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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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schließlich zu ihm zurückgekehrt, hatte ihm durch den dunklen Tunnel, den er aufgebaut hatte, die Hand entgegengestreckt und ihm gezeigt, daß das Leben nicht völlig schwarz war. Es gab wieder gute Zeiten, es gab Liebe, Sex, mehr als Sex – er war lange genug ohne es ausgekommen, um das zu wissen. Also nenn es Liebe, Diz. Du sagst Jane, daß du sie liebst. Du fühlst dich, als sei es Liebe.
    Aber gib zu, es ist nicht wie früher. Nicht das Glockengeläute und das Herzklopfen, die Art von Liebe, die sprachlos macht, einem vor Glück den Atem nimmt.
    Was willst du? Sei realistisch, Diz. Das ist Teenagerliebe, und Teenagerliebe verbindet Jane und dich gewiß nicht. Wie auch, nach dem Verlust eures Kindes, nach der Scheidung, nach ihrer Ehe mit einem anderen?
    Und sei ehrlich – es gibt gute Zeiten mit Jane, aber sie führt ihr eigenes Leben und braucht dich, wie es aussieht, viel weniger als Frannie.
    Keine Verpflichtungen, nicht wahr? Von Zeit zu Zeit sprach er über die Zukunft, aber Jane war noch nicht bereit, noch immer nicht …
    Er riß sich von diesen Gedanken los. Das Wasser war ein wenig klarer geworden, und er konnte seine Hand deutlich sehen, wenn er den Arm ausstreckte. Ein Schatten – vielleicht ein Streifenbarsch – zog vorbei.
    Er hob den Kopf aus dem Wasser und stellte fest, daß er etwa vierzig Meter weit in den Kanal hinausgetrieben war. Er sah auf die Uhr – es hatte zweiundzwanzig Minuten gedauert, und die Strömung hatte noch nicht einmal ihre volle Kraft. Die letzten Sonnenstrahlen beleuchteten die Spitzen der Skyline und die Türme auf der Bay Bridge, aber der Kanal und seine Ufer lagen im Schatten. Er schwamm auf das Ufer zu und hatte das Gefühl, etwas erreicht zu haben.

12
     
    Manny Gubicza hatte den Manikeur ins Büro kommen lassen. Er hatte sich mit einer Menge Flaschen mit Lotionen, einem kleinen Umhang und einem Handtuch, Feilen und Scheren an einen kleinen Tisch neben Gubiczas Schreibtisch gesetzt. Manny sah ihm nicht zu. Er lehnte sich zurück und schloß die Augen. Zwischen ihm und Fred Treadwell stand sein gewaltiger Schreibtisch.
    Hinter dem Fenster über Gubiczas Kopf war der Himmel noch immer hell. Obwohl es Samstag war, trug Manny Gubicza die Anwaltsrobe. Die Jacke seines dreiteiligen Anzugs hing an einem hölzernen Garderobenständer links hinter seinem Stuhl. Er trug rote Hosenträger, eine dazu passende rote Krawatte und ein helles fliederfarbenes, handgenähtes Seidenhemd mit dem etwas dunkler getönten Monogram MAG über der Brusttasche. Das Hemd hatte natürlich französische Manschetten, und jetzt, da Manny die Ärmel für die Maniküre hochgerollt hatte, lagen die Manschettenknöpfe aus Rubin ein paar Zentimeter von ihm entfernt auf dem Tisch. Sie starrten Treadwell an wie die Augen einer betrunkenen Bulldogge.
    »Alles in allem denke ich, es ist das Risiko wert«, sagte Gubicza. »Wir können nicht einfach gar nichts tun.«
    Treadwell war noch immer unter Schock und in Trauer. Nachdem Hector Medina gestern abend gegangen war, hatte er sich gründlich ausgeweint, dann Manny angerufen und einen Termin vereinbart, um ihre weitere Strategie zu besprechen. Heute morgen hatte er die Vorbereitungen für Poppys Beerdigung getroffen und ihn beim Tierarzt zurückgelassen. Es war der längste, traurigste Tag seines Lebens gewesen.
    »Gibt es eine Möglichkeit, ihn umzubringen?« fragte Treadwell. »Das wäre mir am liebsten.«
    Gubicza schüttelte den Kopf. »Fred, wir versuchen dich aus einer Anklage wegen zweifachen Mordes herauszuboxen. Ich glaube nicht, daß es strategisch klug wäre, ausgerechnet jetzt noch jemanden umzubringen.«
    »Ist mir egal.«
    Gubicza sah nach dem Manikeur, der aber nicht aufblickte. »Ich weiß, daß du leidest. Das ist nur natürlich.« Er nahm einen der Manschettenknöpfe und spielte damit. »Aber mein Job ist es, dich nicht ins Gefängnis wandern zu lassen. Ich bin der erste, der ein solches Verhalten schändlich findet. Wirklich, einfach unglaublich, ich habe nie etwas Vergleichbares gehört. Daß die Polizei so dumm ist, kann ich kaum glauben.«
    »Er ist kein Polizist. Ich glaube nicht, daß er ein Polizist ist.«
    Gubicza wedelte abfällig mit der rechten Hand. »Natürlich ist er das. Offiziell oder nicht – er vertritt die Polizei, und ich habe ganz das Gefühl, daß er dir mit dem Tod gedroht hat.«
    »Mir gedroht? Er hat Poppy ermordet!«
    »Ja, ich weiß, und es ist furchtbar, wirklich, Fred, aber wir müssen uns jetzt überlegen,

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