon vor der Herrentoilette an. »Noch keine Leiche, Diz«, bekam er zu hören.
    »Sie muß irgendwo draußen in der Bucht sein, Abe. Er ist über Bord gefallen oder gestoßen worden, und die Strömung hat ihn hinausgetrieben.«
    »Ich weiß nicht, ob sie dazu stark genug ist.«
    »Wie wäre es, wenn deine Jungs das überprüfen würden?« Hardy hörte ein Knirschen durch die Leitung. Glitsky kaute wieder Eis. »Eines Tages werden deine Zähne brechen und ausfallen, weißt du das?«
    »Wir haben den Kanal abgesucht, Diz. Wir können unmöglich die ganze Bucht absuchen.«
    »Genügt euch die Blutanalyse nicht?«
    Glitsky hatte ihm berichtet, daß die Blutspuren, die vom Bett zur Tür hinaus und zur Pfütze an der Reling führten, der Gruppe ›B negativ‹, einer äußerst seltenen Blutgruppe, angehörten. Ingrahams alte Papiere hatten gezeigt, daß er zu dieser Gruppe gehörte.
    Wieder drang das Knirschen von Eis durch den Hörer. »Das heißt, es war jemand mit Blutgruppe ›B negativ‹. Es heißt nicht, daß Ingraham tot ist.« Knirsch, knirsch. »Nicht unbedingt.«
    »Sicher, Abe. Wahrscheinlich hatte jemand Nasenbluten. Und das Einschußloch im Bett war schon vorher da.«
    »He, wir gehen ja davon aus, daß jemand erschossen wurde, wahrscheinlich sogar Ingraham. Aber wir haben nur eine richtig tote Person, Diz – Maxine Weir. Und deren Mann hatte sowohl die Gelegenheit als auch ein Motiv, aber leider kein Alibi.«
    Hardy verlor die Geduld. »Ich sage dir, Abe, Louis Baker hat es getan. Er hat beide ermordet …«
    »Warum hätte er die Frau töten sollen?«
    »Weil

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