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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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wie wir auf die Drohung gegen dich reagieren wollen.«
    Treadwell beugte sich in dem Brokatsessel vor. »Ich will ihn bestrafen.«
    »Natürlich willst du das. Das ist die richtige Einstellung. Ich schlage vor, wir machen mit unserer ursprünglichen Strategie einfach weiter. In gewisser Weise ist unserer Sache damit gedient, daß dieser Medina nachweislich bei dir aufgetaucht ist und Schaden angerichtet hat, denn in dem anderen Fall … du weißt ja, die Beweise gegen die beiden sind eher dünn.«
    »Und mein Knöchel? Er ist nachweislich gebrochen!«
    Gubicza lächelte freundlich wie eine Kröte. »Ja, und wir wissen, wie es nachweislich passiert ist, oder? Ich bin mir nicht sicher, ob wir das erörtern wollen.«
    Treadwell lehnte sich zurück und hob das Gipsbein, um es auf der Sessellehne zu lagern. Draußen brach urplötzlich die Dämmerung an. Der Manikeur war mit Gubiczas rechter Hand fertig und rutschte auf dessen andere Seite, das Tischchen mit sich ziehend. Der Anwalt betätigte einen Schalter auf dem Schreibtisch, und das Licht im Raum wurde heller. Er streckte die Hand aus und zog an der Kette der kleinen Tischlampe auf dem Schreibtisch. Dann hielt er die Handfläche in den Lichtkegel und bewunderte das vollendete Werk des Manikeurs. »Sehr hübsch«, sagte er.
    »Aber was ist mit dem, was Medina gesagt hat? Daß mir diesmal niemand glauben wird?«
    »Warum solltest du lügen? Warum solltest du dein eigenes geliebtes Haustier töten?« Er legte die linke Hand auf das Tischchen, und der Manikeur begann wieder mit seiner Arbeit. »Nein. Vergiß nicht, die Gesellschaft steht hinter uns. Man wird dir glauben. Du bist von diesen bigotten, rassistischen Polizisten mißhandelt worden … Aber wenn wir nicht einen ziemlich überzeugenden Fall präsentieren, wirst du wegen zweier Morde zur Rechenschaft gezogen, die du auch begangen hast …« Er legte seine Hand über die des Manikeurs und drückte sie. »Du hast nichts gehört, David.« Er wandte sich wieder an Treadwell. »Ganz ehrlich, Fred. Diese Sache könnte deinem Fall sehr zugute kommen.« Beinahe hätte er hinzugefügt: Ich wünschte, ich hätte selbst daran gedacht.
     
    Als Louis Baker zum Parkplatz zurückkam, blieb er vor dem Hof stehen und beobachtete ein paar Jungen beim Basketball. Der Hof lag zwischen seinem – Mamas – Auto und der Stelle, wo er stand. Nach einer knappen Stunde war er überzeugt, daß niemand ihn beobachtete. Aber er konnte sich täuschen … Er hatte die Hand an der Waffe in seiner Tasche, während er den Streifen Niemandsland überquerte.
    Er sah verändert aus. Mit dem gestohlenen Geld hatte er im Vincent-de-Saint-Paul -Laden ein paar passende Kleidungsstücke gekauft, die Tennisschuhe gegen Wanderstiefel getauscht, eine Jacke der 49er ausgesucht, eine Sonnenbrille und eine kecke lederne Chauffeursmütze. Auf der Toilette einer Tankstelle in Geary hatte er sich rasiert, erst dann war er zum Auto zurückgekehrt.
    Die Adresse kannte er – vor neun Jahren hatte er sie sich ins Gedächtnis gebrannt. Er verließ den Parkplatz von Fillmore, bog nach links ab und machte sich auf den Weg in die Jackson Street, wo Hardy damals gewohnt hatte und vielleicht immer noch wohnte. Und wenn nicht – er würde ihn schon früh genug finden.
    Eigenartig, daß Rusty Ingraham und Dido jetzt tot waren – manchmal bestimmte der Zufall, in welche Richtung man ging. Man verließ den Hafen, hatte vielleicht beschlossen, einen bestimmten Weg einzuschlagen, aber dann geschahen irgendwelche Dinge um einen herum, und man fand sich auf einem Kurs wieder, an den man nie zuvor gedacht hatte. Der Wind trieb einen voran, und es war sinnlos, gegen ihn anzukämpfen.
    Jetzt wollten sie ihn also wieder wegen Mordes drankriegen, wie früher. Wenn es einen Toten gab, kamen sie immer zuerst zu ihm. Er hatte noch nicht einmal den Geruch der Gefängnisseife herunterbekommen, und schon hatte die Treibjagd wieder begonnen. Okay. Wenigstens wußte er jetzt, woran er war.
    Natürlich war es nicht so, wie sie gesagt hatten, aber er hatte ihnen sowieso nie ganz geglaubt. Und doch – er fragte sich, weshalb sie so viel Mühe darauf verwendeten, die Häftlinge von dieser Lüge zu überzeugen – draußen sei alles anders, wenn sie nur erstmal wieder draußen wären, und es gebe alle möglichen Arten von Organisationen und Leuten, die ihnen helfen würden, den rechten Weg zu gehen. Im ersten Jahr verdrehte man nur die Augen und sagte sich, daß sie einem ja irgendwas

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