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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Kasse klingeln. Okay, es wurde Zeit. Er griff in das oberste Regal und nahm eine Flasche Galliano herunter. Sie war wie geschaffen für sein Vorhaben.
    Aber die Bullen waren noch da, parkten direkt am Bordstein. Louis sah zu ihnen hinaus. »Hell, da draußen«, sagte er.
    Der Mann wandte den Kopf und blinzelte ein wenig. Der Bulle auf dem Beifahrersitz hob die Dose zum Mund. Louis entdeckte einen Ständer mit Sonnenbrillen am anderen Ende des Tresens. Macht schon, dachte er, fahrt lost. Fahrt endlich.
    Der Mann hinter dem Ladentisch hatte ihm die Flasche abgenommen und tippte den Preis in die Kasse. Louis setzte eine Sonnenbrille auf und betrachtete sich im Spiegel über dem Ständer. Lachend sagte der Polizist etwas zu seinem Partner. Verdammt, bewegt euch.
    »Ist das alles?« fragte der Ladenbesitzer.
    Louis ließ die Sonnenbrille auf und kramte in seiner Tasche nach dem Geld. Draußen sprang mit leisem Geräusch der Wagen an. Er lächelte. »Die Sonnenbrille nehm’ ich auch noch.«
    Der Mann hatte die Flasche in eine Papiertüte gesteckt, und Louis warf ein paar Scheine auf den Ladentisch und griff nach der Flasche. Der Mann beugte sich vor, um das Geld zu nehmen.
    »Ich glaube, das ist nicht genug …« sagte er. Weiter kam er nicht, denn Louis ließ die Flasche auf die Stelle über seinem linken Ohr niedersausen.
    Noch ehe der Mann zu Boden gefallen war, sprang Louis schon über den Ladentisch. Ein kurzläufiger Revolver hing mit dem Abzug an einem Nagel darunter, daneben, auf einem Brett, stand eine Schachtel Patronen. Louis steckte die Waffe und die Patronen in die Hosentasche, hämmerte auf die Kasse ein, bis sie aufsprang, und griff nach dem Papiergeld. Unter der Kasseneinlage fand er noch zwei Hunderter und fünf Fünfziger. Er setzte den Fuß an den Kopf des Mannes auf dem Boden und trat zu. Der Mann war bewußtlos und würde innerhalb der nächsten dreißig Sekunden bestimmt nicht zu sich kommen, und mehr Zeit brauchte Louis nicht.
    Er sprang wieder über den Tresen, lief zur Tür, sah hinaus – niemand in der Nähe. Er verließ den Laden, steckte die Hände in die Taschen, wandte sich nach rechts. An der Ecke wechselte er erneut die Richtung, machte sich auf den Weg zurück nach Fillmore zu Mamas Auto. Wenn man ihn wegen Mordes anklagte, würde sich der Überfall auf einen kleinen, mickrigen Spirituosenhändler auch nicht mehr sonderlich auf das Urteil auswirken. Aber er verbesserte seine Chancen ein wenig. Das war es, was man zum Überleben brauchte – einen kleinen Vorsprung. Und das Wissen, wen man sich als nächstes vorzunehmen hatte.
     
    »Ist das Ihr Ernst?« fragte Abe Glitsky. »Nehmen Sie mich auf den Arm?«
    Der Laborbeamte, ein kleiner Filipino von vielleicht sechsundzwanzig Jahren, schien in sich zusammenzuschrumpfen. »So lauten meine Anweisungen, Sir.«
    Abe faßte sich an den Kopf und strich sich fassungslos über das Haar. Er trat einen Schritt zurück, drehte sich um die eigene Achse, um sich wieder in den Griff zu bekommen, und ging langsam zum Tisch zurück.
    »Hören Sie, mein Junge, es tut mir leid, ich wollte es nicht an Ihnen auslassen, aber ich renne mir quer durch die Stadt den Hintern ab, um einen Mord aufzuklären, und brauche Ihre Berichte.«
    »Ja, aber man hat uns angewiesen, zu … Wir bekommen achtzig Beweisstücke aus dem Büro des Chefs, die wir mit höchster Priorität behandeln sollen.«
    »Vorrangig vor einem Mordfall? Der Chef will, daß die Hühnerscheiße einem Mord vorgezogen wird? Es ist nicht zu glauben.«
    »Doch, Sir«, antwortete der Junge.
    »Glaubt Rigby ernsthaft, wer immer es getan hat, war blöd genug, Fingerabdrücke zu hinterlassen? Sollte man nicht meinen, daß Polizisten an so was denken?«
    »Doch, Sir.«
    Abe legte die Hände auf den Tisch und stützte sich auf. An der Wand über dem Jungen war ein Poster mit einem lachenden Mann und dem Satz: ›Wann wollen Sie es?‹ Daneben fragte ein anderer: ›Welchen Teil des Wortes Nein verstehen Sie nicht?‹ Ha, ha.
    Abe löste den Druck seiner Hände, entspannte die Schultern, wandte sich ohne ein weiteres Wort um und ging. Draußen schlug er mit der Faust gegen die Wand.
    Ihm war klar, was er zu tun hatte – er mußte aufhören, gegen das System anzukämpfen. Es würde sich nicht ändern. Entweder man war ein Teil davon, oder man war es nicht. Für lange Zeit war er ein Teil des Systems gewesen. Jetzt hatte er einen Samstag mit dem Versuch verbracht, das Richtige zu tun, weil ihm seine Arbeit am

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