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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Bootsmann, die fragen da oben nach Ihnen.«
    »Schicken Sie Mr Kitchens zuerst hinauf«, sagte Harrow deutlich vernehmbar. »Er kann für mich sprechen. Ich habe vor, als Letzter an Bord zurückzukehren.«
    Der Stuhl drehte sich beim Aufstieg. Stuhl war eine viel zu nette Umschreibung; es handelte sich um eine Art Schlinge, mit der man wohl eher Schlachtvieh auf den Weg in die Kombüse brachte. Er hielt seine Angst unter Kontrolle, selbst als er grob über die Reling gezerrt wurde.
    »Sie sind nicht Harrow«, sagte jemand, bis sich McCurdy nach vorne schob. Er hatte einen verängstigt dreinblickenden Seekadetten im Schlepptau.
    »Wo ist Herr Messing?«, fragte Kitchens.
    »Unter Deck mit dem Leutnant, Sir.« Der Bootsmann versuchte, den Seekadetten anzusehen, aber der junge Mann wich seinem Blick aus. »Jemand muss sich um den armen Kerl kümmern, und er wird Boas wohl kaum die Augen auskratzen können.«
    »Wir müssen sofort in Richtung Cotonou fliegen.«
    »Ich habe noch vier Männer da unten«, sagte McCurdy leise. »Harrows Jungs sind noch mal vierzig, wenn nicht noch mehr.«
    Kitchens sah zu den Leinen zurück. »Können wir sie alle an Bord nehmen?«
    »Könnten wir schon.« Auf dem Deck war es auf einmal völlig still. »Wir bekämen unseren Hintern nicht hoch, und wir wären verdammt langsam. Das sind vier Tonnen mehr als normal, einfach nur durch das Körpergewicht, zuzüglich Lebensmittel und Wasser, die wir noch an Bord bringen müssen. Außerdem haben die Gaszellen dreißig Prozent Auftrieb verloren, weil hier jemand einige knackige Kurven geflogen ist. Es braucht nur einen Sturm, ein chinesisches Luftschiff, noch mal diese geflügelten Wilden, und wir sind alle mausetot.«
    Kitchens war sich in aller Deutlichkeit und Rücksichtslosigkeit seiner Pflichten bewusst. Er musste zur Queen zurück, er musste einen Bericht über Ottweills Schicksal abgeben und ihr eine Antwort auf ihre Notiz überbringen. »Wäre besser, praktisch alle von Bord gehen und das Schiff mit Mindestbesatzung so schnell wie möglich nach Cotonou fliegen zu lassen. Je mehr Männer am Boden sind, umso größer ihre Überlebenschancen. Je mehr Männer wir an Bord haben, umso langsamer werden wir.«
    Unzufriedenes Murmeln erhob sich unter den versammelten Matrosen, und jemand sagte in aller Deutlichkeit: »Ich geh da nich’ runter«, bis seine Kameraden ihn zum Schweigen brachten.
    »Einige Leute sollten mal auf ihre lose Klappe achten«, sagte McCurdy in hartem Tonfall, aber in seinem Blick lag Mitgefühl.
    Kitchens richtete seine Aufmerksamkeit auf den jungen Offizier, der sich wortwörtlich hinter dem Bootsmann versteckte. »Seekadett, Sie sind nun der Befehlshabende, richtig?«
    Der Junge nickte widerwillig.
    »Ich verfüge hier über keine Autorität. Meine Befehle beziehen sich nur auf die Überlebenden der Notus . Aber auf mich hören die Seelords, und das Büro des Premierministers legt hohen Wert auf meine Bewertungen. Ich teile Ihnen hiermit mit, dass unsere Pflicht gegenüber der Queen und unserem Land uns dazu zwingt, so schnell wie möglich nach Cotonou zu fliegen, damit ich meinen Bericht über das Geschehene weitergeben und schlagkräftige Unterstützung für die gestrandeten Matrosen und die Männer im Tunnel anfordern kann. Wie lauten Ihre Befehle?«
    Der Seekadett schluckte schwer und fing an zu zittern.
    »Sie sind ein britischer Offizier, Junge. Wie lauten Ihre Befehle?«
    Der Junge wurde auf der Stelle ohnmächtig und knallte krachend aufs Deck.
    »Verdammter Mist«, sagte Kitchens mit erhobener Stimme. Er schmiss seine bedauernswerte Aktentasche zu Boden.
    Der Messing tauchte aus den abendlichen Schatten auf. »Ah«, sagte er. »Sie sind es. Haben Sie Seekadett Longoria vergiftet?«
    Kitchens starrte den Metallmann an und wünschte vergebens, dass er sich in einen fähigen, einsatzfähigen Leutnant Ostrander verwandelte. »Ich glaube, Bootsmann McCurdy ist nun der Befehlshabende an Bord dieses Schiffs.«
    »Oh, Sir«, keuchte McCurdy entsetzt.
    Unten waren Rufe zu hören und dann ein kurzer Schrei.
    »Verdammt, schneiden Sie die Leinen durch, und wir heben ab«, sagte Kitchens und hasste sich dafür.
    »Ich werde nicht mit Ihnen wegfliegen«, erhob der Messing Einspruch.
    »Alle anderen erwarten es!«
    Nach wenigen Axtschlägen sprang das Schiff in die Luft, und Schreie ertönten von unten. Schüsse waren zu hören. McCurdy rannte an die Reling und brüllte: »Hört auf, ihr Idioten!«, bevor er

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