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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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überwindendes Hindernis. Sie hatte nie über seine wahre Bedeutung nachgedacht. Und auch nie an die Möglichkeit gedacht, dass es Orte in der Schattenwelt geben könnte, die sie nicht zu erreichen vermochte.
    Hatte Gashansunu das verstanden?
    Ihre Mannschaft schlurfte an ihr vorbei. Paolina wollte sofort zu Boas rennen; nur die Worte des Mönchs hielten sie zurück.
    »Die Spitze ist anders«, sagte sie. »Weder Nördliche noch Südliche Hemisphäre.«
    Der Mönch zuckte mit den Achseln. »Wenn ein Fluss ins Meer fließt, wem gehört dann das Wasser?«
    »Das hier ist wichtiger«, antwortete Paolina. »Das hier ist die Welt. Gottes Schöpfung. Jede Seite hat ihren eigenen Weg, verspottet aber auf ihre Weise die andere. Engel im Norden, geflügelte Wilde im Süden. Bauernhöfe und Fabriken auf der einen Seite und ein von Dschungel überwuchertes Eden auf der anderen. Industrie hier gegen Magie dort. Unterschiedlich, und doch nicht ohne Berührungspunkte. Es gibt zwischen beiden Seiten immer wieder Übergänge.«
    Der Mönch nickte aufmunternd.
    Paolina verfolgte den Gedanken zu seiner logischen Schlussfolgerung. »Die Welt ist genauso aufgeteilt wie der menschliche Geist, steckt voller Widersprüchlichkeiten, mit Logik gegen Vorstellungskraft, mit dem Wort auf der einen und dem Bild auf der anderen Seite. Genau wie der menschliche Geist funktioniert sie am besten, wenn die Widersprüchlichkeiten ineinander überfließen und sich ergänzen.«
    »Weißt du, was die Goldene Brücke ist?«, fragte der Mönch.
    »Ja.« In diesem Augenblick war alles so offensichtlich. »Die Mauer selbst. Es ist keine Teilung, es ist die Verbindung beider Hälften, so wie der träumende Geist Gottes erwacht und sich in Gedanken dem gegenübersieht, was als Nächstes geschehen mag.«
    »Die Mauer«, sagte der Mönch. »Und du. Jede Brücke hat einen Wächter.«
    »Einen Troll«, antwortete Paolina lachend. »Und hier ist dann der freie Wille, von dem Hethor gesprochen hatte. Er entsteht in der Mitte der Überbrückung von Glauben und Verstand.« Es ergab für sie nun fast Sinn, und ihre Überlegungen versprachen weitere Erkenntnisse, wenn sie erst die Zeit dazu hatten, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. »Der Schimmer gehört hierher, nicht in eine der beiden Welthälften. Er ist ein Quell des freien Willens.«
    »Ja.« Der Mönch sah sie nun grimmig und angespannt an.
    »Nun, wo ist mein geliebter Boas?«
    »Ich bringe dich zu deinem Messing.« Der Mönch entbot ihr seinen Arm. »Er wird vom Jade-Abt betreut, einem Mönch, der sogar älter ist als ich. Und das ist eine ziemliche Leistung, wie ich dir verraten darf.«
    Sie folgten den letzten Verwundeten auf ihrem Weg durch den Wald und sahen zu, wie der Nieselregen Teile der Welt in breite graue Streifen teilte. »Dieser Jade-Abt … Ich hoffe, er ist nicht so ein Narr wie die vielen, die ich bisher kennengelernt habe.«
    »Was glaubst du, wer die Mauer so lange bewacht hat?«
    Ihre Füße waren nass, ihr Körper schmerzte überall, doch es war ihr egal. Boas wartete auf sie und mit ihm vielleicht ein Schicksal, wo eine uralte, große Macht ihnen Schutz gewährte, ohne die Taschenuhr für sich beanspruchen zu wollen. Etwas flüsterte in ihrem Hinterkopf. Fremd, aber vertraut. Gashansunu?
    Nicht die Hexenmeisterin, wie ihr klar wurde. Oder nicht einfach nur Gashansunu. Paolinas wa hatte sie gefunden.
    Wang
    Ein Hand voll Engländer in gemusterten Röcken lugte in den Raum. Nur vier von ihnen waren noch übrig – Kitchens, der englische Seebär, die Bibliothekarin und Wang.
    Die Soldaten stürmten mit erhobenen Gewehren in den Raum, aber sie schossen nicht. Ein müder Offizier war unter ihnen, schlank, mit einem Schnauzbart. Er spielte mit den Haaren über seiner Lippe, während er sich einen Überblick über das Blutbad verschaffte.
    »Es ist also getan, sehe ich.«
    »Dies ist getan«, sagte der Sonderbeauftragte. »Bernard Forthright Kitchens, Sonderbeauftragter der Admiralität. Ihre Kaiserliche –«
    Der Offizier unterbrach ihn mit einer erhobenen Hand. Zu Wangs Überraschung schwieg Kitchens. »Sie hat in den letzten zwei Jahren einige Wenige um Hilfe gebeten. Die Cameron-Highlander wurden hier postiert in der Hoffnung, dass eine Lösung gefunden würde.«
    »Postiert?«, fragte Kitchens mit Misstrauen in der Stimme. »Von wem?«
    »Gentlemen.« Childress schnitt beiden das Wort ab. Ihre Stimme klang kühl, aber auch elend. »Wenn uns nicht eine sofortige Hinrichtung bevorsteht,

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