Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
Vom Netzwerk:
zu ihnen aufmachen würde, und versuchen, Informationen auf die übliche Weise zu erhalten. Wir sind beide in Mogadischu gewesen, aber bei meinem letzten kurzen Aufenthalt war das ein in Flammen stehender Kriegsschauplatz. Wir waren zusammen in der Waffenkammer des Westlichsten Friedens, in der Messingstadt Ophir und im Tunnellager von Dr. Ottweill.«
    »Das wäre eine völlig normale Suche, bei der du deine Fähigkeiten zur Verschickung nutzt, um dir die Schwierigkeiten bei der Reise zwischen den Welten zu ersparen.«
    Paolina nahm sich einen Stock und begann, eine Karte in den Schlamm am Strand zu zeichnen, die die von ihr bereisten Teile der Mauer umfasste. »Ich frage mich, wie ich die Person direkt finde. Ich gehe davon aus, dich finden zu können, denn wir sind gemeinsam durch die Schweigende Welt gegangen. Ich habe dein wa gesehen und kenne deine Form an diesem anderen Ort. Du warst dort viel präsenter als die Landschaft.«
    »Nun kommst du der Sache näher«, sagte die Hexenmeisterin zu ihr. »Wir verfügen über die Kräfte des Suchens und Rufens. Aber genauso, wie du einen Ort in der Schattenwelt bereits gesehen haben musst, um durch die Schweigende Welt dorthin zurückkehren zu können, so musst du auch diese Person bereits gesehen haben. Wie gut kennst du diesen Boas? Hast du sein wa kennengelernt? Wie erscheint er in der Schweigenden Welt?«
    »Wir sind viele Wochen lang zusammen gereist. Wir haben, nun ja, Abenteuer erlebt. Die Sorte Abenteuer, die Menschen einander näherbringt.« Schuldgefühle überwältigten sie, als sie sich an ihren gegenseitigen Verrat auf den Felsen unterhalb Ophirs erinnerte, als er sie überwältigt hatte, um sie die lange Treppe hinuntertragen zu können, und wie sie ihn einfach mit ihrer ersten Taschenuhr angehalten hatte. »Ich glaube nicht, dass er ein wa hat, denn er ist kein Mensch wie du oder ich.« Paolina zweifelte kurz daran, dass Gashansunu ein Mensch war. »Ich weiß daher auch nicht, wie er in der Schweigenden Welt erscheint. Allerdings …«
    Sie zog die Taschenuhr aus ihrem Beutel und berührte sie zärtlich.
    »Ich habe«, fuhr sie fort, »ihn mit meinem Schimmer berührt. Das heißt, ich habe ihn vermessen. Vermutlich ist das in etwa das, was du als seine ›Erscheinung kennen‹ bezeichnest.«
    »Das kann ich dir nicht sagen«, meinte Gashansunu. »Dein Zugang zur Schweigenden Welt unterscheidet sich sehr von meinem.«
    »So anders ist er nicht. Du warst in der Lage, mir vor allem das Betreten genauer zu erklären. Die Schweigende Welt war für mich unsichtbar, bis du meine Augen geöffnet hast.«
    Und da sind wir wieder bei der Macht der Metapher , dachte sie. Ich werde vielleicht nicht in der Lage sein, mich von den Vorstellungen dieser Frau zu befreien. Paolina war sich ziemlich sicher, dass Gashansunus Beschreibung von Schweigender Welt und Schattenwelt die darunter verborgene Wirklichkeit abbildete, sie aber nicht wirklich erklärte.
    »Möchtest du diese Theorie zuerst ausprobieren?«, fragte Gashansunu. »Stelle dein Gerät darauf ein, mich zu erkennen, wenn du das nicht ohnehin schon getan hast. Gib mir eine Stunde Zeit, um mich zu entfernen, ohne zu wissen, in welche Richtung ich gehe oder welches Ziel ich mir setze. Versuche dann, zu mir hindurchzutreten.«
    Paolina sah sich um. Die abendlichen Schatten wurden langsam länger. Sie hatte gehofft, noch am selben Tag weiterreisen zu können, aber Gashansunu hatte recht. Sie sollte ihre Theorie erst einmal ausprobieren, hier, wo niemand in der Nähe war und sich das von ihr zu suchende Ziel in der Nähe befand. Das bedeutete, dass viel weniger Dinge schieflaufen konnten, und es mochten andere funktionieren.
    »Lass uns bis morgen und aufs Tageslicht warten«, sagte sie zur Hexenmeisterin. »Wenn ich erfolgreich bin, werde ich versuchen, Boas zu erreichen.«
    »Einverstanden.«
    Gemeinsam sahen sie zu, wie die Sonne am Horizont versank und der Tag verging. Die rabenschwarze Nacht umfing die Welt mit ihren finsteren Fängen.
    Childress
    An einem nebelverhangenen Morgen dampften sie in die schlammhaltigen Fluten des Golfs von Aden. Die feuchte, schwüle Luft und die tief hängenden Wolken sorgten dafür, dass die Flaggen an Bord der Five Lucky Winds schlaff herabhingen. Es war nichts von der gut gelaunten Begeisterung zu merken, mit der das Unterseeboot in seinen Heimathafen Tainan eingefahren war, und auch nichts von der hoffnungsvollen Atmosphäre, als sie in Singapur angelegt hatten.
    Der Steuermann

Weitere Kostenlose Bücher