Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Tagen der Schöpfung der Amboss, auf den die Wellen gnadenlos einschlagen.
    Doch obwohl diese Flotte erheblich dezimiert worden war, überlebten doch einige den Zorn des Meeres. Messing und Fleisch, Engel und Diener, Ochse und Junge, sie alle schleppten sich wie Noahs Nachhut auf den Strand.
    Blitze zuckten über die Felsen. Auch die Flüsse traten aus ihren Betten und ergossen sich in Sturzbächen auf das Ufer. Einige Menschen starben im schmierigen Schlamm, doch die meisten überlebten, als das Wrack unter Aufbietung aller Kräfte an Land gezerrt wurde und die Muskeln mancher Herzen reißen ließ.
    Die große Flotte von Ezion-Geber war Geschichte. Ihre Matrosen und ihr Admiral wankten über die abessinische Küste, während sie in der Ferne Ophir und die Ehrfurcht erregende Erhabenheit der Mauer erblicken konnten. Ein Mann von größerer Macht als alle Könige der Vergangenheit wartete in einem juwelenbesetzten Palast in Jerusalem. Sie hatten eine Mission zu erfüllen.
    Einige Dinge konnten sie nicht in das Herz der Finsternis mitnehmen. Einige Dinge ließ man besser zurück und sorgte dafür, dass man sie bei der Rückkehr wiederfand. Schiffe mochten untergehen, aber solange die Männer weitersegelten, konnte ihre Mission noch erfüllt werden.
    Eine Klippe. Vom Sand zerfressen, unter den Dünen verborgen, verirrte Gebeine der Erde, die der gnadenlosen Sonne und den verheerenden Folgen des Wetters ausgesetzt waren.
    Eine Höhle. Klamme Grabeskälte, eine Röhre aus weichem Fels, die unter den Sorgen der Welt und der unablässigen Geduld des Meeres zusammengebrochen war.
    Ein Kasten. Mit kostbaren Stoffen gefüttert, beschriftet mit Runen und Siegeln, mit der Zaubermacht des Göttlichen belegt, um ihn vor neugierigen Augen zu verbergen.
    Sicherheit, die Lüge eines Schatzes, der an einem Ort verborgen wurde, von dem niemand jemals zurückkehrte. Bis heute.
    Wäre er aus Affenfleisch gemacht, wäre Boas klatschnass aufgewacht. Doch so stand er einfach nur schweigend im Mondlicht. In der Nähe knisterte ein Feuer. Die chinesischen Luftschiffmatrosen sprachen leise miteinander.
    Ein Feuer? , dachte er. Sie müssen sich vor den Briten hier in Sicherheit fühlen.
    Die Männer hatten Treibholz gesammelt. Er konnte die Flammen zwar nicht sehen, aber oberhalb der Dünen, die zwischen Boas und dem Meer lagen, zog sich eine sanft glimmende Linie entlang. Die Männer zeichneten sich auf dem Sand einer Erhöhung als Umrisse ab. Ein solches Verhalten war für Chin Yuen mitten im Feindesland sehr ungewöhnlich.
    Paolina hätte eine subtilere Kommunikationsmethode vorgeschlagen. Vielleicht Feuer in einem Eimer oder geschickt angeordnete Linsen, die sie sicher verbergen würden, bis sie gezwungen waren, sich zu zeigen, oder sich die Gelegenheit zur Flucht bot.
    Sein Geist umkreiste die Angst und suchte nach Ablenkung. Boas zwang seine Gedanken, sich wieder dem … Traum … zu widmen. Eine Erinnerung. Messingmänner träumten nicht. Nicht einmal fehlerhafte, abtrünnige Messingmänner wie er selbst.
    Eine Erinnerung.
    An diesen Ort. In der Nähe befand sich eine Höhle, die durch Zauberkräfte geschützt wurde, die so alt wie Salomon selbst waren, so alt wie das Siegel in Boas’ Kopf. Wenn doch nur Paolina hier wäre, um mit ihm das Problem durchzugehen, es auf ihre merkwürdige menschliche Art zu überdenken. Sie hätte schneller die wahre Bedeutung hinter seiner Erinnerung erkannt, schneller als es sein miserables Zeitgefühl und sein bedauernswertes Selbst erreichten.
    Boas widerstand dem Verlangen, sich sofort auf die Suche nach der Höhle zu begeben, wo immer sie auch sein mochte. Er wusste es eben nicht genau. Seine Erinnerung bestand nur aus Bruchstücken und enthielt keine deutliche Wegbeschreibung.
    Er erklomm die Dünen mit bedächtigen Schritten. Eine Klippe musste entdeckt werden, in der sich die Höhle befand. Die schlichte Logik der Geologie und dieses Ortes würden ihm bei seiner Suche helfen, denn solch eine Felswand konnte sich nicht unter jedem Sandhaufen verstecken.
    Childress
    Nach dem Sturm trafen sie sich zu einer kurzen Besprechung auf dem Kommandoturm. Es war eng wie immer, und zu viert konnten sie zwischen Sprachrohr und dem kleinen Metallsteuerrad kaum stehen. Der Ozean roch frisch, sauber und glänzend. Selbst der Horizont schien in diesem Augenblick frisch geputzt zu sein. Die Mauer erhob sich sinnend im Süden, eine Erinnerung an Gottes weltenschaffendes Handwerk. Childress meinte, Messing auf ihr