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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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würde Childress zu diesem Mann sagen? Er gab sein Bestes: »Warum? Damit Sie allein mit Ihrem Schiff sterben können?«
    »Die Five Lucky Winds ist bereits tot. Dies ist ihr Begräbnis, damit sie in die nächste Welt übergehen kann.« Er ließ etwas in eine kleine Schachtel gleiten, packte Wang am Arm und riss ihn mit sich ins Gebäude. Sie kamen durch ein zerstörtes Zimmer, erreichten einen zerstörten Flur und folgten dem Hall eiliger Schritte, bis die Explosion hinter ihnen das Gebäude so heftig erbeben ließ, dass es sie zu Boden warf.
    »Ich will für den Rest meines Lebens nie wieder Feuerwerk sehen«, stöhnte Wang.
    »Ich werde nie wieder zur See fahren.« Leung brachte sie beide auf die Beine, und sie folgten den Geräuschen der panischen Besatzungsmitglieder.

Zweiundzwanzig
    … ich werde angeklagt um der Hoffnung und
Auferstehung willen der Toten.
    Apostelgeschichte 23:6
    Boas
    Er öffnete seine Augen.
    In seinem Kopf herrschte selige Stille.
    Eine hohe Decke über ihm, Dunkelblau mit Gold und Rot. Phönixe?
    Sein Sichtfeld wirkte flach, verzerrt. Nur ein Auge funktionierte.
    Ein Gesicht tauchte vor ihm auf. Für einen Augenblick war Boas wieder mit Chens Matrosen an der abessinischen Küste. Aber dies war ein Mann, der viel älter als jeder dieser Seeleute war. Er schien auch viel zu ruhig.
    Es hatte einen Kampf gegeben.
    Boas versuchte seine Hand zu heben, aber sie bewegte sich nicht.
    »Du warst in einer sehr schlechten Verfassung, mein metallener Freund«, sagte der Mann auf Adamitisch.
    »Kein lebender Affe spricht diese Sprache«, flüsterte Boas.
    »Ich bin kein Affe, ich bin ein Mensch.« Ein faltenreiches Lächeln. »Und ich lebe schon sehr, sehr lange. Du wärst verwundert, was du alles lernen könntest, wenn du hier ein wenig Zeit verbringen würdest.«
    »Ich bin Messing«, antwortete er, diesmal auf Hebräisch. »Wir leben seit dem Tage des ersten Messing.«
    »Du bist kein Messing mehr.« Der Mann passte sich dem Sprachenwechsel an und berührte dann Boas’ Stirn an dem Punkt, an dem al-Wazir und Paolina das Chrisam aufgebracht hatten.
    Paolina!
    Sein Retter sprach weiter. »Du bist mehr als das. Genauso wie die Welt mehr als das ist, was sie seit den Jahren der Trennung durch die Schöpfung gewesen ist.«
    »Wenn ich mehr bin, warum kann ich mich dann nicht bewegen?«
    Ein trauriges Lächeln. »Weil ich zuerst deinen Prozessor repariert habe. Es befindet sich ein gefährliches Monstrum in deinem Unterleib.«
    »Das Sechste Siegel des Salomon.«
    Der alte Mann wirkte überrascht. »Des Alten?«
    »Aus einer Höhle in Abessinien.« Boas dachte einen Augenblick nach. »Es wurde dort von einem Kohen zu König Salomons Zeiten verborgen.«
    »Das waren noch Zeiten.«
    Boas stellte die wichtigste aller Fragen: »Wo ist Paolina?«
    Ein hocherfreutes Lächeln ließ das runzlige Gesicht des alten Manns erstrahlen. »Das Mädchen mit dem Schimmer. Ich befürchte, dass ich weder allwissend noch allsehend bin, und daher kann ich dir das nicht sagen.«
    » Wo bin ich?«
    »Das ist eine Frage, die sich jedes denkende Wesen im Laufe der Zeitalter gestellt hat.« Er beugte sich zu ihm herab. »In diesem Fall befindest du dich im Jadetempel auf der Mauer.«
    Eine Frau tauchte in Boas’ Blickfeld auf. Nachdem sie ihn eingehend betrachtet hatte, sagte sie auf Chinesisch zu dem Mann: »Eure Heiligkeit, ich würde gerne zurückkehren, aber mir fehlt die Möglichkeit dazu.« Boas verstand sie gut genug.
    »Alles wird sich ergeben«, antwortete der alte Mann auf Hebräisch.
    »Ich will mich nicht ergeben«, flehte Boas ihn an. Er wollte unbedingt seinen Körper bewegen können, aber er schien nicht viel mehr als ein sprechender Kopf zu sein. »Ich muss zu Paolina zurückkehren.«
    »Du wirst nirgendwo hingehen, mein metallener Freund.«
    Die Frau sah ihn erneut aufmerksam an und wechselte dann ebenfalls ins Hebräische. »Ich glaube, du hast sie alle gerettet. Du hast die Briten lange genug aufgehalten, bis Hilfe eintreffen konnte.«
    Unzusammenhängende Erinnerungsfetzen blitzten vor seinem inneren Auge auf. »Nein«, sagte Boas langsam. »Das war das Siegel. Ich war … aus meinem Kopf … verschwunden. Ich war zu schwer verwundet worden. Das Siegel hob mich vom Boden auf und zwang mich, die letzten Minuten durchzustehen.«
    Der alte Mann legte seine Hand wieder besänftigend auf Boas’ Stirn. »Dann hat es in diesem Fall vielleicht seine Aufgabe erfüllt. Vielleicht hast du in diesem Fall deine Aufgabe

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