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Die Radleys

Titel: Die Radleys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
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direkte Lüge. Eve hört jedoch kaum zu. »Ist die Polizei
     bei dir gewesen?«, fragt sie. »Wegen Harper?«
    »Genau«, sagt Clara.
    »Und was wollten sie wissen?«
    »Ach, so dies und das. Wollte sich Harper umbringen?
     Solche Sachen.«
    »Clara, was ist in der Nacht wirklich passiert?«
    Clara sucht Blickkontakt zu ihrer Freundin und bemüht sich
     um ein überzeugendes Auftreten. »Ich weiß es nicht. Ich habe ihm auf die Turnschuhe
     gekotzt und dann ist er einfach gegangen.«
    Eve nickt. Hat keinen Grund zu der Annahme, dass ihre
     Freundin sie belügen könnte. Sie schaut sich um und bemerkt, dass die Poster fehlen.
    »Was ist denn mit den süßen Affen in den Käfigen
     passiert?«, fragt sie.
    Clara zuckt mit den Schultern. »Mir ist aufgegangen, dass
     die Tiere auch sterben, wenn ich mir was anderes an die Wand hänge.«
    »Stimmt. Und wem gehört der Campingbus da draußen?«
    »Der ist von meinem Onkel. Will. Ziemlich cooler Typ!«
    »Und wo ist der jetzt?«
    Clara gehen die vielen Fragen allmählich auf die Nerven.
     »Ach, wahrscheinlich schläft er. Er schläft den ganzen Tag.«
    Darüber wundert sich Eve einen Moment lang. »Ach, das ist
     …«
    Aber dann hören sie etwas.
    Jemand ruft, von unten. »Eve!«
    Clara sieht, wie Eves Gesicht vor Entsetzen bleich wird.
    »Nicht hier«, flüstert sie vor sich hin. Dann, zu Clara:
     »Sag mir, dass du das nicht gehört hast. Sag mir, dass ich allmählich Stimmen höre
     und in psychiatrische Behandlung muss.«
    »Was? Ist das dein …?«, sagt Clara.
    Sie hören schwere Schritte auf der Treppe. Und dann sieht
     Clara einen großen, marderähnlichen Mann in einem Manchester-United-Top ins Zimmer
     stürzen.
    »Eve, du kommst mit nach Hause.«
    »Dad? Das ist doch nicht zu fassen. Warum benimmst du dich
     so vor meiner Freundin?«, sagt Eve.
    »Sie ist keine Freundin. Du kommst jetzt mit mir!«
    Er packt sie am Arm. Clara sieht es. »He, lassen Sie sie
     los, Sie …«
    Sie hält inne. Irgendetwas an seinem eindringlichen Blick
     bringt sie zum Schweigen.
    Er weiß etwas. Ganz offensichtlich weiß er
     irgendwas.
    »Lass mich los. Mein Gott!«, sagt Eve. Sie windet sich und
     fügt sich dann halbherzig, während er sie buchstäblich aus dem Zimmer zerrt, wobei
     er den vollen Papierkorb mit den Postern umwirft.
    Rowan hört den Tumult im Flur. Er legt den Stift beiseite und
     lässt das Gedicht liegen, an dem er gearbeitet hat. (»Über das Leben und andere
     ewige Höllenfeuer.«) Er tritt aus dem Zimmer und sieht, wie Eve erneut versucht,
     sich dem Griff ihres Vaters zu entwinden.
    »Autsch, Dad, lass mich los.«
    Rowan folgt ihnen, als sie in Richtung Treppe kreiseln.
     Sie haben ihn noch nicht bemerkt. Er nimmt seinen ganzen Mut zusammen, um etwas zu
     sagen. Was ihm in letzter Sekunde auch gelingt.
    »Lassen Sie sie los«, sagt er schüchtern.
    Jared hält inne, dreht sich um. Eves Arm hält er fest und
     sieht Rowan wütend an.
    »Wie bitte?«
    Rowan kann nicht glauben, dass dies Eves Vater ist. Außer
     dem mausblonden Haar hat er keinerlei Ähnlichkeit mit seiner Tochter. Aus den
     hervortretenden Augen spricht genügend Hass für eine komplette Armee.
    »Sie tun ihr weh. Bitte lassen Sie sie los.«
    Eve sieht ihn an und schüttelt den Kopf; er soll still
     sein, zu seinem eigenen Besten. Als sie ihn anstarrt, wird ihr bewusst, dass sich
     Rowan wirklich Sorgen um sie macht, aus irgendeinem albernen Grund. Viele Jungs
     finden sie gut, und das weiß sie auch. Aber was sie jetzt in Rowans Augen sieht, hat
     sie noch nie gesehen. Ein tiefes Mitgefühl mit ihr, als wäre sie ein externer Teil
     von ihm. Kurzzeitig ist sie so verblüfft, dass sie gar nicht merkt, wie ihr Vater
     ihren Arm loslässt.
    Jared stürzt sich auf Rowan, den Angst befällt.
    »Ich tue ihr weh?«, sagt Jared. » Ich tue ihr weh? Das ist großartig. Genau.
     Wirklich großartig. Du repräsentierst hier das Gute? Was für eine nette kleine
     Posse. Nun, wenn ich dich oder irgendjemanden von deiner selbstgefälligen Familie inihrer Nähe erwische, dann komme ich mit einer Axt vorbei,
     jawohl. Weil ich weiß, wer ihr seid. Ich weiß Bescheid .«
    Er zieht eine Halskette unter dem Fußballtrikot hervor, um
     Rowan ein kleines Kruzifix unter die Nase zu halten. Clara steht im Türrahmen und
     sieht irritiert zu. Jared richtet seine Worte an sie und ihren Bruder.
    »Irgendwann werde ich ihr sagen, was ihr seid. Ich werde
     ihr von dem kleinen Geheimnis der Radleys erzählen. Ich

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