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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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der Hoffnung hin, meiner Tochter an guten Tagen noch ernsthaft Konkurrenz machen zu können.«
    »Ich würde auf Sie setzen. Ihre Tochter war also zehn, als Sie diese Sache mit Rusty hatten?«
    »Ich fühlte mich geschmeichelt. Er war außerdem der erste weiße Mann, mit dem ich etwas hatte, und zu dieser Zeit kam mir das wie der große Wurf vor. Mir war nicht klar, daß es für Rusty ähnlich war – das knackige, junge schwarze Hühnchen. Eine Eroberung. Ein weiterer Schlag.«
    Er suchte in ihren Augen nach einem Anzeichen von Schmerz oder Verlust, aber er fand keines. Ingraham hätte ein alter Schullehrer sein können, an den sie sich hin und wieder erinnerte.
    »Wie lange waren Sie zusammen?«
    Sie sah zur Decke hinauf. »Ein knappes Jahr, vielleicht zehn Monate. Ein Jahr war sein Limit, danach war man unweigerlich das Modell des vergangenen Jahres. Es gab keinen Grund mehr für ihn, sich mit mir zu beschäftigen.«
    »Haben Sie’s ihm sehr übelgenommen?«
    »Nein. Ich wußte, daß es so kommen würde. Ich hatte ihn zu dieser Zeit längst durchschaut und fing an, Mitleid mit ihm zu haben. Und jemanden, mit dem man Mitleid hat, kann man nicht lieben.«
    »Warum tat er Ihnen leid? Ich dachte, er wäre so erfolgreich gewesen?«
    »Gerade deshalb. Es war eine Krankheit. Ich glaube wirklich, er war ein kranker Mann. Er ertrug es nicht zu verlieren, ertrug nicht einmal mehr das Gefühl, daß er verlieren könnte. Er kümmerte sich nicht mehr um die Wirklichkeit. Alles war nur noch Illusion.«
    »Und was war mit Hector Medina?«
    »Ich glaube, hauptsächlich deshalb habe ich Schluß gemacht. Er mußte mir unbedingt beweisen, daß er recht hatte in Sachen Medina. Er beschuldigte Medina vor mehreren unserer Bekannten und war nicht bereit, es zurückzunehmen. Wir haben uns deswegen gestritten. Ich wollte, daß er die Sache einfach auf sich beruhen ließe, ich meine, was hätte es schon ausgemacht? Medina war bestimmt kein großartiger Polizist, aber er war auch nicht schlechter als die anderen. Er hatte Familie, all das. Warum das Ganze wieder aufwirbeln, wo sie ihn doch in der ersten Untersuchung von dem Vorwurf freigesprochen hatten? Aber Rusty saß auf seinem hohen Roß und war nicht herunterzubekommen.«
    »Und warum?«
    »Das ist die Frage, nicht wahr? Zuerst dachte er wohl, er könne mich beeindrucken. Ein kleiner Strafverfolger stellt Polizei und Staatsanwaltschaft in den Schatten und bringt eine gerechtfertigte Anklage vor. Er glaubte, es lasse ihn romantischer erscheinen. Der Serpico von San Francisco …«
    »Aber das ging vorüber? Der Wunsch, Sie zu beeindrucken, meine ich?«
    »Es hat ja nie richtig funktioniert … Aber nachdem er die Aussage einmal gemacht hatte, konnte er nicht mehr zurück.« Sie hob die Schultern. »So war Rusty. Sein Ego war das Problem.«
    »Und zum Teufel mit Medina, was?«
    »Oh, Medina schien für Rusty nicht einmal zu existieren. Er war nur eine weitere Trophäe, so wie ich. Später wurde er dann ja freigesprochen.«
    »Aber er verlor seinen Job.«
    »Ich weiß. Nach der zweiten Untersuchung glaubte ihm niemand mehr, aber es gab nicht genug Beweise, um ihn vor Gericht zu stellen, also kam er davon. Doch jeder hielt ihn für einen Mörder.«
    »Glauben Sie, er war einer?«
    »Er stand in dem Ruf, brutal zu sein. Kleinigkeiten, wie sie bei vielen der Jungs vorkommen. Ein zusätzlicher Schlag mit dem Gummiknüppel, die Handschellen so fest anlegen, daß sie einschneiden … Nichts Schwerwiegendes, aber es kam während der Untersuchung alles heraus.«
    »Haben Sie von der neuen Beschuldigung gegen ihn gehört?«
    »Die Geschichte mit dem Hund? Das traue ich ihm zu.«
    »Und wie steht’s mit Rusty? Trauen Sie ihm das auch zu?«
    »Nach all dieser Zeit?«
    Hardy erzählte ihr von der Verbindung zu Raines und Valenti, die Medina wieder auf die Bühne gebracht hatte.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Es könnte ihm vielleicht in den Sinn gekommen sein. Aber wenn er es damals nicht getan hat, warum dann jetzt?«
    »Vielleicht, weil er damals verheiratet war, eine gute Stellung und eine Zukunft hatte. Jetzt ist er geschieden, zieht seine Tochter allein groß, und sein Job taugt nichts. Vielleicht ist ihm alles, was er verloren hat, wieder in den Sinn gekommen, alles, was Rusty ihm genommen hat. Er hat darüber nachgedacht und …«
    Karen glitt vom Tisch und ging zum Fenster. »Es sind schon seltsamere Dinge passiert, aber man sollte doch annehmen, daß die Zeit wenigstens ein paar Wunden

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