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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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Blut und der Donner des Siegels waren ebenso vorhanden, doch sie waren nun nur noch ein Teil seiner Gedanken.
    Jemand räusperte sich.
    Boas stellte fest, dass er seinen Kopf bewegen konnte. Ein alter Mann in safranfarbenem Gewand saß neben ihm.
    Der Jade-Abt.
    »Willkommen aufs Neue.« Seine dunkelbraunen Augen funkelten, aber Boas konnte die dahinterstehende Emotion nicht erkennen. »Ich glaube, dass du nun kein Messing mehr bist. Deine Gedanken sind nun auf unterschiedliche Art aufgegliedert, komplex. Ich glaube, du bist menschlich geworden.«
    »Warum würde ich ein Mensch sein wollen?«, fragte Boas.
    »Warum will überhaupt jemand ein Mensch sein? In deinem Fall ist es die Liebe zu einer Frau.« Der Jade-Abt lächelte. »Du wirst noch eine ganze Zeit nicht aufstehen können, aber ich habe dafür gesorgt, dass du dich wohler fühlst. Ich befürchte, dass du noch recht lange hierbleiben wirst.«
    »Was ist mit Paolina?« Boas wurde in diesem Moment klar, dass er unbedingt ein Mensch sein wollte, wenn das Dasein eines Menschen bedeutete, mit Paolina zusammen zu sein. Der Gedanke, ohne sie weiterzuleben, war unerträglich. Sie konnten nicht wie die anderen Affenmenschen Ehemann und Ehefrau sein, denn es war schon zu viel geschehen, um ihrer Liebe mit Unschuld zu begegnen.
    Doch er würde alles dafür tun, um mit ihr wiedervereint zu sein.
    »Das liegt allein am Mädchen«, sagte der Jade–Abt. »Sie weiß, dass es hier einen Platz für sie gibt.«
    »Auf der Mauer, zwischen den Welten.«
    »Die Welten wachsen zusammen. Ich glaube, dass sie diese Verbindung herstellen wird.«
    »Hier am Gelenk zum Himmel.« Boas schloss die Augen. »Ich bin verloren, Sir.«
    Er spürte erneut die Hand auf seinem Gesicht, eine sanfte Berührung, die ihn nur kurz streifte und dann wieder verschwand. »Wir sind alle verloren, mein Messingfreund. Wir werden allein geboren, wir sterben allein, und nur wenn wir Glück haben, dann finden wir einen Weg, der uns und unsere Seele in angenehmer Gesellschaft durch das Leben führt.«
    Seine Augen brannten. Tränen? Das war nicht möglich. »Können Sie sie hierher bringen?«
    »Nur sie selbst kann sich hierher bringen. Du kannst sie nicht zu dir rufen, ganz egal, wie groß deine Liebe ist. Nur sie kann sich dazu entscheiden, an deiner Seite zu sein.«
    Boas wurde klar, dass er keine Wahl hatte, außer vom Verlangen erfüllt zu sein. Sie wusste, wie er für sie empfand, sie wusste, wie sie ihn finden konnte. Es lag alles nur an Paolina.
    Die Gedankengänge in seinem Kopf waren hektisch und durcheinander, nicht unangenehm, aber eben nicht einfach. Er versuchte zuzuhören, herauszuhören, was sie von sich gaben, aber so wie er sie eben hatte schweigen lassen wollen, so verlangte es ihn nun danach, alles zu hören, was sie zu sagen hatten.
    War es das, was die Menschen auszeichnete? Das Unmögliche zu wollen und die Gedanken nicht in ihrer Gänze erfassen zu können?
    Wenn das der Preis war, den er für seine Liebe bezahlen musste, dann war er dazu bereit.
    Gashansunu
    Die Schweigende Welt schien heller als je zuvor. Die Leben um sie herum brannten wie Leuchtfeuer, doch viele der Seelen flackerten auf und erstarben, noch während sie sie ansah.
    Ein großes Feuer brannte in der Nähe, und Gashansunu folgte seinem Schein.
    Als sie sich ihm näherte, erkannte sie ein ihr vertrautes Licht. Paolina, das Mädchen, das von jenseits ihrer Welt gekommen war. Ihre Farbe und Struktur war selbst an diesem Ort zu erkennen. Gashansunu näherte sich dem tröstenden Glühen.
    Das größere Licht erhob sich auf der anderen Seite, wie der älteste Hauspriester in der Schweigenden Welt, und verband große Macht und Potenzial mit den Pfaden der Geschichten und Legenden und Liebe und Hass, alles in einem wirbelnden Knoten ineinander verbunden. Ein Oberhaupt mit goldener Krone lag hier aufgebahrt, bereit, ihre Energie freizugeben, um mit der solcherart befreiten Gewalt eine neue Generation der Macht in der Schattenwelt hervorzubringen.
    Sie glitt in Paolinas Licht hinein und spürte, wie sich ein angenehmes Gefühl breitmachte. Als ob ihr eigenes wa zurückgekehrt wäre.
    Nein, wurde Gashansunu in diesem Augenblick klar. Sie war das wa .
    Das große Licht ergoss sich in die Leere, und aus ihm erwuchsen tausend leuchtend helle Schlangen, die sich in der Schweigenden Welt verbreiteten und eine glühende Spur hinterließen. Einige sprangen in Paolina hinein, einige in die Seelenfeuer, die um Gashansunus Wirt

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